Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das Botschaftsensemble<br />
von Henri<br />
Georges Pingusson<br />
mit Verwaltungshochhaus<br />
und<br />
Botschafterresidenz,<br />
mit der Tricolore<br />
beflaggt, um 1957.<br />
(Foto: Joachim Lischke,<br />
Landesbildstelle)<br />
Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Italien und<br />
Deutschland in Aussicht, dass Saarbrücken zum<br />
Sitz der europäischen Institutionen der Montanunion<br />
werden könnte. In Saarbrücken reagierte<br />
man sofort und begann, nach Unterbringungsmöglichkeiten<br />
für Arbeiten und Wohnen der im<br />
Dienst der europäischen Institutionen stehenden<br />
Mitarbeitenden und deren Familien zu suchen.<br />
Der Entwurf der im Oktober 1952 erschienenen<br />
Broschüre »Warum nicht Saarbrücken«, die das<br />
Informationsamt der Stadt Saarbrücken herausgab,<br />
verzeichnet unter »IV: Unterbringungsmöglichkeiten,<br />
Punkt 3: das in den Saaranlagen<br />
gelegene, nur noch bis 1952 von der französischen<br />
diplomatischen Mission benutzte Bürogebäude<br />
mit über 200 Büroräumen.« [2] Dabei<br />
handelte es sich um die ehemalige Oberfinanzdirektion<br />
in der Alleestraße 21–23, dem heutigen<br />
Sitz des Sozialministeriums, in der das Hohe<br />
Kommissariat damals untergebracht war. Bereits<br />
im Juni 1952 hatte man in Saarbrücken, wie aus<br />
einem Schreiben an das Amt für Auswärtige und<br />
Europäische Angelegenheiten hervorgeht, die<br />
Errichtung der Schuman-Behörde in Saarbrücken<br />
gefordert. [3] Damals rechnete man damit, dass<br />
das seit 1951 im Bau befindliche neue Botschaftsgebäude<br />
an der Saaruferstraße im »Spätherbst<br />
1952« bezugsfertig sei und daher das bisherige<br />
Gebäude für die Montanunion genutzt werden<br />
könne. Das war ebenso eine Fehleinschätzung<br />
wie die Zuversicht, dass die Voraussetzung erfüllt<br />
werde, die Saarbrücken zur Hauptstadt der<br />
Montanunion machen sollte: Dafür musste es zu<br />
[2] LASB, AA 567: Typoskript Broschüre »Warum nicht Saarbrücken?«<br />
Herausgegeben vom Informationsamt der<br />
Stadt Saarbrücken, ohne Seitenangabe.<br />
[3] LASB, AA 565: Schreiben Generalsekretär Dr. Adams an<br />
Direktor Lorscheider, Amt für Auswärtige und Europäische<br />
Angelegenheiten, 13. Juni 1952.<br />
einer Verständigung über die Saarfrage zwischen<br />
Deutschland und Frankreich kommen. In beiden<br />
Fällen dauerte es jedoch länger als anfangs<br />
angenommen.<br />
Die Verhandlungen zwischen Deutschland und<br />
Frankreich zogen sich hin. Am 23. Oktober 1954<br />
unterzeichneten Bundeskanzler Adenauer und<br />
der französische Ministerpräsident Mendès-France<br />
die Pariser Verträge und damit das europäische<br />
Saarstatut für das Saarland, über das nach exakt<br />
einem Jahr die Saarländerinnen und Saarländer<br />
abzustimmen hatten. Die neue Botschaft harrte<br />
zu diesem Zeitpunkt noch ihrer Fertigstellung. Im<br />
August war das Verwaltungsgebäude bezogen<br />
worden, während an der Botschafterresidenz<br />
noch gearbeitet wurde, wie aus der erhaltenen<br />
Korrespondenz zwischen dem Ministerium für<br />
öffentliche Arbeiten und Wiederaufbau des Saarlandes<br />
und dem französischen Botschafter Gilbert<br />
Grandval hervorgeht. [4] Ungeachtet dessen<br />
stellte Grandval die noch nicht fertiggestellte<br />
Botschaft in einem Schreiben vom 8. November<br />
1954 an Ministerpräsident Hoffmann als ersten<br />
Verwaltungssitz für die Montanunion zur Verfügung.<br />
[5] Stattdessen wollte er mit seiner Landes-<br />
[4] LASB, AA 1375: Schreiben Oberregierungsrat Metzger, Ministerium<br />
für öffentliche Arbeiten und Wiederaufbau an<br />
Botschafter Gilbert Grandval, 29. November 1954: Darin<br />
ist von dem Wunsch des Botschafters die Rede, der die<br />
Fertigstellung der Residenz zwischen dem 8.und 10. Januar<br />
1955 wünsche. Siehe auch LASB, AA 543: Schreiben<br />
Oberregierungsrat Metzger, Ministerium für öffentliche<br />
Arbeiten und Wiederaufbau an Botschafter Gilbert<br />
Grandval, 1. Dezember 1954: Darin ist von Elektro- und<br />
Glaserarbeiten die Rede, die noch in der Botschafterresidenz<br />
auf Wunsch von Grandval vorgenommen wurden.<br />
[5] LASB, AA 544: Schreiben des französischen Botschafters<br />
Gilbert Grandval an Ministerpräsident Johannes Hoffmann,<br />
8. November 1954.