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Pariser Parkanlage berücksichtigt die 1982 formulierte<br />
Wettbewerbsanforderung, die Geschichte<br />
des Ortes bei der Planung zu berücksichtigen.<br />
Der schweizer Architekt Bernhard Tschumi schuf<br />
den 35 ha großen Park mit knallroten Pavillons,<br />
den Folies, als Knotenpunkte auf einer orthogonal<br />
gerasterten Matrix. In Barcelona wurde<br />
1985 bis 1986 ein ehemaliges Werksgelände der<br />
spanischen Eisenbahngesellschaft in einen 2,7 ha<br />
großen innerstädtischen Quartierspark, dem Parc<br />
del Clot, umgewandelt. Die Landschaftsarchitekten<br />
Dani Feixes und Vincente Miranda nahmen<br />
Industrierelikte in die Parkgestaltung auf<br />
und interpretierten sie im neuen Umfeld um.<br />
Thema dieser landschaftsarchitektonischen<br />
Bestrebungen war die Reintegration von altindustriellen<br />
Standorten in urbane Funktionsräume<br />
in städtebaulich wertvoller Lage. Aus dem<br />
Industriestandort und der Kriegsschuttdeponie<br />
wurde ein vielseitig nutzbarer Freizeitbereich.<br />
Eine Revitalisierung im industriellen Architekturkontext<br />
erfolgte im Saarland erstmals in großem<br />
Maßstab im Zusammenhang mit der Umund<br />
Nachnutzung des baulichen Bestandes<br />
des ehemaligen Eisenwerkes in Völklingen, das<br />
1994 als erstes Industriedenkmal in die Weltkulturerbeliste<br />
der UNESCO aufgenommen und<br />
dann zum Großmuseum, Veranstaltungsort und<br />
multimedialem Wissenschaftszentrum weiterentwickelt<br />
wurde.<br />
Im 21. Jahrhundert wird das Thema Industriebrachenumgestaltung<br />
seit 2006 alljährlich im Rahmen<br />
der ibug künstlerisch vereinnahmt – ein<br />
sächsisches Festival für urbane Kunst, welches<br />
Oberflächen, Räume und Plätze der Industriebrachen<br />
künstlerisch recycelt.<br />
Im Werk des Landschaftsarchitekten Peter Latz<br />
nimmt das Saarbrücker Projekt Bürgerpark<br />
Hafeninsel sicherlich einen besonderen Stellenwert<br />
ein, da er dem Saarland über lange Jahre in<br />
Leben und Arbeit verbunden war. So wuchs er im<br />
Saarland auf und gründete nach dem Studium<br />
der Landschaftsarchitektur an der TH in München<br />
und der Weiterbildung im Städtebau an der<br />
RWTH Aachen 1968 mit seiner Frau Anneliese<br />
ein Landschaftsarchitekturbüro in Aachen und<br />
zusammen mit Herbert Kruske in Saarbrücken.<br />
Zusammen mit dem Dillinger Architekten Conny<br />
Schmitz führte er bis 1976 ein Büro für interdisziplinäre<br />
Stadtplanung in Saarlouis. 1974 wurde<br />
Kassel Lebens- und Arbeitsmittelpunkt. Ab 1983<br />
an der TU München-Weihenstephan als Lehrstuhlinhaber<br />
für Landschaftsarchitektur und<br />
Planung beschäftigt, zog das Büro 1991 nach<br />
Ampertshausen bei Kranzberg/Bayern. Peter Latz<br />
wurde vielfach international ausgezeichnet. 1989<br />
erhielt er für den Bürgerpark Hafeninsel den<br />
Landschaftsarchitekturpreis des Bundes Deutscher<br />
Landschaftsarchitekten (BDLA) und 2000<br />
für die Planung des Emscher Parks in Duisburg-<br />
Nord den Ersten Europäischen Preis für Landschaftsarchitektur<br />
in Barcelona. 2001 folgte die<br />
Grande Médaille d’Urbanisme der Académie<br />
royale d’architecture in Paris und 2016 verlieh<br />
ihm die International Federation of Landscape<br />
Architects in Turin den Sir Geoffrey Jellicoe Award.<br />
Die Belassung und Einbeziehung historischer<br />
Grundstrukturen folgt dem Motto function follows<br />
form, das vom Büro Latz und Partner erstmals<br />
bei der Parkgestaltung der Saarbrücker<br />
Hafeninsel realisiert wurde. Im Werkzusammenhang<br />
erscheint der Bürgerpark als Pionierprojekt.<br />
In kleinem Maßstab wurden prototypisch Fragestellungen<br />
und Analysemethoden bezüglich der<br />
historischen, vegetabilen und städtebaulichen<br />
Matrix angewandt. Die umfassende Nutzungssuche<br />
für vorstrukturierte Areale wurde später<br />
im Großformat im Emscher Park in Duisburg-<br />
Nord ausdifferenzierter umgesetzt. Die Industrieanlagen<br />
sind keine Zitate einer abgeschlossenen<br />
Epoche wie in Seattle, sondern bleiben im Kontext<br />
verbundene interagierende Elemente<br />
analog zu Biotopen oder Gelände- und Infrastrukturen<br />
des ehemaligen Industriestandorts.<br />
Die Parkkonzeption ermöglicht und fördert die<br />
Spontanbildung von Biotopen (Teich mit neuer<br />
Flora und Fauna, Ökokiste auf dem Schutthügel).<br />
Die Weiterentwicklung natürlicher Prozesse und<br />
die damit einhergehende langsame Veränderung<br />
der Parkanlage waren im Konzept vorgesehen.<br />
Für Peter Latz war die Realität offen und<br />
interpretierbar. Eine neue Gestalt konnte<br />
durch Anreicherung mit funktionalen und<br />
gestalterischen Elementen ohne Negation oder<br />
Zerstörung des Historischen entstehen. Wichtig<br />
sei ein Park mit offenem Ende, das heißt einer<br />
Entwicklungsfähigkeit innerhalb der Grundstruktur,<br />
da auch künftig Ansprüche und Konflikte<br />
den Park neu definieren werden.<br />
Den größten Eingriff in die Parksubstanz<br />
bedeutete der Verlust einer Teilfläche im Nordosten<br />
zugunsten des langestreckten mehrteiligen<br />
Parkhauses in den 1990er Jahren. Anlässlich<br />
des Neubaus der Landeszentralbank im<br />
Winkel zwischen Westspange und Hafenstraße<br />
1990 konnte Peter Latz das südlich anschließende<br />
Gelände mit einem Kiefernhain neu gestalten.<br />
Analog dazu wurden auch die drei Kiefern im<br />
Zugangsbereich auf der Nordwestseite der<br />
Congresshalle gepflanzt. Zwischenzeitlich erfolg-