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Panorama - GELD-Magazin

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die folGen der krise:<br />

1. Unser Wirtschaftssystem am Limit<br />

Der Kapitalismus, eine beispiellose Erfolgsgeschichte<br />

gegenüber jedem anderen Wirtschaftssystem,<br />

hat einen Haken. Er hat uns vorangebracht, aber auch<br />

dementsprechend an den Rand. Man müsste einfach<br />

wissen, wie weit man zu weit gehen kann. Doch dieses<br />

Wissen scheint vielen handelnden Personen abhanden<br />

gekommen zu sein.<br />

2. Unsere GeseLLschaft am Limit<br />

Es ist absurd, so genannte wirtschaftliche Entscheidungen<br />

nur auf die Wirtschaft zu beziehen. Die gesellschaftlichen<br />

Auswirkungen sind offensichtlich. Der<br />

Weg zurück in die Mitte der Gesellschaft ist lang. Doch<br />

die einen sind dafür, die anderen sind dagegen und die<br />

Dritten wissen es noch nicht. Das Ergebnis ist eine Gesellschaft,<br />

die darauf wartet, dass ihr im Fallen Flügel<br />

wachsen.<br />

3. ethik Und moraL – ein knappes GUt<br />

Zu oft werden moralische Limits nach unten<br />

durchbrochen. Wir brauchen ohne Zweifel zumindest<br />

eine Minimalethik: vor allem niemandem zu schaden.<br />

Das ist wenig und viel zugleich. Gewinnstreben ist legitim,<br />

aber nur unter Berücksichtigung wesentlicher Fragen:<br />

Wie werden die Gewinne erzielt? Wie werden sie<br />

verteilt? Entsteht Schaden für Dritte?<br />

4. desiLLUsionierte GeLdWerte<br />

Noch stützt die Geldillusion das System, doch eigentlich<br />

ist Geld nichts außer Zahlenkolonnen oder<br />

bedrucktes Papier. Der Glaube an die Geldwerte kann<br />

schwinden, wenn sich immer mehr fragen, wer soll jemals<br />

diese Schulden zurückzahlen? Würde die Bevölkerung<br />

das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution<br />

noch vor dem Morgengrauen. Das System an<br />

sich ist marode. Menschen kaufen Dinge, die sie nicht<br />

brauchen, um Leute zu beeindrucken, die sie nicht mögen.<br />

Noch dazu mit Geld, das sie nicht haben.<br />

5. innovationen, die ihren namen<br />

nicht verdienen<br />

Den Finanzsektor haben seine eigenen Innovationen<br />

vom Weg, der Realwirtschaft zu Diensten zu sein,<br />

abgebracht. Aus zu vielen Banken sind Handelshäuser<br />

geworden, die mit Wertpapieren und Finanzanlagen<br />

spekulierten. Mit ihren innovativen, aber von der Realwelt<br />

abgelösten Finanzprodukten (Derivaten, Bankgarantien,<br />

Risikowetten) lassen sich zwar Unsummen<br />

von Geld verdienen, aber eben<br />

auch verlieren. Zudem schaffen<br />

solche Innovationen keinen realen<br />

Volkswohlstand, wie Sachwerte<br />

oder Arbeitsplätze. Teile<br />

der Wirtschaft entwickelten sich<br />

zu einem gigantischen Basar und<br />

manche Finanzmärkte in zu Kasinos,<br />

in denen sich Spieler mit<br />

aberwitzigen Einsätzen auf schwindelerregende Wetten<br />

einließen.<br />

6. Wirtschaften Wird nie mehr so sein,<br />

Wie es einmaL War<br />

Regierungen hinterließen, im europäischen Gedanken<br />

verhaftet, ein wirtschaftspolitisches Vakuum,<br />

das der Finanzsektor gekonnt für sich nutzte und das<br />

uns alle in ein Dilemma führte. Lösen sollen das nun<br />

staatliche Hilfen von Politikern, die durch mangelnde<br />

Entscheidungsfähigkeit glänzen. Sie reagieren oft nur<br />

mehr, anstatt zu agieren. Unbestritten strengen sich<br />

viele an, doch letztlich zählen nur Ergebnisse. Menschen<br />

und Unternehmen werden nicht zwingend an<br />

dem gemessen, wodurch ihre Krisen ausgelöst werden,<br />

sondern vielmehr daran, wie sie ihre Krisen meistern.<br />

krisenmanaGement GelinGt mit BodenhaftunG,<br />

auGenmass und zuversicht<br />

Moral entsteht nicht durch Verpflichtung, sondern<br />

durch Nachahmung. Es ist intelligent, Shackleton als<br />

Vorbild aus vergangener Zeit für unsere Zukunft ein<br />

Mandat zu erteilen. Das soziale Tempo steigt unermesslich.<br />

Wollen wir aber auf dem internationalen<br />

Markt bestehen, sollten wir verstehen, dass dies nur<br />

mit einer ausgewogenen Lebens- und Arbeitsbalance<br />

möglich ist. Grundvoraussetzung für das erfolgreiche<br />

Handeln in Krisen sind belastbare Aussagen. Die<br />

Wahrheit ist kein Kompromiss. Man kann sich dazu<br />

entscheiden. Wenn man das nicht tut, dann heißt das<br />

etwas. In Führungspostionen sind nur jene Menschen<br />

interessant, die wie Shackleton Charisma und Courage<br />

haben. Sie warten nicht, bis eine zugespitzte Situation<br />

eine Veränderung erzwingt, sondern stellen sich auf<br />

die Zukunft ein, bevor die anderen es tun.<br />

Wir haben nur eine gemeinsame Chance. Wo immer<br />

wir hingehen. Was immer wir tun. Wie auch immer.<br />

Wir Menschen wollen definitiv Hoffnung haben<br />

und nicht irgendein Krisengeschrei.<br />

Peter Baumgartner ° Geniale Grenzgänge<br />

www.peterbaumgartner.at<br />

Peter Baumgartner<br />

Geniale Grenzgänge –<br />

Limits in der Wirtschaft und am Ende<br />

der Welt<br />

272 Seiten, gebunden,<br />

40 s/w-Abb. / € 29,90<br />

ISBN 978-3-205-78798-3<br />

Böhlau Verlag Wien Köln Weimar,<br />

2012<br />

www.geld-magazin.at ° 89

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