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Saargeschichten Ausgabe 58/59 (1/2-2020)

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saargeschichte|n 9<br />

schein nehmen und wird auf Infotafeln über die<br />

Darstellungen informiert.<br />

Die Heiligtümer im Wareswald<br />

Bereits mehrere Jahrzehnte zuvor war ca. 150<br />

Meter östlich des großen Pfeilers ein Tempel<br />

errichtet worden, der dem Mars, wahrscheinlich<br />

dem Mars Cnabetius geweiht war. 11,60 m x 14,20<br />

m misst die Cella – der Hauptraum des Tempels<br />

mit der Götterstatue –, um die mit einem Abstand<br />

von ca. 3,80 m ein weiteres Mauergeviert von<br />

19,50 m x 22,80 m angelegt wurde. Der so entstehende<br />

Umgang verleiht diesem Tempeltyp<br />

seinen Namen. Er gehört zu den sog. »gallo-römischen<br />

Umgangstempeln, die auch und gerade<br />

im Gebiet der Treverer weite Verbreitung fanden.<br />

Funde bronzener Figürchen des Gottes Mars<br />

im Tempel führen zur Zuschreibung des Heiligtums<br />

an diesen Gott. Darüber hinaus erwähnt<br />

eine Weiheinschrift, bereits im 19. Jhd. »aus dem<br />

Varuswalde« gefunden, den »Mars Cnabetius«,<br />

den lokalen Genius. Es ist daher durchaus wahrscheinlich,<br />

dass diese Gottheit in unserem Tempel<br />

verehrt worden ist.<br />

Zahlreiche Funde, die im Tempel geborgen wurden,<br />

beleuchten die Kultpraxis im Heiligtum.<br />

Neben einem kleinen Sandsteinrelief, das einen<br />

Adoranten mit Vogel als Opfergabe zeigt oder der<br />

Darstellung eines Molossers, einem Kampfhund,<br />

der auch im Krieg eingesetzt werden konnte und<br />

sicher zu einer Figurengruppe gehörte, sind vor<br />

allem eiserne Lanzenspitzen zu erwähnen, die in<br />

großer Zahl geopfert worden waren. Sie belegen<br />

die Fortführung der Weihungen solcher Lanzenspitzen<br />

in der römischen Kaiserzeit im Gebiet des<br />

keltischen Stammes der Treverer. [5]<br />

Auch Münzen gehören zum Fundgut. Die große<br />

Mehrzahl der Stücke stammt aus dem 2. bis 4.<br />

Jhd. n. Chr. Die Münzreihe legt eine Gründung des<br />

[5] Adler (2018), 66–69.<br />

Tempels am Anfang des 2. Jhd. n. Chr nahe und<br />

zeigt darüber hinaus, dass hier die Ausübung des<br />

Kultes bis an das Ende des 4. Jhd. n.Chr. andauerte.<br />

Der Mars-Tempel war nur eines von mehreren<br />

Heiligtümern in einem »Heiligen Bezirk«. Aus<br />

den aktuellen Grabungen der Kampagne 2019<br />

stammen die Mauern eines zweiten Umgangstempels,<br />

in Struktur und Ausdehnung dem Mars-<br />

Tempel ähnlich. Sie werden von Studierenden der<br />

Kennesaw State University of Georgia unter der<br />

Leitung von Prof. Philip Kiernan untersucht. Seit<br />

zwei Jahren besteht eine Kooperation der Terrex<br />

gGmbH mit der amerikanischen Universität, die<br />

ihren Sitz in Kennesaw, Atlanta hat.<br />

Wann der Tempel gebaut wurde und wem hier<br />

die Opfernden Gaben brachten, sollen weitere<br />

Grabungskampagnen zeigen.<br />

Das Gebäude »G«<br />

Nach umfangreichen Rodungsarbeiten im<br />

Gelände nördlich der Tempelanlagen ergab sich<br />

die Möglichkeit, die Fläche archäologisch zu<br />

sondieren und einige sog. Suchschnitte anzulegen.<br />

Unmittelbar unter dem Waldboden, der<br />

von einem Bagger entfernt wurde, tauchten<br />

erste Mauersteine, Bruchstücke römischer Dachziegel<br />

und Keramikscherben im Boden auf. Die<br />

während der anschließenden Ausgrabungsarbeiten<br />

gefundenen Mauerstücke ließen rasch<br />

ein Gebäude erkennen, dessen Ausdehnung<br />

allerdings noch unbekannt ist, da sich die Außenmauern<br />

über die derzeitigen Grabungsgrenzen<br />

hinaus erstrecken. Daher kann für eine nordöstlich<br />

verlaufende Mauer lediglich eine Mindestausdehnung<br />

von 15 m ermittelt werden. Die<br />

Mauer verläuft parallel zur Hangkante. Eine<br />

zweite Mauer geht im rechten Winkel davon ab<br />

und läuft in südöstlicher Richtung hangaufwärts<br />

unter die heutige Asphaltstraße. Auch hier lässt<br />

sich die Ausdehnung noch nicht bestimmen. Die<br />

Mauerstärke von durchgehend ca. 80 cm weist<br />

Links: Bronzefigur<br />

eines Molossers, eines<br />

Kampfhundes, der in<br />

römischer Zeit auch<br />

in der Arena eingesetzt<br />

wurde. Der<br />

Hund allgemein gilt<br />

als Attributtier des<br />

Gottes Mars, dem die<br />

Weihung wohl galt.<br />

(Foto: M. Schäfer)<br />

Rechts: Eiserne<br />

Lanzenspitzen, die<br />

meist mit dem hölzernen<br />

Schaft im Tempel<br />

geweiht wurden. Sie<br />

belegen die Weiterführung<br />

der an sich<br />

keltischen Sitte des<br />

Waffenopfes auch im<br />

2. Jhd. n. Chr. bei den<br />

keltischen Treverern.<br />

(Foto: M. Schäfer)

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