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Panorama - GELD-Magazin

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Staatsbudget ° Brennpunkt<br />

bank schon 1997 – erfolglos – aufgezeigt, als<br />

sie sich auf die Spur der Schuldenwirtschaft<br />

begab und zu dem Ergebnis gelangte: „Als<br />

Warnzeichen muss insbesondere gelten,<br />

dass der Anstieg der Schuldenquote in den<br />

letzten Jahren […] wesentlich mit der hohen<br />

Zinsbelastung zusammenhängt. Damit<br />

nährt sich die Verschuldung aus sich selbst<br />

heraus.“ Da mit der Neuverschuldung fortgefahren<br />

wird wie in den vergangenen Jahrzehnten,<br />

wird der Schuldenberg zulasten<br />

der nachfolgenden Generationen immer<br />

schneller und steiler wachsen.<br />

StaatSverSchuldung wächSt Seit<br />

langeM Schneller alS daS biP<br />

Gefährlich destabilisierend wirkt das<br />

unterschiedliche Wachstumstempo: Wenn<br />

die Staatsverschuldung schneller wächst als<br />

das BIP, schlittert der Staat dem Bankrott<br />

entgegen. Der britische Wirtschaftshistoriker<br />

Niall Ferguson diagnostiziert daher:<br />

„Hohe Verschuldung und langsames Wachstum<br />

bringen sogar Imperien zu Fall“.<br />

Das österreichische Bruttoinlandsprodukt<br />

hat sich beispielsweise seit dem Jahr<br />

1970 etwas mehr als verzehnfacht. Die Finanzschulden<br />

des Bundes stiegen hingegen<br />

um das 55fache und erreichten Ende 2011<br />

die stolze Summe von 220,74 Milliarden<br />

Euro, womit sie um 9,1 Prozent über dem<br />

Vergleichswert des Vorjahres lagen. Das nominelle<br />

BIP, im Unterschied zum realen unbereinigt<br />

um die Inflation, stieg nur um fünf<br />

Prozent. Mit dem daraus resultierenden<br />

Anstieg auf mehr als 73 Prozent des BIP war<br />

die Dynamik also ungebrochen.<br />

• Die Bankenrettung wird alljährlich<br />

mit großer Wahrscheinlichkeit weitere<br />

„nicht vorhergesehene“ Milliardenbeträge<br />

verschlingen.<br />

• Für eine Griechenland-Hilfe drohen<br />

gleichfalls Belastungen aus übernommenen<br />

Garantien, nachdem die<br />

Medienberichte über die Notwendigkeit<br />

eines weiteren Schuldenschnitts<br />

daran keinen Zweifel lassen.<br />

• Die offiziell von Maria Fekter pro-<br />

10 ° www.geld-magazin.at<br />

gnostizierte Staatsschuld soll 2016<br />

bei 70,8 Prozent des BIP halten.<br />

Dieser Wunsch wird aber kaum in Erfüllung<br />

gehen. Denn trotz unerwartet<br />

hoher Steuereinnahmen stiegen die<br />

Schulden auch 2011 auf 72,4 Prozent<br />

des BIP und werden 2012 laut<br />

Voranschlag 74,7 Prozent erreichen,<br />

um 2013 bereits bei 75,4 Prozent zu<br />

landen.<br />

• Die in Wirtschaftsunternehmen<br />

Anstatt des Vergleichs der Staatsschulden<br />

mit dem Bruttoninlandsprodukt (BIP)<br />

wäre daher der direkte Vergleich des Schuldendienstes<br />

mit den Steuereinnahmen des<br />

Staates sinnvoll und allein aussagekräftig.<br />

Denn von diesen muss der Zinsendienst ja<br />

bezahlt werden. Da während der Rezession<br />

2009 die Steuereinnahmen zurückgingen,<br />

die Zinszahlungen aber weiter stiegen, öffnete<br />

sich die Defizit-Schere noch weiter.<br />

Dies und die Milliarden für die Bankenrettung<br />

hatten die europäischen Staaten über<br />

die Grenzen des längerfristig Machbaren<br />

getrieben. Irland, Griechenland, Portugal<br />

und Spanien waren nur die Ersten. Andere<br />

werden folgen. Gemessen an den Steuereinnahmen<br />

von netto rund 41,9 Milliarden<br />

Euro (nach Abzug der Überweisungen an<br />

Länder und Gemeinden) ergab sich für das<br />

Jahr 2011 in Österreich eine Zinssteuerquote<br />

von 16,2 Prozent. Das heißt: ungefähr jeder<br />

sechste Euro der Steuereinnahmen des<br />

Bundeshaushalts entfiel auf Zinsausgaben.<br />

Öbb reiSSt neue lÖcher in den<br />

StaatShauShalt<br />

Doch die künftigen Zinszahlungen an<br />

die Gläubiger der Republik sind noch nicht<br />

alles, was die Finanzministerin bei ihrer<br />

Vorschau vor den Bürgern verschwiegen<br />

hat. Unter anderem hat der Staat nämlich<br />

auch für den Ausbau der Eisenbahn-Infrastruktur<br />

geradezustehen. Wegen Investitionen<br />

der Infrastruktur sind die Gesamtverpflichtungen<br />

für die ÖBB um 40,729 Milliarden<br />

auf 43,384 Milliarden Euro angewachsen.<br />

Die Vereinbarungen wurden aber<br />

ausgelagerten Schulden betragen<br />

inzwischen mehr als 50 Milliarden<br />

Euro und werden künftig auf jeden<br />

Fall budgetrelevant. Sie betreffen: die<br />

Autobahngesellschaft ASFINAG, die<br />

Bundesimmobiliengesellschaft (BIG)<br />

und die ÖBB mit 36 Milliarden, Krankenanstaltenbetriebsgesellschaften<br />

mit zwei Milliarden und kommunale<br />

marktbestimmte Betriebe mit mehr als<br />

12,5 Milliarden Euro. Wenn man diese<br />

bereits 2010 auf Basis von sechsjährigen<br />

Rahmenplänen der ÖBB mittels Gesetz getroffen<br />

und jene Zuschüsse näher determiniert,<br />

mit denen sich der Bund zu jährlichen<br />

Zahlungen verpflichtet.<br />

Darüber hinaus ist der Bund auf Basis<br />

eines Staatsvertrags mit Italien aus dem Jahr<br />

2004 zusätzlich zu einem bereits zuvor beschlossenen<br />

Rahmenplan verpflichtet, Zahlungen<br />

für die Errichtung des Brenner-<br />

Basistunnels zu 100 Prozent zu leisten. Diesbezüglich<br />

kritisierte der Rechnungshof<br />

schonungslos, dass per 31. Dezember 2011<br />

der Stand der Schulden bei dieser Finanzposition<br />

10,835 Milliarden Euro, jener der<br />

Verpflichtungen aber tatsächlich 43,366<br />

Euro betragen habe.<br />

Diese Verschleierungen festigen die Bedenken<br />

bezüglich der Budgetplanung und<br />

der Machbarkeit, wenn der Fiskalpakt 2013<br />

inkraft tritt. Da sich diese Finanzverpflichtungen<br />

kaum nennenswert verringern lassen,<br />

schlittert Österreich langsam, aber sicher<br />

der Zahlungsunfähigkeit entgegen. Mit<br />

dem Fekter’schen Steuerinkasso bei österreichischen<br />

Steuerflüchtlingen in der<br />

Schweiz und der Finanztransaktionssteuer<br />

ist es nämlich nicht getan. „Herr und Frau<br />

Österreicher können sich auf mich als Finanzministerin<br />

verlassen“, tönte sie im Parlament.<br />

Das stimmt. Aber in anderer Hinsicht,<br />

als es der ahnungslose Steuerzahler<br />

glaubt. Maria Fekter hat nämlich der Republik<br />

binnen einem Jahr allein 50 Milliarden<br />

mehr an Zahlungsverpflichtungen aufgehalst.<br />

Da schlägt sie locker alle ihre Vorgänger.<br />

Darauf ist Verlass.<br />

zU allem ÜBeRflUSS mÜSSen aUCH noCH folgende eventUalitäten BeRÜCkSiCHtigt weRden:<br />

Schulden dazurechnet (die bis 2017<br />

sicher von Eurostat als den Schulden<br />

zurechenbar erklärt werden), dann erhöht<br />

sich die Staatsverschuldung auf<br />

82,6 Prozent des BIP.<br />

• Die Schulden aus schlagend gewordenen<br />

Garantien des Staates sind<br />

von 2007 bis 2010 auf 129 Milliarden<br />

Euro (plus 48 Prozent) gestiegen.<br />

Mit einem weiteren Anstieg ist zu<br />

rechnen.

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