Spielspaß '20 – Das Jahrbuch für Spielbegeisterte
Auf über 100 Seiten Services und Storys über Brett- und Kartenspiele. Zum Beispiel alles über 25 Jahre "Catan" und andere Geburtstagskinder. Corona und die Folgen für Spieler, Veranstalter und Verlage. Und für Schnäppchenjager Hunderte Spiele in der "Roten Liste".
Auf über 100 Seiten Services und Storys über Brett- und Kartenspiele. Zum Beispiel alles über 25 Jahre "Catan" und andere Geburtstagskinder. Corona und die Folgen für Spieler, Veranstalter und Verlage. Und für Schnäppchenjager Hunderte Spiele in der "Roten Liste".
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GEBURTSTAGSKINDER
25 Jahre
vergaben. Das war zuvor noch nie vorgekommen.
Auch der Deutsche Spielepreis ging an das Spiel –
nur eine von vielen Auszeichnungen, die Die Siedler
von Catan noch einheimsen sollte.
Dabei war das Spiel für die damaligen Verhältnisse
keine leichte Kost. Für ein Familienspiel verlangte
es den Spielern ein relativ hohes Maß an strategischer
Überlegung ab, obwohl auf den ersten Blick ja
nur zwei Würfel das Sagen haben. Dann ist da noch
das Sammeln und Handeln mit verschiedenen Ressourcen,
man trachtet danach Siedlungen zu bauen
und zu Städten zu erheben, verbindet sie mit Handelsstraßen,
platziert einen Räuber, darf nicht mehr
als sieben Karten besitzen … „Auch ich habe meine
ursprüngliche Meinung revidiert, dass es nicht
mehrheitsfähig sei“, schrieb Spielwiese-Herausgeber
Arno Miller alsbald, „Spiele mit Nicht- Freaks haben
mich überzeugt.“ Dass Die Siedler von Catan
in Windeseile beim Publikum ankam – und verstanden
wurde –, das lag auch am Novum einer Spielanleitung,
die mit einem Vorschlag, wie man die allererste
Partie aufbaut und das Spiel beginnt, bequem
und anschaulich ins Regelwerk einführt. „Ich bevorzuge
Spiele mit einer überschaubaren Spieldauer,
die man an einem Abend auch zwei- oder dreimal
hintereinander spielen kann“, schreibt Klaus Teuber
in seinem Buch „Mein Weg nach Catan“ (siehe Seite
57), „ein nicht zu hoch dosierter Glücksanteil ist mit
willkommen, der das Spiel nicht berechenbar macht
und langes Grübeln über die besten aller möglichen
strategischen Züge verhindert.“ Und: Bei Catan gebe
es keine Verlierer, „es gibt nur Unglücksraben“.
VERKNAPPUNG. Vor allem der Umstand, dass jeder
Spieler zu jeder Zeit ins Geschehen eingebunden
ist, war die beständige Königsidee des Spiels. Sie
überzeugt auch heute noch. Teubers Mischung und
Neuordnung der unterschiedlichen, durchaus schon
als Einzelelemente vorhandenen Mechanismen war
der Wegbereiter in eine neue Ära. Gerade weil bei
Die Siedler von Catan alles so reibungslos funktioniert
und schlüssig ist und jede Partie anders verläuft,
fassten Verlage und Autoren schnell den Mut,
mehr dieser Art zu wagen und die Spieler waren bereit
sich darauf einzulassen.
Die Saat war ausgebracht für eine bis heute anhaltende
Flut an Entwicklungs-, Aufbau-, Worker-Placement-Spielen,
German Games, Eurogames, oder
wie immer man diese Gattung nennen mag. Seit den
„Siedlern“ zieht sich wie ein roter Faden der Umgang
mit der spielmechanisch forcierten Ressourcenverknappung
durch die Spielgeschichte.
Freilich würde es, käme das Spiel heute als Neuheit
auf den Markt, als nicht besonders komplex
empfunden. Was den Anspruch anbelangt, wurde
die Latte immer höher und höher gelegt. Eingefleischte
Kennerspieler würden es womöglich links
liegen lassen, weil sie mittlerweile andere Ansprüche
an die Herausforderung durch ein Brettspiel
stellen. Und für das Genre der klassischen Familienspiele,
wo das Basisspiel von Catan nach heutigen
Maßstäben einzuordnen ist, bröckelt die Zielgruppe
weg. Möglicherweise wäre es sogar ein Flop.
Keineswegs ist es aber so, dass Catan von seiner
Vergangenheit lebt. Seine – nochmals: aus heutiger
Sicht! – verhältnismäßige einfache Komposition ist
unbestritten genial. Wer Mensch ärgere Dich nicht
hinter sich lassen will und höhere Weihen anstrebt,
wird von diesem Spiel angefixt. Das ist das Eine. Das
Andere: Schon 1995 war in Die Siedler von Catan
die DNA für ein weit größeres und umfassenderes
Spielerlebnis angelegt. Klaus Teuber hatte bereits
viele Teile des Catan-Universums, wie wir es heute
kennen, in seinen Prototypen eingebaut. Um die
Chance zu wahren, dass seine Spielidee auch tatsächlich
einen Verlag findet, musste er sie zuerst
einmal abspecken. So war die Zeit.
ERFOLG. Klaus Teuber war überzeugt, ein sehr gutes
Spiel ersonnen zu haben, zweifelte aber daran,
dass Franckh Kosmos dafür der richtige Verlag war.
Die edle Spieleserie der Stuttgarter war als teuer verschrieen
und deswegen ein Ladenhüter, zumindest
eine wenig beachtete Raritätensammlung. Reiner
Müller, damals für die Redaktionsarbeit zuständig,
brach das Eis, indem er Teuber versicherte, das Spiel
wettbewerbsfähig für weniger als 60 DM auf den
Markt zu bringen und in einem neuen, auffälligen
Schachtelformat. Müllers Prophezeiung eines Millionensellers
tat Teuber als Fantasterei ab. Tatsächlich
war es bereits nach drei Jahren soweit. Es war das
erste Mal, stellte Teuber bei Erhalt seiner Abrechnungen
überrascht fest, dass die Verkaufszahlen eines
Spiel des Jahres im nächsten und im Folgejahr
nicht zurückgingen, sondern sogar zulegten.
Erfolg macht sexy, sagt man. Die Siedler von Ca-
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spielwiese.at Jahrbuch 2020