pro aurum Magazin 01/21
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Analyse<br />
STRAFZINSEN<br />
NEGATIVZINSEN<br />
BESCHEREN<br />
DER RENTENKASSE<br />
MILLIONENVERLUSTE<br />
Beim Thema „Strafzinsen“ trösten sich viele Bundesbürger damit, dass die meisten<br />
Banken erst ab relativ hohen Kapitalbeträgen Strafzinsen verlangen und ihnen somit<br />
keine konkreten Kosten entstehen. Doch diese Rechnung hat einige Haken.<br />
RENTENKASSE UND BEITRAGS-<br />
ZAHLER MÜSSEN „BLUTEN“<br />
Wer nämlich hohe Geldbeträge bei seiner<br />
Bank deponiert hat, betreibt dennoch<br />
„systematische Vernichtung von Geldvermögen“.<br />
Begründung: Sollte die Bank keine<br />
Strafzinsen verlangen, muss der Sparer dennoch<br />
inflationsbedingte Verluste hinnehmen.<br />
Nur zur Erinnerung: Für den Monat<br />
Januar wurde eine jährliche Geldentwertung<br />
von immerhin einem Prozent gemeldet.<br />
Wichtige Notenbanken wie die EZB und die<br />
Fed streben seit Jahren eine Inflation von<br />
zwei Prozent p. a. an, würden aber auch ein<br />
Überschreiten dieser Hürde unter bestimmten<br />
Bedingungen akzeptieren.<br />
Eine große Mehrheit der Bundesbürger – im<br />
Grunde genommen sämtliche Rentner und<br />
Beitragszahler der gesetzlichen Rente – werden<br />
mit Blick auf die grassierenden Strafzinsen<br />
dennoch „zur Kasse gebeten“. Weil in der<br />
sogenannten „Nachhaltigkeitsreserve“ der<br />
Deutschen Rentenversicherung gegenwärtig<br />
mehr als 36 Milliarden Euro enthalten sind,<br />
müssen allein in diesem Jahr schätzungsweise<br />
97 Millionen Euro an Strafzinsen bezahlt<br />
werden. Im Zeitraum 2<strong>01</strong>7 bis 2020 wurden<br />
aufgrund der negativen EZB-Einlagezinsen<br />
bereits mehr als 230 Millionen Euro „verbrannt“.<br />
Mit „Nachhaltigkeit“ hat dies wenig<br />
zu tun, schließlich müssten in „normalen<br />
Zeiten“ Sparer eigentlich für ihr zurückgelegtes<br />
Kapital und das damit verbundene<br />
Nicht-Konsumieren belohnt und nicht<br />
bestraft werden. Zugleich müsste für die<br />
Aufnahme von Schulden ein angemessener<br />
Zins bezahlt werden. Doch die Notenbanken<br />
haben diese vermeintlichen Gesetze – bedingt<br />
durch die zahlreichen Krisen – vorsätzlich<br />
außer Kraft gesetzt.<br />
DIE RENTE IST ALLES ANDERE<br />
ALS SICHER<br />
Mit dem im vergangenen Jahr verstorbenen<br />
ehemaligen Bundesarbeitsminister Norbert<br />
Blüm (CDU) verbinden viele Ältere vor<br />
allem einen Satz: Die Rente ist sicher. Im<br />
Bundestagswahlkampf 1986 wurde diese<br />
relativ waghalsige These unter’s Volk gebracht.<br />
Seither ist viel passiert: Zum einen<br />
hat sich innerhalb der deutschen Bevölke-<br />
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