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pfalz-magazin Herbst 13-60

Alles Lesen, was in der Pfalz interessant ist zu erleben, zu entdecken und zu genießen!

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Nehmen wir doch ein konkretes Beispiel: Wir Männer achten<br />

peinlichst genau darauf, welches High-Tech-Motorenöl wir liebevoll<br />

in unseren Motor gießen und dass der Lack jede Woche glänzt.<br />

Am liebsten tanken wir noch ein Super-High-Tech-Benzin für optimalen<br />

Fahrspaß. Auch für den neuen Front- und Heckspoiler und<br />

die restliche reichhaltige Sonderausstattung nebst Leichtmetallfelgen<br />

und Sportpaket ist uns kein Tausender zuviel. Die Autoindustrie<br />

allein in Deutschland verdient Abermilliarden an Sonderausstattungen,<br />

die eigentlich im Grunde für die Fortbewegung gar nicht<br />

nötig sind. Niemand – aber auch wirklich niemand hierzulande<br />

würde es seltsam finden, wenn jemand für sein Auto ein paar tausend<br />

Euro extra ausgibt. Aber das Schnitzel, das wir auf den Grill<br />

legen, darf allerhöchstens 7,99 das Kilo kosten und das Salatöl muss<br />

das allerbilligste vom Discount sein. Wenn das Ganze dann noch im<br />

Sonderangebot zu haben ist, greift man erst recht und voller Freude<br />

und mit beiden Händen zu. Völlig egal, wie es dem Schwein zu<br />

seinen Lebzeiten dabei ging, damit dieser Dumping-Preis überhaupt<br />

möglich ist. Und in ein feines Restaurant zu gehen, wo man<br />

mal hundert Euro ausgibt, hält man gleichzeitig für total dekadent<br />

und völlig abgedreht; „So etwas ist doch nur für die Stinkreichen,<br />

die nicht wissen, wohin mit dem Geld“, denkt der typische Durchschnittsdeutsche.<br />

Und die Zeit, sich ein tolles Essen zuhause zu kochen,<br />

mit knackig-frischem Gemüse vom Markt und gutem, regionalen<br />

Fleisch vom Metzger hat man angeblich nicht, wobei man<br />

aber gleichzeitig täglich vier bis fünf Stunden vor der Glotze hängt<br />

und sich eine Serie nach der anderen reinzieht. Hand aufs Herz –<br />

stimmt das etwa nicht?<br />

Wie gerne und oft wird der „bösen“ Ernährungsindustrie der schwarze<br />

Peter zugeschoben indem man sagt: „Die Konzerne sind an allem<br />

Schuld. Wenn die das nicht herstellen würden, ginge es uns allen besser“,<br />

oder: „Die machen so schlimme chemische Sachen in mein Fertiggericht.<br />

Natriumglutamat, Stabilisatoren, Farbstoffe, Hilfsmittel,<br />

Konservierungsstoffe und so weiter und so fort“ und schon hat man<br />

sich selbst den Heiligenschein aufgesetzt und vergisst dabei völlig,<br />

dass Fertigware erstens nicht wirklich billiger, auch nicht schneller<br />

gemacht ist und erst recht nicht besser schmeckt als frisch gekocht. Vor<br />

allem hat man eines dabei vergessen: Schuld ist nicht die Industrie –<br />

die macht nämlich skrupellos nur das, was letztendlich der Verbraucher<br />

will. Und der Verbraucher will viel. Viel und gleichzeitig billig.<br />

(Fortsetzung nächste Seite)<br />

In ein feines Restaurant zu gehen,<br />

wo man mal hundert Euro<br />

fürs Essen ausgibt,<br />

hält man hierzulande<br />

oft schon für total dekadent.<br />

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