GLASWELT Sonderheft Montagepraxis 2019
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nicht gesehen“ nicht. Es gilt also vor Beginn der<br />
Arbeiten an einem Bestandsgebäude festzustellen,<br />
in welchem Zustand es sich befindet. Natürlich<br />
muss man hier entsprechenden Zeitaufwand<br />
kalkulieren, denn bei einem Neubau z. B.<br />
bekommt ja der Architekt oder Fach-Ingenieur<br />
auch eine Vergütung für seine erbrachte Leistung<br />
bzw. Zeitaufwendungen als Fachplaner.<br />
alles kann geprüft werden<br />
Angesichts der heute zur Verfügung stehenden<br />
Hilfsmittel und den damit verbundenen stark gesunkenen<br />
Kosten für Wärmebildkameras, Messgeräte<br />
etc. ist es teilweise nicht zu verstehen, wie<br />
mutig viele Handwerker dabei agieren, ohne jede<br />
Prüfung des Baukörpers Fenster und Rollläden<br />
zu verkaufen. Richten muss es dann im Regenfall<br />
der Monteur mit seinen Bordmitteln im<br />
Fahrzeug und seinem Einfallsreichtum bzw. der<br />
Berufserfahrung. Die Regeln sind eigentlich einfach:<br />
Ohne ausreichende Analyse des Baukörpers<br />
ist keine vernünftige Planung möglich. Gerade<br />
im Bereich der Fenster, der Rollladenkästen,<br />
der Anschlüsse ans Mauerwerk, der Integration<br />
von Führungsschienen, Themen wie Anforderungen<br />
an Schlagregendichtigkeit etc. müssen<br />
vorher ausreichend geklärt werden. Auch entsprechende<br />
Absprachen bzw. technische Klärungen<br />
mit Anschlussgewerken wie dem Außen-<br />
und Innenputz sind wichtige Themen, die<br />
im Vorfeld geklärt werden müssen, um während<br />
und nach der Montage keine bösen Überraschungen<br />
zu erleben. Eingeputzte Vorbaurollladenkästen<br />
sind da noch eine der harmlosesten<br />
Fehlervarianten, die aber trotzdem schnell ins<br />
Geld gehen können, wenn nachgearbeitet werden<br />
muss. Es gilt also, mögliche Fehler schon im<br />
Vorfeld durch entsprechende Analyse und<br />
Planung auszuschließen. Wird es nicht gemacht<br />
und treten nachher Schäden auf<br />
oder der Kunde reklamiert etwas, führt<br />
spätestens im Streitfall der Sachverständige<br />
unter dem Einsatz notwendiger<br />
Hilfsmittel und Messgeräte die entsprechende<br />
Analyse durch. Insofern ist es sinnvoller,<br />
diesen Schritt direkt am Anfang seiner Arbeiten<br />
durch zuführen.<br />
Aufsteckbare IR-Kameras für Smartphones sind keine Profilösung, bringen aber erste Ergebnisse, um ggf. weitere<br />
Untersuchungen durchzuführen.<br />
bedenken und behinderung<br />
Ein weiteres wichtiges Thema bei der Modernisierung<br />
an Bestandsgebäuden ist die Abstimmung<br />
mit eventuellen Nachbargewerken während<br />
der Montagephase. Hier gilt es früh genug<br />
Bedenken oder Behinderungen anzumelden,<br />
wenn andere Gewerke ihre Arbeiten nicht entsprechend<br />
der Absprachen oder nicht fachgerecht<br />
durchführen. Auch hier liegt bei einem fehlenden<br />
Architekten oder Fachplaner die Verantwortung<br />
beim Handwerker selbst. Dazu gehört<br />
es auch, Fehler im Übergang zu Nachgewerken<br />
feststellen zu können und entsprechende beteiligte<br />
Personen darauf hinzuweisen. Der Grundsatz<br />
lautet hier ohne Ausnahme: Wer schreibt,<br />
der bleibt. Wer sich hier auf mündliche Vereinbarungen<br />
verlässt, hat meist verloren.<br />
Auch die Oberflächentemperatur<br />
und die<br />
Feuchtigkeitsmesswerte<br />
sind wichtige<br />
Indikatoren für<br />
die Planung und<br />
Beratung.<br />
Weiterbildung ist Pflicht – für alle!<br />
Wie eingangs schon erwähnt sind die Anforderungen<br />
an Handwerker bei Arbeiten an Bestandsgebäuden<br />
wesentlich höher. Ständige Änderungen<br />
bei den Bauprodukten, Baustoffen, Arbeitsmaterialien<br />
und im Bereich der Richtlinien<br />
und Normen setzen auch eine regelmäßige<br />
Überprüfung bzw. Ergänzung des vorhandenen<br />
Wissens voraus. Hier sind die Fachbetriebe gefordert,<br />
ihren Ausbildungsstand stetig anzupassen<br />
und ggf. an entsprechenden Workshops, Lehrgängen<br />
oder Lieferantenschulungen teilzunehmen.<br />
„Pimp your house“ heißt aber auch, sich das<br />
erforderliche Wissen im Bereich der KfW-Förderung<br />
anzueignen, um den Kunden optimal beraten<br />
zu können, welche Maßnahmen wie gefördert<br />
werden.<br />
Kompetente beratung<br />
Das Wissen im Bereich von BGB und VOB und<br />
den notwendigen Normen und Richtlinien sollte<br />
auch regelmäßig überprüft werden, um die<br />
Arbeiten entsprechend der anerkannten Regeln<br />
der Technik ausführen zu können. Der Kunde<br />
wird bei entsprechender Beratung schnell merken,<br />
welcher Handwerker kompetent ist und ob<br />
dieser weiß, wovon er spricht. Das macht sich<br />
dann auch bei den erzielten Preisen positiv bemerkbar<br />
und relativiert so auch sehr schnell die<br />
Kosten für neue Messgeräte etc.. —<br />
Olaf Vögele<br />
Foto: Flir<br />
Foto: Flir<br />
Foto: Testo<br />
Heute sind Wärmebildkameras in handlichen<br />
Formaten, guter Bildqualität und zu bezahlbaren<br />
Preisen verfügbar. Die Gegenrechnung ist<br />
schnell gemacht: Was kostet eine fehlerhafte<br />
Arbeit, weil man nicht thermografiert hat?<br />
<strong>Sonderheft</strong> <strong>Montagepraxis</strong> | glaswelt 79