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Saargeschichten Ausgabe 58/59 (1/2-2020)

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saargeschichte|n 77<br />

sich auch nach dem Ende der Gartenschau am 25.<br />

Oktober 1960 stellende Frage, wie die nun entstandene<br />

prächtige Grünanlage benannt werden<br />

sollte. Die Diskussion darüber steht für die politische<br />

Befindlichkeit jener Zeit, die aus der Retrospektive<br />

von heute vielen sehr fern ist.<br />

Um die Namensgebung stritt der Stadtrat in seiner<br />

Sitzung am 28. Februar 1961. Der DPS-Fraktionsvorsitzende<br />

Ludwig Bruch hielt »den Zeitpunkt<br />

für gekommen, den neugeschaffenen<br />

Anlagen im Deutschmühlen- und Mockenthal<br />

ihren endgültigen Namen zu geben«. Mit einem<br />

gewissen Pathos forderte der gelernte Journalist<br />

Bruch: »In Übereinstimmung mit der großen<br />

Mehrheit, vor allem der eingesessenen<br />

Bevölkerung unserer Stadt, ist die Fraktion der<br />

Auffassung, dass bei dieser Namensgebung<br />

die heimische Überlieferung nicht außer acht<br />

gelassen werden darf (…)«. Und so lautete der<br />

DPS-Vorschlag »Deutschmühlenpark«. Bruchs<br />

Position bekräftigte sein DPS-Kollege Dr. Keuth.<br />

Der Name »Deutschmühlenpark« besitze zudem<br />

»den Vorzug der Prägnanz und Kürze«. Im Gegensatz<br />

zu seiner eigenen Partei gab Oberbürgermeister<br />

Schuster zu bedenken, Saarbrücken<br />

habe erhebliche Mittel in die Bewerbung der<br />

Deutsch-Französischen Gartenschau investiert.<br />

Er deutete damit die Entwertung des Symbols<br />

von Michel und Marianne an, das die Gartenschau<br />

so prägend begleitet hatte. Auch der neue<br />

französische Generalkonsul im Saarland Philippe<br />

Koenig habe mit aller Zurückhaltung die Beibehaltung<br />

des Symbols und der Begrifflichkeit<br />

empfohlen. Hier sei daran erinnert, dass seine<br />

Tochter die Marianne spielte. Die DPS-Fraktion<br />

scherte die Linie ihres Parteifreundes und Oberbürgermeisters<br />

wenig. Dagegen stellte SPD-<br />

Stadtratsmitglied Roth verwundert fest: »(…) wir<br />

hatten keine Bundesgartenschau (…), sondern<br />

eine Deutsch-Französische Gartenschau (…), bei<br />

deren Zustandekommen wir eine Verpflichtung<br />

eingegangen sind«. Ebenso votierte die Saarländische<br />

Volkspartei (SVP) für die Bezeichnung<br />

»Deutsch-Französischer Garten«. Die SVP versammelte<br />

eine überschaubare Gruppe von früheren<br />

Anhängern der CVP, die 19<strong>59</strong> nicht der CDU<br />

beitreten wollten. Die DPS hielt dagegen und<br />

Fraktionschef Bruch berief sich auf Gespräche<br />

mit vielen Saarbrücker Bürgern: »Niemand habe<br />

sich für die Bezeichnung Deutsch-Französischer<br />

Garten ausgesprochen. Man solle bei dieser<br />

Namensgebung nicht alle Tradition über Bord<br />

werfen, sondern Saarbrücken geben, was Saarbrücken<br />

sei«. Die CDU-Fraktion bemühte sich<br />

Werbeschilder und<br />

Werbefahrten für die<br />

Deutsch-Französische<br />

Gartenschau.<br />

(Stadtarchiv SB, Nl M<br />

1126/1; StA 67; Fotoalbum<br />

Klasen)<br />

Zu einem beliebten<br />

Markenzeichen der<br />

Gartenschau entwickelte<br />

sich die Seilbahn<br />

mit ihren Gondeln,<br />

in denen man<br />

den Park bis heute<br />

von oben betrachten<br />

kann. (Stadtarchiv SB,<br />

Nl M1154/6)

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