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Saargeschichten Ausgabe 58/59 (1/2-2020)

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Das Botschaftsensemble<br />

von Henri<br />

Georges Pingusson<br />

mit Verwaltungshochhaus<br />

und<br />

Botschafterresidenz,<br />

mit der Tricolore<br />

beflaggt, um 1957.<br />

(Foto: Joachim Lischke,<br />

Landesbildstelle)<br />

Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Italien und<br />

Deutschland in Aussicht, dass Saarbrücken zum<br />

Sitz der europäischen Institutionen der Montanunion<br />

werden könnte. In Saarbrücken reagierte<br />

man sofort und begann, nach Unterbringungsmöglichkeiten<br />

für Arbeiten und Wohnen der im<br />

Dienst der europäischen Institutionen stehenden<br />

Mitarbeitenden und deren Familien zu suchen.<br />

Der Entwurf der im Oktober 1952 erschienenen<br />

Broschüre »Warum nicht Saarbrücken«, die das<br />

Informationsamt der Stadt Saarbrücken herausgab,<br />

verzeichnet unter »IV: Unterbringungsmöglichkeiten,<br />

Punkt 3: das in den Saaranlagen<br />

gelegene, nur noch bis 1952 von der französischen<br />

diplomatischen Mission benutzte Bürogebäude<br />

mit über 200 Büroräumen.« [2] Dabei<br />

handelte es sich um die ehemalige Oberfinanzdirektion<br />

in der Alleestraße 21–23, dem heutigen<br />

Sitz des Sozialministeriums, in der das Hohe<br />

Kommissariat damals untergebracht war. Bereits<br />

im Juni 1952 hatte man in Saarbrücken, wie aus<br />

einem Schreiben an das Amt für Auswärtige und<br />

Europäische Angelegenheiten hervorgeht, die<br />

Errichtung der Schuman-Behörde in Saarbrücken<br />

gefordert. [3] Damals rechnete man damit, dass<br />

das seit 1951 im Bau befindliche neue Botschaftsgebäude<br />

an der Saaruferstraße im »Spätherbst<br />

1952« bezugsfertig sei und daher das bisherige<br />

Gebäude für die Montanunion genutzt werden<br />

könne. Das war ebenso eine Fehleinschätzung<br />

wie die Zuversicht, dass die Voraussetzung erfüllt<br />

werde, die Saarbrücken zur Hauptstadt der<br />

Montanunion machen sollte: Dafür musste es zu<br />

[2] LASB, AA 567: Typoskript Broschüre »Warum nicht Saarbrücken?«<br />

Herausgegeben vom Informationsamt der<br />

Stadt Saarbrücken, ohne Seitenangabe.<br />

[3] LASB, AA 565: Schreiben Generalsekretär Dr. Adams an<br />

Direktor Lorscheider, Amt für Auswärtige und Europäische<br />

Angelegenheiten, 13. Juni 1952.<br />

einer Verständigung über die Saarfrage zwischen<br />

Deutschland und Frankreich kommen. In beiden<br />

Fällen dauerte es jedoch länger als anfangs<br />

angenommen.<br />

Die Verhandlungen zwischen Deutschland und<br />

Frankreich zogen sich hin. Am 23. Oktober 1954<br />

unterzeichneten Bundeskanzler Adenauer und<br />

der französische Ministerpräsident Mendès-France<br />

die Pariser Verträge und damit das europäische<br />

Saarstatut für das Saarland, über das nach exakt<br />

einem Jahr die Saarländerinnen und Saarländer<br />

abzustimmen hatten. Die neue Botschaft harrte<br />

zu diesem Zeitpunkt noch ihrer Fertigstellung. Im<br />

August war das Verwaltungsgebäude bezogen<br />

worden, während an der Botschafterresidenz<br />

noch gearbeitet wurde, wie aus der erhaltenen<br />

Korrespondenz zwischen dem Ministerium für<br />

öffentliche Arbeiten und Wiederaufbau des Saarlandes<br />

und dem französischen Botschafter Gilbert<br />

Grandval hervorgeht. [4] Ungeachtet dessen<br />

stellte Grandval die noch nicht fertiggestellte<br />

Botschaft in einem Schreiben vom 8. November<br />

1954 an Ministerpräsident Hoffmann als ersten<br />

Verwaltungssitz für die Montanunion zur Verfügung.<br />

[5] Stattdessen wollte er mit seiner Landes-<br />

[4] LASB, AA 1375: Schreiben Oberregierungsrat Metzger, Ministerium<br />

für öffentliche Arbeiten und Wiederaufbau an<br />

Botschafter Gilbert Grandval, 29. November 1954: Darin<br />

ist von dem Wunsch des Botschafters die Rede, der die<br />

Fertigstellung der Residenz zwischen dem 8.und 10. Januar<br />

1955 wünsche. Siehe auch LASB, AA 543: Schreiben<br />

Oberregierungsrat Metzger, Ministerium für öffentliche<br />

Arbeiten und Wiederaufbau an Botschafter Gilbert<br />

Grandval, 1. Dezember 1954: Darin ist von Elektro- und<br />

Glaserarbeiten die Rede, die noch in der Botschafterresidenz<br />

auf Wunsch von Grandval vorgenommen wurden.<br />

[5] LASB, AA 544: Schreiben des französischen Botschafters<br />

Gilbert Grandval an Ministerpräsident Johannes Hoffmann,<br />

8. November 1954.

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