BAUSTELLE CAMPUS WU - Bauweb
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Fotos: R. Seeböck / A. Riell<br />
editorial<br />
Marge vor Umsatz: Kommt ein neues<br />
Preisbewusstsein in der Bauwirtschaft?<br />
Zwei aktuelle Branchen-Events, der Betontag 2012<br />
und der fast zeitgleiche Metallbautag, gaben Mitte April<br />
die Möglichkeit, ein aktuelles Stimmungsbild aus verschiedenen<br />
Bereichen der Baubranche einzufangen. Der einheitliche<br />
Tenor: Die Auftragslage stimmt, Arbeit ist vorhanden,<br />
aber die Marge treibt viele Betriebe in Existenznöte. Ein<br />
Umstand, zu dem ein Big-Player in der Bauindustrie Anfang<br />
Mai klare Worte fand: DI Johannes Dotter, der mit Jahresbeginn<br />
zum neuen CEO der Alpine Holding GmbH bestellt<br />
wurde, sagte im Rahmen eines<br />
Pressegespräches: „Bei all unseren<br />
Aktivitäten gilt in Zukunft: Marge<br />
geht vor Umsatz! Im Sinne einer<br />
selektiven Projektakquise werden<br />
wir es uns leisten, Nein zu sagen.“<br />
Klare Worte, die alles andere als<br />
selbstverständlich sind, denn um<br />
die Auslastung für den eigenen Betrieb<br />
sicherzustellen, drückt so<br />
mancher Firmenchef das Preisniveau<br />
eben noch ein weiteres kleines Stück nach unten.<br />
Bleibt abzuwarten, wie die Branche auf diesen Vorstoß reagiert<br />
und ob hier der Startschuss für ein neues Preisbewusstsein<br />
in der Baubranche gefallen ist.<br />
Ein Bereich, der schon heute zum überwiegenden Teil zur<br />
Auslastung der heimischen Bauwirtschaft beiträgt, ist die<br />
Sanierung. Ihr widmete sich die Fachveranstaltung „Auf<br />
Kurs in Richtung 2020“ in der WKO in Wien. Interessante<br />
Aussagen kamen dabei unter anderem von LAbg. Mag.<br />
Christoph Chorherr (Die Grünen): „Wir sind politisch auf<br />
allen Ebenen, auch in Wien, weit davon entfernt, mit den<br />
momentanen Sanierungsraten in den Bereich zu kommen,<br />
der seitens EU kurz-, mittel- und langfristig gefordert wird.<br />
Unser Titelbild zeigt<br />
Mit dem Studienjahr 2013/2014 wird die Wirtschaftsuniversität Wien vom derzeitigen<br />
Universitätszentrum Althanstraße auf den neuen Campus <strong>WU</strong> in Wien-Leopoldstadt<br />
übersiedeln. Auf rund 90.000 m2 entsteht nach den Plänen von fünf internationalen<br />
Star-Architekten zurzeit zwischen Prater und Messegelände mit dem neuen Campus<br />
<strong>WU</strong> ein zukunftsorientiertes Universitätskonzept. Im Bild DI Rudolf Elsenwenger,<br />
Bauleitung ARGE ÖBA Campus <strong>WU</strong>, vor dem spektakulären Library- and Learningcenter,<br />
das als Herzstück und Zentrum des neuen Campus gilt. Es wurde von der renommierten<br />
Architektin Zaha Hadid entworfen. Lesen Sie mehr darüber ab Seite 4.<br />
bau<br />
magazin<br />
z<br />
Die Sanierung braucht Fördermittel und Fördermittel werden<br />
immer knapper. Ohne Ordnungspolitik wird es nicht<br />
möglich sein, die Sanierungsrate zu erhöhen!“ Dr. Margarete<br />
Czerny, eine ausgewiesene Expertin von der Donau-Universität<br />
Krems, verwies nicht nur auf die im Raum stehenden<br />
Strafzahlungen angesichts der Verfehlung der Kyoto-Ziele,<br />
sondern auch darauf, dass der Erwerb von Verschmutzungsrechten<br />
ohne Gegenmaßnahmen in einem hohen Maße weiter<br />
steigen wird. „Der Zukauf der Emissionsrechte ist nicht<br />
inlandwirksam und leistet auch keinen<br />
Beitrag zur heimischen Konjunkturbelebung.<br />
Nicht Einschränkung<br />
der Investitionstätigkeit sondern<br />
Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
für thermische Sanierungstätigkeit<br />
ist ein Gebot der<br />
Stunde“, so Czerny. Gewohnt wortgewaltig<br />
machte sich SR DI Dr.<br />
Christian Pöhn als Leiter des Bauphysiklabors<br />
der MA 39 einige Gedanken<br />
zum Thema Gründerzeithaus: „Wenn man bei einem<br />
Gründerzeithaus all jene Bereiche angreift, die man problemlos<br />
angreifen kann – oberste Geschossdecke, Kellerdecke,<br />
Hoffassade – und das Lüften einer kontrollierten Wohnraumlüftung<br />
überlässt, dann können wir den Zielwert zwar nicht<br />
ganz erreichen, weil wir zugunsten des Stadtbildes die Fassade<br />
nicht saniert haben, aber das ist ein sehr vernünftiger<br />
Kompromiss, über den es nachzudenken gilt.“ Bleibt nur zu<br />
hoffen, dass einige dieser Anregungen ihren Weg bis in die<br />
Köpfe unserer politischen Entscheidungsträger finden!<br />
Ing. Alexander Riell<br />
alexander.riell@weka.at<br />
MEINUNG<br />
www.bauweb.co.at bm 2 2012 | 1