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Reiches verstand, könnte ein Motiv für diese wohl<br />
bewusst gewählte Darstellungsweise sein, dass<br />
eine Grenze zum »Reich« erst gar nicht benannt<br />
werden sollte. Aber auch die Rückkehr des Reichslands<br />
Elsass-Lothringen nach Frankreich war<br />
offenbar noch zu neu, um bereits akzeptiert zu<br />
werden. Es finden sich westlich der Saargebietsgrenze<br />
sowohl die Bezeichnung »Elsass-Lothringen«<br />
(und nicht etwa »Frankreich«) als auch die<br />
damals allgemein geläufigen deutschen Ortsnamenformen<br />
wie zum Beispiel »Busendorf«<br />
statt Bouzonville und »Kammern« statt Lachambre.<br />
Die neue beziehungsweise wieder errichtete<br />
Grenze zu Frankreich wurde in der Kartenlegende<br />
als »lothringische Grenze« bezeichnet.<br />
Weiter fällt auf, dass die Grenzen der Landkreise<br />
auf der Karte fehlen. Die Zerschneidung der seit<br />
dem frühen 19. Jahrhundert bestehenden Kreise<br />
schlug politisch hohe Wellen und wurde von vielen<br />
Menschen beiderseits der neuen Trennungslinie<br />
als schmerzlich empfunden. Die beim Deutschen<br />
Reich verbliebenen Teile wurden dort ganz<br />
bewusst als »Restkreise« verwaltet und ihre amtlichen<br />
Namen erinnerten an die aus der Sicht des<br />
Deutschen Reiches vorläufig eingebüßten Kreisstädte:<br />
»Kreis Merzig-Wadern (Rest)« mit Sitz in<br />
Wadern und »Kreis Sankt Wendel-Baumholder<br />
(Rest)« mit Sitz in Baumholder. Ob die Grenzen<br />
der Landkreise aus gestalterischen Gründen,<br />
also der Übersichtlichkeit der Darstellung, oder<br />
aus politischer Absicht nicht in die Karte aufgenommen<br />
wurden, muss offenbleiben.<br />
Eingezeichnet wurde hingegen als dünn<br />
gestrichelte Linie die ehemalige, im Saargebiet<br />
weitgehend bedeutungslos gewordene bayerisch-preußische<br />
Grenze. Sie wurde in der<br />
Kartenlegende als »Pfalzgrenze« bezeichnet und<br />
damals offenbar noch als relevant angesehen.<br />
Vielleicht war sie auch als Merkposten gedacht,<br />
denn man stellte sich nichts Anderes vor als eine<br />
Rückkehr der jeweiligen Teile des Saargebiets zu<br />
Preußen und Bayern, was jedoch nach der Rückgliederung<br />
ins Deutsche Reich im Jahr 1935 nicht<br />
geschah. Anekdotisch und in Ortsneckereien wird<br />
bis heute auf saarländische »Preußen« und »Bayern«<br />
Bezug genommen. Anstatt der Kreisgrenzen<br />
übernehmen auf der Karte die eingezeichneten<br />
Straßen und Bahnlinien die orientierende Funktion<br />
im Raum und verweisen – wohl ungewollt –<br />
auf die französische Absicht, mit dem Saargebiet<br />
eine neue politische Einheit auf wirtschaftsgeografischer<br />
Grundlage zu schaffen und aus den<br />
älteren Zusammenhängen herauszulösen.<br />
saargeschichte|n 15<br />
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