01.03.2021 Aufrufe

GLASWELT Sonderheft Montagepraxis 2019

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Im IntervIew mIt vFF-GeschäFtsFührer Frank LanGe<br />

„Das beste Fenster taugt nichts, wenn<br />

es nicht fachgerecht montiert wird“<br />

Zum 1. März hat der Wirtschaftsingenieur Frank Lange (50) die<br />

Geschäfte des Verbandes der Hersteller Fenster & Fassade (VFF)<br />

und der RAL Gütegemeinschaft in Frankfurt übernommen. Wir<br />

haben ihn in der Verbandsgeschäftsstelle besucht, um zu erfahren,<br />

wie der Fensterverband die Montagethemen anpacken will.<br />

Glaswelt – Das Produkt Fenster ist qualitätsmäßig<br />

bereits auf einem sehr hohen Level. Bei<br />

der Montage wird aber oft genug das hochwertige<br />

Bauelement abgewertet – entweder durch<br />

eine miserable Montageausführung oder durch<br />

andere Gewerke, die ein eingebautes Fenster<br />

nicht entsprechend vorsichtig behandeln. Sehen<br />

Sie für den Verband und/oder für die RAL Gütegemeinschaft<br />

die Verantwortung, diese Prozesse<br />

zu optimieren?<br />

Frank lange – Eine RAL-gütegesicherte Montage<br />

ist nur möglich mit einem RAL-gütegesicherten<br />

Produkt. Und diese Produkte halten alle,<br />

was sie versprechen. Wir haben eher das Problem,<br />

dass zu oft dieses hochwertige Produkt auf<br />

der Baustelle abgewertet wird und dadurch Kunden<br />

unzufrieden sind. Das kann an der Montage<br />

selber liegen oder auch am mangelhaften Service<br />

– beispielsweise Monteure, die unfreundlich sind,<br />

die die Privatsphäre der Kunden missachten oder<br />

unpünktlich sind. Der Strauß an Möglichkeiten,<br />

was man falsch machen kann auf der Baustelle,<br />

ist vielfältig. Viele herstellende Betriebe haben<br />

gar keinen Zugang zu den Endkunden und überlassen<br />

die Endkundenansprache ihren Fachhändlern.<br />

Es gibt Überlegungen innerhalb der RAL-Gütesicherung,<br />

sich diesen Prozessen auf der Montage<br />

mehr anzunehmen. Im Gespräch ist zum<br />

Beispiel ein Verfahren zur verpflichtenden Weiterbildung,<br />

die auch eigen- und fremdüberwacht<br />

wird. Wir wollen Standards setzen, damit der Verband<br />

sicher sein kann, dass RAL-gütegesicherte<br />

Montagebetriebe auch wirklich mit hohen Qualitätsmerkmalen<br />

arbeiten.<br />

Frank Lange, Geschäftsführer des VFF und der RAL<br />

Gütegemeinschaft in Frankfurt<br />

Glaswelt – Und wie will man im VFF die<br />

Montagethemen begleiten?<br />

lange – Im Bereich des VFF veröffentlichen<br />

wir demnächst ein neues Merkblatt VOB.03. Da<br />

geht es darum, wie wir es hinbekommen, dass<br />

unser Produkt in der Rohbauphase wirklich geschützt<br />

ist. Es ist doch fatal, wenn wir ein tolles<br />

Produkt – womöglich noch mit elektrotechnischen<br />

Komponenten – einbauen, aber der Rohbau<br />

noch nicht fertig ist, wenn es reinregnet und<br />

wenn noch viele andere Gewerken danach kommen.<br />

Auch sind wir gemeinsam mit dem ift am<br />

Wir haben das Problem, dass<br />

zu oft das hochwertige Produkt<br />

Fenster auf der Baustelle<br />

abgewertet wird.<br />

Foto: Daniel Mund / <strong>GLASWELT</strong><br />

Montage zargen-Thema dran. Damit kommen<br />

die hochwertigen Fenster und Türen erst auf die<br />

Baustelle, wenn der Rohbau abgeschlossen ist.<br />

Es gilt doch, die Montageabläufe so zu organisieren,<br />

dass wir mit unseren Produkten aus dem<br />

Dreck, aus der Feuchtigkeit und dem Risikobereich<br />

rauskommen, aber gleichzeitig den nachfolgenden<br />

Gewerken die Anschlussmöglichkeiten<br />

bieten und auch eine provisorische Baudichtigkeit<br />

herstellen. Die Zarge ist dazu eine interessante<br />

Option, die zwar Geld kostet, aber am<br />

Ende die Qualitätskosten und die Reklamationsrate<br />

senkt und eine hohe Prozesssicherheit liefert.<br />

Dazu kommt der wichtige Aspekt, dass der<br />

Endkunde das Fenster schneller wieder ersetzen<br />

kann, wenn ein Austausch ansteht.<br />

Glaswelt – Glauben Sie, dass der Endkunde<br />

weiß, was es mit dem RAL Gütezeichen für Fenster,<br />

Fassaden, Haustüren und Montage auf sich hat?<br />

lange – Ich frage andersherum: Welches unserer<br />

Mitglieder wirbt denn auf der Internetseite oder<br />

sonst wo intensiv mit dem RAL Gütezeichen?<br />

Auch der RAL in Sankt Augustin hat noch Luft<br />

nach oben und war in der Vergangenheit eher<br />

ein schlafender Riese. Aber wir sehen einen starken<br />

Veränderungswillen. Und keine Frage: Auch<br />

wir haben noch viel Potenzial, dem Endkunden<br />

das RAL Gütezeichen besser zu vermitteln.<br />

Glaswelt – Kann der Endkunde sich sicher<br />

sein, die beste Produktwahl getroffen zu haben,<br />

wenn der Fensterfachbetrieb das RAL Gütezeichen<br />

für die Produktqualität sowie für die Montage<br />

trägt?<br />

lange – Unbedingt. Ein besseres Maß an Sicherheit<br />

kann er nicht haben. Das beste Fenster taugt<br />

nichts, wenn es nicht fachtechnisch einwandfrei<br />

montiert wird. Darum kann ich jedem Bauherrn<br />

oder Modernisierer nur dringend raten, auch auf<br />

das Vorliegen einer gütegesicherten Montage zu<br />

achten. Darüber hinaus hat er auch die Möglichkeit<br />

gegenüber der Gütegemeinschaft eine Rüge<br />

zu formulieren, wenn er nicht zufrieden ist mit<br />

den Leistungen des ausführenden gütegesicherten<br />

Unternehmens.<br />

Glaswelt – Herr Lange, besten Dank für das<br />

Gespräch. —<br />

Die Fragen stellte Chefredakteur Daniel Mund.<br />

Weitere Aussagen von Frank Lange über die<br />

Verbändestruktur, das Energieeinsparpotenzial<br />

von Fenstern und die Wettbewerbssituation<br />

in der Branche lesen Sie in unserer aktuellen<br />

Septemberausgabe.<br />

<strong>Sonderheft</strong> <strong>Montagepraxis</strong> | glaswelt 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!