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Saargeschichten Ausgabe 58/59 (1/2-2020)

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fortuna im wareswald<br />

saargeschichte|n 7<br />

von klaus-peter henz<br />

Seit 2001 finden nun schon archäologische Ausgrabungen<br />

im gallo-römischen Vicus Wareswald<br />

statt, einer kleinen, ländlichen Siedlung aus römischer<br />

Zeit. Der Begriff Vicus meint eine ländliche<br />

Siedlung, häufig entlang der nun in Stein ausgebauten<br />

Handelsrouten. »Gallo-römisch« verweist<br />

auf die auch nach der römischen Eroberung<br />

des Gebietes weiterhin ansässige einheimischkeltische<br />

Bevölkerung, die in einem »Romanisierung«<br />

genannten Prozess römische Lebensart<br />

annimmt ohne die keltischen Wurzeln gänzlich<br />

abzulegen.<br />

Gelegen am Fuße des Schaumbergs, erstreckt<br />

sich der Ort auf Gemarkungen der Gemeinden<br />

Tholey, Oberthal und Marpingen. Durchgeführt<br />

werden die Ausgrabungen durch die Terrex<br />

gGmbH, einer Grabungsgesellschaft des Landkreises<br />

St. Wendel und der Gemeinden Marpingen,<br />

Nonnweiler, Oberthal und Tholey. [1] Neben<br />

[1] Die archäologischen Grabungen werden von der Terrex<br />

gGmbH in Kooperation mit der WiAF gGmbH durchgeführt.<br />

Die Grabungsgenehmigung erteilt das Landesdenkmalamt<br />

des Saarlandes als Fachaufsichtsbehörde.<br />

Wohnhäusern, teils mit Fußbodenheizungen,<br />

Badezimmern und Wandmalereien ausgestattet,<br />

konnten auch Gebäude ausgegraben werden, die<br />

von Händlern und Handwerkern genutzt worden<br />

waren, Berufsgruppen, die typischerweise<br />

einen solchen gallo-römischen Vicus bewohnen.<br />

In der Siedlung herrschte insbesondere im 2./3.<br />

Jhd. ein relativer Wohlstand, der sich in der hohen<br />

Anzahl der umlaufenden Münzen zeigt, die auf<br />

regen Handel schließen lassen. Insbesondere die<br />

Ausbeutung der Rötel-Vorkommen, die auf den<br />

Gemarkungen Oberthal und Theley anzutreffen<br />

sind und seine Weiterverarbeitung zu einem<br />

einheitlich geformten Handelsgut, den »Rötel-<br />

Stiften« war wohl ein bedeutender Produktionszweig<br />

im Vicus. Hunderte solcher Stifte wurden<br />

während der Ausgrabungen geborgen. [2]<br />

Sicher spielte auch der Handel mit landwirtschaftlichen<br />

Erzeugnissen eine bedeutende Rolle.<br />

Die Produktion dieser Güter übernahmen landwirtschaftliche<br />

Gehöfte, die sog. »villae rusticae«,<br />

die sich um einen vicus gruppierten. Die<br />

[2] Glansdorp (2011), 25f.<br />

Der Wareswald in<br />

der Landschaft. Ganz<br />

rechts der heutige<br />

Parkplatz mit Standort<br />

des Pfeilergrabmals,<br />

in der Mitte<br />

die Tempelbauten<br />

und das »Haus der<br />

Fortuna«, links der<br />

Siedlungskern mit<br />

Wohnbebauung.<br />

(Foto: A.Groß)

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