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saargeschichte|n 9<br />
schein nehmen und wird auf Infotafeln über die<br />
Darstellungen informiert.<br />
Die Heiligtümer im Wareswald<br />
Bereits mehrere Jahrzehnte zuvor war ca. 150<br />
Meter östlich des großen Pfeilers ein Tempel<br />
errichtet worden, der dem Mars, wahrscheinlich<br />
dem Mars Cnabetius geweiht war. 11,60 m x 14,20<br />
m misst die Cella – der Hauptraum des Tempels<br />
mit der Götterstatue –, um die mit einem Abstand<br />
von ca. 3,80 m ein weiteres Mauergeviert von<br />
19,50 m x 22,80 m angelegt wurde. Der so entstehende<br />
Umgang verleiht diesem Tempeltyp<br />
seinen Namen. Er gehört zu den sog. »gallo-römischen<br />
Umgangstempeln, die auch und gerade<br />
im Gebiet der Treverer weite Verbreitung fanden.<br />
Funde bronzener Figürchen des Gottes Mars<br />
im Tempel führen zur Zuschreibung des Heiligtums<br />
an diesen Gott. Darüber hinaus erwähnt<br />
eine Weiheinschrift, bereits im 19. Jhd. »aus dem<br />
Varuswalde« gefunden, den »Mars Cnabetius«,<br />
den lokalen Genius. Es ist daher durchaus wahrscheinlich,<br />
dass diese Gottheit in unserem Tempel<br />
verehrt worden ist.<br />
Zahlreiche Funde, die im Tempel geborgen wurden,<br />
beleuchten die Kultpraxis im Heiligtum.<br />
Neben einem kleinen Sandsteinrelief, das einen<br />
Adoranten mit Vogel als Opfergabe zeigt oder der<br />
Darstellung eines Molossers, einem Kampfhund,<br />
der auch im Krieg eingesetzt werden konnte und<br />
sicher zu einer Figurengruppe gehörte, sind vor<br />
allem eiserne Lanzenspitzen zu erwähnen, die in<br />
großer Zahl geopfert worden waren. Sie belegen<br />
die Fortführung der Weihungen solcher Lanzenspitzen<br />
in der römischen Kaiserzeit im Gebiet des<br />
keltischen Stammes der Treverer. [5]<br />
Auch Münzen gehören zum Fundgut. Die große<br />
Mehrzahl der Stücke stammt aus dem 2. bis 4.<br />
Jhd. n. Chr. Die Münzreihe legt eine Gründung des<br />
[5] Adler (2018), 66–69.<br />
Tempels am Anfang des 2. Jhd. n. Chr nahe und<br />
zeigt darüber hinaus, dass hier die Ausübung des<br />
Kultes bis an das Ende des 4. Jhd. n.Chr. andauerte.<br />
Der Mars-Tempel war nur eines von mehreren<br />
Heiligtümern in einem »Heiligen Bezirk«. Aus<br />
den aktuellen Grabungen der Kampagne 2019<br />
stammen die Mauern eines zweiten Umgangstempels,<br />
in Struktur und Ausdehnung dem Mars-<br />
Tempel ähnlich. Sie werden von Studierenden der<br />
Kennesaw State University of Georgia unter der<br />
Leitung von Prof. Philip Kiernan untersucht. Seit<br />
zwei Jahren besteht eine Kooperation der Terrex<br />
gGmbH mit der amerikanischen Universität, die<br />
ihren Sitz in Kennesaw, Atlanta hat.<br />
Wann der Tempel gebaut wurde und wem hier<br />
die Opfernden Gaben brachten, sollen weitere<br />
Grabungskampagnen zeigen.<br />
Das Gebäude »G«<br />
Nach umfangreichen Rodungsarbeiten im<br />
Gelände nördlich der Tempelanlagen ergab sich<br />
die Möglichkeit, die Fläche archäologisch zu<br />
sondieren und einige sog. Suchschnitte anzulegen.<br />
Unmittelbar unter dem Waldboden, der<br />
von einem Bagger entfernt wurde, tauchten<br />
erste Mauersteine, Bruchstücke römischer Dachziegel<br />
und Keramikscherben im Boden auf. Die<br />
während der anschließenden Ausgrabungsarbeiten<br />
gefundenen Mauerstücke ließen rasch<br />
ein Gebäude erkennen, dessen Ausdehnung<br />
allerdings noch unbekannt ist, da sich die Außenmauern<br />
über die derzeitigen Grabungsgrenzen<br />
hinaus erstrecken. Daher kann für eine nordöstlich<br />
verlaufende Mauer lediglich eine Mindestausdehnung<br />
von 15 m ermittelt werden. Die<br />
Mauer verläuft parallel zur Hangkante. Eine<br />
zweite Mauer geht im rechten Winkel davon ab<br />
und läuft in südöstlicher Richtung hangaufwärts<br />
unter die heutige Asphaltstraße. Auch hier lässt<br />
sich die Ausdehnung noch nicht bestimmen. Die<br />
Mauerstärke von durchgehend ca. 80 cm weist<br />
Links: Bronzefigur<br />
eines Molossers, eines<br />
Kampfhundes, der in<br />
römischer Zeit auch<br />
in der Arena eingesetzt<br />
wurde. Der<br />
Hund allgemein gilt<br />
als Attributtier des<br />
Gottes Mars, dem die<br />
Weihung wohl galt.<br />
(Foto: M. Schäfer)<br />
Rechts: Eiserne<br />
Lanzenspitzen, die<br />
meist mit dem hölzernen<br />
Schaft im Tempel<br />
geweiht wurden. Sie<br />
belegen die Weiterführung<br />
der an sich<br />
keltischen Sitte des<br />
Waffenopfes auch im<br />
2. Jhd. n. Chr. bei den<br />
keltischen Treverern.<br />
(Foto: M. Schäfer)