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Red Bulletin - Innovator

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Einmal gab es eine Niederlage: 2014<br />

ging der Antrieb der HEAT-2X-Rakete<br />

bei einem Teststart in Flammen auf.<br />

Mads Wilson: „Wir mussten zusehen,<br />

wie zwei Jahre Arbeit verbrannten.<br />

Aber fünf Minuten nach dem Feuer<br />

sahen wir schon wieder nach vorn:<br />

Okay, bauen wir halt noch eine.“<br />

Mit den Erfahrungen von sechs Raketenstarts<br />

gehen die Suborbitals jetzt<br />

ihr größtes Projekt an. Mit der Spica-<br />

Rakete möchten sie bis 2030 einen<br />

Astronauten in einer Rakete auf<br />

100 Kilometer Höhe bringen. Dort<br />

markiert die Kármán-Linie den Beginn<br />

des Weltraums. Auf die Erde<br />

zurück soll es in einer Kapsel gehen,<br />

die auf den letzten Kilometern vor<br />

„DER STEUERCOMPUTER<br />

DER RAKETE BERECHNETE<br />

FRÜHER DIE KOSTEN<br />

FÜR EXTRA MAYO.“<br />

der Landung von einem Fallschirm<br />

gebremst wird. Gelingt das Projekt,<br />

wäre Dänemark nach Russland, den<br />

USA und China die vierte Nation,<br />

die einen Astronauten in einer selbst<br />

gebauten Rakete ins Weltall schießt.<br />

Die Teammitglieder von Copenhagen<br />

Suborbitals kommen aus den unterschiedlichsten<br />

Bereichen. Manche<br />

haben einen professionellen Weltraum-Hintergrund.<br />

Es gibt einen<br />

Ex-NASA- und einen Ex-ESA-Angestellten.<br />

Ein paar Mitarbeiter haben<br />

Satelliten-Komponenten für Dänemarks<br />

Technische Universität gebaut.<br />

90 Prozent der Suborbitals besitzen<br />

jedoch keine Weltraumerfahrung.<br />

Unter ihnen finden sich Techniker,<br />

Ingenieure, Programmierer und<br />

PR-Leute. Auch ein Kindergartenpädagoge<br />

und ein Physiotherapeut<br />

gehören zum Team. Sie alle haben<br />

ein Faible dafür, Dinge zu sammeln,<br />

auseinander zunehmen und neu<br />

zusammenzubauen. Oft sitzen sie<br />

am Abend nach der Arbeit oder am<br />

Wochenende in zwei insgesamt<br />

tausend Quadratmeter großen und<br />

bis oben hin mit Technikschrott und<br />

Ersatz teilen vollgepackten Hallen.<br />

„Alle arbeiten unbezahlt. Wir veranstalten<br />

an zwei bis drei Tagen pro<br />

Woche Open Workshops und halten<br />

die Gruppen klein. Das macht uns<br />

effi zient“, erklärt Mads.<br />

In den Workshops werden Geräte<br />

repariert, umfunktioniert oder für<br />

den Gebrauch in einer Rakete optimiert,<br />

zum Beispiel ein alter Haarföhn.<br />

Im Inneren der Nexø-II-Rakete<br />

sorgt die warme Luft aus dem Gerät<br />

dafür, dass Schläuche bei Minusgraden<br />

nicht einfrieren. Auch der<br />

Steuercomputer der Rakete wurde<br />

ursprünglich anders eingesetzt.<br />

Einst berechnete er als Teil eines<br />

Burger-King-Kassenterminals die<br />

Kosten für extra Mayo. Verwendung<br />

findet auch eine auf dem Schrottplatz<br />

gefundene Radarkuppel. Sie<br />

verstärkt das Signal des Wi-Fi-Funknetzwerks<br />

auf dem Mission- Control-<br />

Schiff. Damit die Suborbitals bei<br />

einem Start niemanden gefährden,<br />

heben ihre Raketen von einer Plattform<br />

in der Ostsee ab. Den Countdown<br />

starten sie aus sicherer Entfernung<br />

vom Schiff. Manchmal<br />

dienen alte Autos als Ersatzteillager.<br />

Das Bremskabel aus dem Fiat-Ducato-<br />

Kasten wagen ist ein Beispiel dafür.<br />

Die Gaskartuschen, die in Airbags<br />

verbaut werden, ebenso. Damit können<br />

die Suborbitals bei der Landevorbereitung<br />

den Fallschirm aus der<br />

Rakete schießen. Es gibt zwei Gründe,<br />

Sicherheitscheck<br />

Jop Nijenhuis<br />

fixiert die Spitze<br />

der HEAT-2X-<br />

Rakete, in der sich<br />

der zusammengefaltete<br />

Fallschirm<br />

befindet.<br />

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