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Red Bulletin - Innovator

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ALISON IM<br />

WUNDERLAND<br />

Die Videos der Amerikanerin<br />

Alison Teal sind so<br />

unterhaltsam, dass sie<br />

die Welt verändern: Die<br />

30 Millionen Likes, die<br />

ihre Filme allein auf TikTok<br />

sammelten, können inzwischen<br />

ordentlich Druck<br />

aufbauen. So half ihre<br />

Arbeit etwa, ein Verbot<br />

von Plastiktüten in Kalifornien<br />

durchzusetzen.<br />

TEXT: Maximilian Reich<br />

E<br />

s war früh klar, dass Alison Teal Abenteurerin<br />

werden würde. Sehr früh.<br />

„Ich bin praktisch in ein Abenteuer<br />

hinein geboren“, sagt die Amerikanerin.<br />

„Meine Eltern waren in den Rocky<br />

Mountains. Ein Schneesturm tobte,<br />

und meine Mutter entschied, mich auf<br />

dem Boden einer Blockhütte zur Welt<br />

zu bringen. Das war wie eine Vorsehung<br />

für mein Leben.“<br />

Alison Teal ist heute Weltreisende<br />

in Sachen Umweltschutz. Ihren Videos<br />

(„Alison’s Adventures“) folgen allein<br />

auf TikTok inzwischen über eine Million<br />

Menschen. „Das Tolle an Social Media<br />

ist, dass mir niemand vorschreibt, was<br />

ich zeigen soll“, sagt sie. „Ich kann schockierende<br />

Bilder posten, die um die<br />

Welt gehen, und helfen, Umweltgesetze<br />

zu ändern.“<br />

Ein Video, in dem sie in Los Angeles<br />

auf ihrem Markenzeichen, einem rosa<br />

Surfbrett aus recycelten Kaffeekapseln,<br />

durch einen zugemüllten Fluss paddelt,<br />

half dabei, ein Gesetz durchzubringen,<br />

das Plastiktüten in Kalifornien verbietet.<br />

Ein anderes sorgte dafür, dass in Hawaii<br />

erst jüngst bestimmte Sonnencremes,<br />

die im Verdacht stehen, das Korallensterben<br />

zu verursachen, aus dem Verkehr<br />

gezogen wurden. Erfolge, die nicht<br />

unbemerkt blieben: Das US-Nachrichtenmagazin<br />

„Time“ be zeichnete sie als<br />

„weiblichen Indiana Jones“. Und 2019<br />

wurde sie eingeladen, in einem TED Talk<br />

über ihr Projekt zu sprechen.<br />

Warum Alison die Rolle als Internet-<br />

Star so liegt, ist schnell erklärt: Die<br />

Be gabung liegt in der Familie. Papa arbeitete<br />

als Fotograf für das US-Magazin<br />

„National Geographic“. Auf Reisen nahm<br />

er die Familie mit und unterrichtete die<br />

Tochter selbst. In einem Alter, in dem<br />

andere Kinder Fahrradfahren üben, war<br />

Alison bereits im Basislager des Mount<br />

Everest, streichelte Alpakas in Peru und<br />

lernte, wie man mit Yak-Kot Feuer macht.<br />

Als Homebase baute sich die Familie<br />

eine Art Baumhaus auf Hawaii. „Unser<br />

Strom kommt von einer Solaranlage, und<br />

unser Truck läuft mit Gemüseöl“, sagt sie<br />

und lacht. Eigentlich lacht Alison ständig.<br />

Es scheint fast ausgeschlossen, dass sie je<br />

schlechte Laune hat. Kunststück, bei der<br />

Umgebung.<br />

Ein Schlüsselerlebnis in Sachen Job<br />

hatte Alison 2013: Da nahm sie bei<br />

„Naked and Afraid“ teil, einer Reality-<br />

Show auf Discovery Channel, in der sie<br />

21 Tage auf einer einsamen Insel der<br />

Malediven verbringen musste. „Ich saß<br />

fast einen Monat am Strand und sah,<br />

wie Plastikmüll aus der ganzen Welt<br />

angespült wurde.“ Nach dem Ende der<br />

Show kehrte sie mit einer Kamera zurück<br />

und drehte ein Video über „Trash Island“<br />

– eine künstliche Insel der Malediven,<br />

die als Mülldeponie genutzt wird. Sie<br />

postete den Film auf Facebook und landete<br />

prompt einen viralen Hit. Eine Aufräumaktion<br />

war die Folge. „Da merkte<br />

ich zum ersten Mal, was man mit Social<br />

Media bewegen kann.“<br />

Sie änderte daraufhin das Konzept<br />

von „Alison’s Adventures“ und legt seither<br />

den Fokus ihrer Filme auf die Naturschönheiten<br />

ihrer Reiseziele. „Wenn wir<br />

uns in die Natur verlieben, wollen wir<br />

sie auch schützen“, sagt sie.<br />

Egal, ob in der kanadischen Wildnis<br />

mit Grizzlybären oder auf einer<br />

Farm in Neuseeland: Witz und Augenzwinkern<br />

müssen immer dabei sein. „Ich<br />

bin schließlich keine Aktivistin, sondern<br />

Enter tainerin. Du musst die Sachen mit<br />

Humor machen, dann wollen die Menschen<br />

sie auch sehen.“<br />

Wie es weitergeht? Abwarten. Aber<br />

so, wie die Dinge bei Alison liegen, wird<br />

es sicher ein Abenteuer.<br />

INNOVATOR 31

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