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Saargeschichten Ausgabe 58/59 (1/2-2020)

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Reiches verstand, könnte ein Motiv für diese wohl<br />

bewusst gewählte Darstellungsweise sein, dass<br />

eine Grenze zum »Reich« erst gar nicht benannt<br />

werden sollte. Aber auch die Rückkehr des Reichslands<br />

Elsass-Lothringen nach Frankreich war<br />

offenbar noch zu neu, um bereits akzeptiert zu<br />

werden. Es finden sich westlich der Saargebietsgrenze<br />

sowohl die Bezeichnung »Elsass-Lothringen«<br />

(und nicht etwa »Frankreich«) als auch die<br />

damals allgemein geläufigen deutschen Ortsnamenformen<br />

wie zum Beispiel »Busendorf«<br />

statt Bouzonville und »Kammern« statt Lachambre.<br />

Die neue beziehungsweise wieder errichtete<br />

Grenze zu Frankreich wurde in der Kartenlegende<br />

als »lothringische Grenze« bezeichnet.<br />

Weiter fällt auf, dass die Grenzen der Landkreise<br />

auf der Karte fehlen. Die Zerschneidung der seit<br />

dem frühen 19. Jahrhundert bestehenden Kreise<br />

schlug politisch hohe Wellen und wurde von vielen<br />

Menschen beiderseits der neuen Trennungslinie<br />

als schmerzlich empfunden. Die beim Deutschen<br />

Reich verbliebenen Teile wurden dort ganz<br />

bewusst als »Restkreise« verwaltet und ihre amtlichen<br />

Namen erinnerten an die aus der Sicht des<br />

Deutschen Reiches vorläufig eingebüßten Kreisstädte:<br />

»Kreis Merzig-Wadern (Rest)« mit Sitz in<br />

Wadern und »Kreis Sankt Wendel-Baumholder<br />

(Rest)« mit Sitz in Baumholder. Ob die Grenzen<br />

der Landkreise aus gestalterischen Gründen,<br />

also der Übersichtlichkeit der Darstellung, oder<br />

aus politischer Absicht nicht in die Karte aufgenommen<br />

wurden, muss offenbleiben.<br />

Eingezeichnet wurde hingegen als dünn<br />

gestrichelte Linie die ehemalige, im Saargebiet<br />

weitgehend bedeutungslos gewordene bayerisch-preußische<br />

Grenze. Sie wurde in der<br />

Kartenlegende als »Pfalzgrenze« bezeichnet und<br />

damals offenbar noch als relevant angesehen.<br />

Vielleicht war sie auch als Merkposten gedacht,<br />

denn man stellte sich nichts Anderes vor als eine<br />

Rückkehr der jeweiligen Teile des Saargebiets zu<br />

Preußen und Bayern, was jedoch nach der Rückgliederung<br />

ins Deutsche Reich im Jahr 1935 nicht<br />

geschah. Anekdotisch und in Ortsneckereien wird<br />

bis heute auf saarländische »Preußen« und »Bayern«<br />

Bezug genommen. Anstatt der Kreisgrenzen<br />

übernehmen auf der Karte die eingezeichneten<br />

Straßen und Bahnlinien die orientierende Funktion<br />

im Raum und verweisen – wohl ungewollt –<br />

auf die französische Absicht, mit dem Saargebiet<br />

eine neue politische Einheit auf wirtschaftsgeografischer<br />

Grundlage zu schaffen und aus den<br />

älteren Zusammenhängen herauszulösen.<br />

saargeschichte|n 15<br />

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