GLASWELT Sonderheft Montagepraxis 2019
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<strong>Montagepraxis</strong><br />
Aus der prAxis<br />
Warum macht man den gleichen Fehler immer Wieder?<br />
Aus Fehlern wird man klug, wirklich?<br />
_<br />
Das Handeln der Mitarbeiter folgt aber zumeist aus der eigenen<br />
Überzeugung heraus, dass das was getan wird, in diesem Moment<br />
und in diesem Kontext richtig oder zumindest die beste Lösung ist.<br />
Die Entscheidungsfindung von Monteuren ist da fast immer auf das Gelernte<br />
fixiert. Aber auch auf den Druck des Vorgesetzten oder des anwesenden<br />
Kunden, der kein „es geht nicht“ akzeptiert.<br />
Jede unserer Entscheidungen findet in der Regel mit einer gewissen Unsicherheit statt,<br />
denn wir haben fast nie ein perfektes Wissen über die Konsequenzen unseres Handelns, die<br />
Eigenschaften unserer Produkte, der Leistungen oder dem Nutzen. Das gilt zurzeit umso mehr,<br />
da der Fachkräftemangel eine große Rolle spielt und das Thema mangelnde Qualifikation<br />
wie ein Damoklesschwert über uns schwebt. Können wir so aus unseren Fehlern lernen?<br />
Bild: Olaf Vögele<br />
auf der Suche nach der gemeinsamen Wahrheit<br />
Wie kommt nun eine Entscheidung von zwei oder mehreren Monteuren auf<br />
der Baustelle zustande, wenn man sich bei der vorhandenen Montagesituation<br />
nicht sicher ist? Jeder Monteur hat ein Handy. Nachfragen im Betrieb<br />
oder beim Vorlieferanten wäre also eine Option. Das passiert in der Regel<br />
aber nur bei erfahrenen Monteuren, die die Situation sicher erfassen können,<br />
das Problem erkennen und es ausreichend beschreiben können, um<br />
auch beim Support die richtigen Fragen zu stellen. Nachfragen wird leider<br />
immer wieder als Schwäche ausgelegt und erfolgt meist viel zu spät.<br />
Eine alternative Vorgehensweise ist bei unsicheren Monteuren zu oft die Suche<br />
nach der gemeinsamen Wahrheit. Hier wird dann ohne weitere Hilfestellungen<br />
wie Montageanleitungen etc. untereinander diskutiert, bis das<br />
Ergebnis gefällt und dann losgelegt wird. Ob das fachlich in Ordnung ist und<br />
Bei der Montage ist alles schön weiß, nach mehreren Jahren der Garten schön grün.<br />
Da gilt es für die sichere Funktion auch auf das Innenleben von Markisen zu achten.<br />
Bild: Olaf Vögele<br />
Die große Frage lautet: Muss eine Rollladenführungsschiene immer schlagregendicht<br />
sein? Auf jeden Fall immer dann, wenn sie gegen die Wand abgedichtet wird.<br />
den Vorschriften entspricht, ist dann meist dem Zufall überlassen. Das hat<br />
etwas von sich auf der Autobahn im Kollektiv zu entscheiden, statt der vorgeschriebenen<br />
100 km/h, einfach mal 150 km/h zu fahren. Es wird deshalb<br />
aber nicht legitim, sondern bleibt falsch. Solche Entscheidungen finden in<br />
unserem Leben ständig statt. Ist denn nun der Monteur für die ganze Misere<br />
verantwortlich und warum macht er die gleichen Fehler immer wieder?<br />
Sind es überhaupt die gleichen Fehler und ist vor allem der Weg dorthin<br />
immer wieder der gleiche?<br />
Fehlende aus- und Weiterbildung sind verantwortlich<br />
Natürlich ist es einfach, die entstandenen Fehler immer wieder auf den<br />
Monteuren abzuladen. Sie sind rhetorisch nicht geschult, stehen in der Befehlskette<br />
ganz unten, also schuldig im Sinne der Anklage? Aber ist es so<br />
einfach? Der Fehler liegt in der Regel bei den Verantwortlichen, Montageleitern,<br />
„Chefs“. Hier müssen entstandene Fehler analysiert und die Mitarbeiter<br />
bei erkennbaren Wissensdefiziten entsprechend geschult werden.<br />
Erfolgt das nicht, werden Fehler bei vergleichbaren Situationen immer wieder<br />
passieren, weil sie bei mehrmaligen Wiederholungen ja quasi gelernt<br />
werden. Fehlende Qualifikation muss ergänzt werden. Zu wenig Zeit für<br />
Weiterbildung ist keine Lösung und vor allem keine Entschuldigung dafür.<br />
Der entsprechende Zeitbonus erfolgt durch die sinkende Fehlerrate.<br />
76 glaswelt | <strong>Sonderheft</strong> <strong>Montagepraxis</strong>