Spielspaß '20 – Das Jahrbuch für Spielbegeisterte
Auf über 100 Seiten Services und Storys über Brett- und Kartenspiele. Zum Beispiel alles über 25 Jahre "Catan" und andere Geburtstagskinder. Corona und die Folgen für Spieler, Veranstalter und Verlage. Und für Schnäppchenjager Hunderte Spiele in der "Roten Liste".
Auf über 100 Seiten Services und Storys über Brett- und Kartenspiele. Zum Beispiel alles über 25 Jahre "Catan" und andere Geburtstagskinder. Corona und die Folgen für Spieler, Veranstalter und Verlage. Und für Schnäppchenjager Hunderte Spiele in der "Roten Liste".
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
CORONA UND DIE FOLGEN
Statements
Gleichgesinnter wurden auseinandergerissen. Hobby
heißt, dass man mit Menschen zusammenspielt,
mit denen man zumeist nicht viel zu tun hat – man
teilt die gemeinsame Leidenschaft fürs Brettspiel.
So wie sich Hobbyfußballer sonntagnachmittags im
Park zu einer Interessensgemeinschaft formen – zu
mehr aber nicht. Nur zögerlich lädt man die Mitspieler
in die eigenen Wände ein, und Spieletreffs,
Events oder gar Messen fallen teilweise noch längere
Zeit aus. Ob und wie sich das auf das Spieleangebot
auswirkt, wird sich in den nächsten Monaten
zeigen. Manches wird verschoben, manches wird
vielleicht auch gar nicht erscheinen. Ich nehme
an, dass es eine quantitative Delle geben wird, und
hoffe, dass es trotzdem viele qualitativ hochwertige
Spiele gibt.
Manches wird man in den virtuellen Raum verlagern.
Das funktioniert, aber nur bis zu einem gewissen
Maße. Nicht ohne Grund belegt man Brettspiel
mit dem Schlagwort „analog“. Und genau deshalb
lassen sich Gesellschaftsspiele, und alles was damit
zusammenhängt, niemals vollständig ins Internet
verlagern. Es bleibt ein Surrogat. Die Digitalisierung
deines Lieblingsbrettspiels reicht niemals ans Original
heran. Man merkt dann erst, wie wichtig das
physische Umgehen mit Figuren und Würfeln ist.
Und das breite Publikum wird eh nicht nachvollziehen
können, warum man am PC oder Smartphone
ein Brettspiel simulieren sollte, wo doch Videogames
dem Medium perfekt angepasste Erlebnisse
bieten.
Die Gemeinschaft am Spieltisch lässt sich auf
Dauer durch nichts ersetzen. Das wird in Zeiten von
Corona deutlicher denn je.
Harald Schrapers, Vorsitzender der Jury
Spiel des Jahres, Duisburg
Redakteursarbeit
nicht allzu verändert
Die Corona-Krise hat viele
Branchen schwer getroffen
und die langfristigen Folgen
sind noch nicht abzusehen.
Für die Spielebranche lief das Ganze bisher jedoch
recht glimpflich ab – man darf es kaum sagen, aber
ich nehme mal an, dass die Verkäufe sogar eher gestiegen
sind. Zum einen sind Spiele generell ziemlich
krisensicher, zum anderen waren die Leute in
dieser speziellen Situation gezwungen zuhause zu
bleiben und sich miteinander zu beschäftigen. Vor
allem bekannte Spiele und Klassiker sollten davon
profitiert haben.
Und genau hier liegt die Herausforderung für die
kommenden Monate: Wie schaffen wir es im Herbst
bzw. Winter neue Spiele zu präsentieren? Die üblichen
Spieleveranstaltungen werden ja bis auf Weiteres
nicht in physischer Form stattfinden können.
Ich bin gespannt, inwiefern digitale Konzepte hier
eine hinreichende Alternative bieten können.
Um dafür vorbereitet zu sein, haben wir bei den
Heidelbären bereits an virtuellen Veranstaltungen
wie der VGC von Boardgamegeek oder der Gen Con
Online teilgenommen. Voice-Chat, Landingpages,
Plattformen wie Tabletopia oder Tabletop Simulator,
Zeitpläne für Demorunden, Streaming – vieles
davon ist für uns Neuland und stellt auch für die
Spieler eine gewisse Hürde dar. Diese Hürden müssen
wir abbauen, um möglichst viele Kontakte auf
den digitalen Veranstaltungen zu ermöglichen.
Ich glaube jedoch nicht, dass das virtuelle Spielen
das gemeinsame Ausprobieren von neuen Spielen
am Tisch langfristig ersetzen kann. Einige Spiele
sind für die digitale Präsentation nicht so gut geeignet.
Was für ein ohnehin langes Strategiespiel ohne
viel Interaktion akzeptabel ist, entfaltet bei anderen
Spielen nicht annähernd denselben Reiz.
Aus redaktioneller Sicht jetzt auf die Entwicklung
dieser Spiele zu verzichten, halte ich jedoch nicht
für zielführend. Daher hat sich für meine Arbeit als
Redakteur eigentlich nicht allzu viel geändert und
wir setzen unsere aktuellen Projekten wie gewohnt
fort. Natürlich macht man sich Gedanken, ob man
auch mal eine Solo-Variante mit in die Regel aufnimmt,
aber das ist ein Trend, den es schon vor
Corona gab.
Große Spieleveranstaltungen werden sicher noch
länger problematisch sein, aber das gemeinsame
Spielen mit Freunden ist zum Glück wieder möglich.
Vielleicht hat sogar der ein oder andere das
Spielen während des Lockdowns für sich (wieder)
entdeckt. Insofern blicke ich optimistisch in die Zukunft
und hoffe für uns alle, dass bald ein Impfstoff
gefunden wird.
Matthias Wagner, Project Manager
HeidelBÄR Games, Miltenberg
24
spielwiese.at Jahrbuch 2020