pro aurum Magazin 01/21
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Unternehmerinterview<br />
FEINKOST-UNTERNEHMER MICHAEL KÄFER<br />
„JAMMERN HAT NOCH<br />
NIE GEHOLFEN“<br />
Hotel und Gastronomie leiden unter dem Coronavirus besonders stark. Wir<br />
haben mit Michael Käfer, dem Chef des Münchner Feinkost-Konzerns, über seine<br />
Erfahrungen während des Ausnahmezustands und seine Plänen für die Zukunft<br />
ges<strong>pro</strong>chen.<br />
Herr Käfer, wie haben Sie als Wiesn-Wirt<br />
und Catering-Unternehmer die vergangenen<br />
Pandemie-Monate erlebt?<br />
Michael Käfer: Zugegeben – es war<br />
schwierig. Die letzten 40 Jahre war ich fast<br />
jeden Abend auf Veranstaltungen unterwegs,<br />
die wir betreuen durften. Seit zwölf<br />
Monaten bin ich abends überwiegend zu<br />
Hause. Das hat zwar den Vorteil, dass ich<br />
mehr Zeit für die Familie habe, aber mir<br />
fehlen unsere Gäste enorm. Auch ein Jahr<br />
ohne Oktoberfest – für mich die schönste<br />
Zeit überhaupt – konnte ich mir bisher<br />
nicht vorstellen. Jetzt wird es eventuell<br />
sogar noch ein zweites. Es ist das direkte<br />
positive Feedback auf Live Events, das meinen<br />
Beruf so erfüllend macht. Jetzt muss<br />
ich vor allem versuchen, die Motivation<br />
unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
zu erhalten, damit wir bei einer hoffentlich<br />
baldigen Öffnung noch eine Top-Mannschaft<br />
am Start haben.<br />
Erfolgreiche Unternehmer wie Sie zeichnen<br />
sich dadurch aus, auf veränderte Marktgegebenheiten<br />
angemessen zu reagieren sowie<br />
neue Trends frühzeitig zu erkennen. Wie sieht<br />
Ihr Rezept gegen die Pandemie konkret aus?<br />
Jammern hat noch nie geholfen, man muss<br />
versuchen, das Beste aus der derzeitigen<br />
Situation zu machen. Im Gegensatz zu vielen<br />
Kollegen aus der Gastronomie haben<br />
wir ja zumindest noch den Handelsbereich,<br />
der sich während der Lockdowns sehr gut<br />
entwickelt hat. Die Menschen möchten sich<br />
nach wie vor etwas Gutes tun und genießen.<br />
Daher haben wir die Angebote in den<br />
Lebensmittelgeschäften und im Onlineshop<br />
ausgebaut und neue gastronomische<br />
Konzepte für den Lieferservice entwickelt.<br />
Sie können bei uns zum Beispiel Menüboxen<br />
mit mehreren Gängen bestellen, die<br />
man nur noch mit ein paar Handgriffen<br />
fertigmachen und anrichten muss. Das<br />
läuft sehr gut, zum Valentinstag haben wir<br />
mehrere Hundert dieser Bestellungen verschickt.<br />
Wer möchte, kann zum Essen auch<br />
einen Koch bestellen, der es dann in der<br />
heimischen Küche <strong>pro</strong>fessionell zubereitet.<br />
Ein anderes Beispiel sind virtuelle Teammeetings<br />
oder ausgefallene Weihnachtsfeiern:<br />
Unser Partyservice bietet Unternehmen<br />
maßgeschneiderte Packages an, die sie<br />
ihren Mitarbeitern ins Homeoffice schicken<br />
können. Auch hier ist die Nachfrage groß,<br />
weil viele Firmen ihre Teams weiterhin<br />
motivieren wollen.<br />
Gleich zu Beginn der Pandemie haben wir<br />
darüber hinaus angefangen, die Küche des<br />
Partyservice in Parsdorf für die Zubereitung<br />
von Menüs für die Nachbarschaftshilfe Vater-<br />
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