pro aurum Magazin 01/21
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Gastbeitrag<br />
Frank Schäffler<br />
Mitglied des Deutschen Bundestags<br />
und Gründer der Denkfabrik<br />
„Prometheus – Das Freiheitsinstitut"<br />
erst in Aktien und später in festverzinsliche<br />
Wertpapiere umgeschichtet wird,<br />
was grundsätzlich eine gute Idee darstellt.<br />
Tatsächlich ist es aber so, dass der Aktienanteil<br />
zu Beginn minimal ist, weil das<br />
Erreichen der Beitragsgarantie inzwischen<br />
so teuer ist, dass kein oder nur ein geringes<br />
Aktienengagement möglich ist. Das heißt,<br />
auch die Riester-Fonds-Anbieter investieren<br />
im Wesentlichen in festverzinsliche<br />
Wertpapiere, die die Kosten des Vertrages<br />
und die Beitragsgarantie künftig nur noch<br />
schwer erwirtschaften können. Die Anzahl<br />
der Anbieter hat sich ohnehin auf nur noch<br />
drei reduziert.<br />
Das macht deutlich, dass sich das Sparverhalten<br />
in Deutschland ändern muss, wenn<br />
Vermögen in einer breiteren Bevölkerungsschicht<br />
geschaffen werden soll. Diejenigen,<br />
die sparen, dürfen nicht weiterhin – aufgrund<br />
unattraktiver Alternativen – in<br />
renditeschwache Anlageformen getrieben<br />
werden. Notwendig wäre ein Volk von<br />
Aktionären, die Eigentum an Unternehmen<br />
halten. Stattdessen sind wir ein Volk ohne<br />
Eigentum und seit einigen Jahren auch<br />
ohne Zinseinkünfte. Gleichzeitig steigen<br />
die Preise der Vermögensgüter, zum Beispiel<br />
im Immobiliensektor, stark an. Denn<br />
dort fließt das billige Geld der Notenbanken<br />
hinein. Die konsumfernen Wirtschaftszweige<br />
<strong>pro</strong>fitieren zuerst davon und so steigen<br />
deren Vermögenswerte durch die erhöhte<br />
Nachfrage. Gleichzeitig zahlen diejenigen,<br />
die in Ballungszentren wie München, Stuttgart<br />
oder Düsseldorf zur Miete wohnen,<br />
dafür mit einem immer höheren Anteil<br />
ihres Arbeitnehmereinkommens.<br />
Die Antwort auf diese Situation muss sein,<br />
Sparvorgänge nachgelagert und nicht fortlaufend<br />
zu besteuern. Daher wäre für jedermann<br />
ein Vorsorgekonto, das jeder aus seinem<br />
Bruttoeinkommen besparen kann und<br />
erst in der Entnahmephase besteuert wird,<br />
sinnvoll. Später sollte dies dann der persönlichen<br />
Einkommensteuer unterliegen. Das<br />
würde Anreize setzen, zu sparen. Vorgaben<br />
wie Beitragsgarantie, Mindestverzinsung<br />
oder Vererbbarkeit sollten entfallen.<br />
Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland<br />
sollen wieder mit Mut und Zuversicht in die<br />
Zukunft blicken, was ihre Lebensqualität<br />
und finanzielle Sicherheit im Alter betrifft.<br />
Daher müssen neue Anreize geschaffen<br />
werden, um die Menschen wieder verstärkt<br />
zur Vermögensbildung zu ermuntern. Dafür<br />
benötigen wir keine zusätzliche Intervention<br />
des Staates, sondern ganz im Gegenteil<br />
mehr Freiräume für die Sparerinnen und<br />
Sparer. Nur so kann den unterschiedlichen<br />
Erwerbsbiografien, Wünschen und Möglichkeiten<br />
des Einzelnen Rechnung getragen<br />
werden. So unterschiedlich die Lebenspläne<br />
auch sind, muss es doch für jeden möglich<br />
bleiben, selbstbestimmt für das Alter vorzusorgen,<br />
Vermögen zu bilden und somit am<br />
sozialen Aufstieg teilzuhaben.<br />
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