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ELMA Magazin Februar März 2022

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TITELTHEMA<br />

45<br />

rung vor, erreiche diese Strategie schwächer gestellte<br />

Familien nicht. „Das ist ethisch nicht vertretbar.“<br />

Ein Umstand, den auch Melanie Gauch aus ihrem<br />

Berufsalltag kennt. „Für bildungsferne und finanziell<br />

schwächer gestellte Familien sind Ernährung<br />

und Zucker oft kein Thema, da gibt es Wichtigeres“,<br />

beobachtet die Lehrerin. Dass ihre Arbeit mehr ist<br />

als nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, wünscht<br />

sie sich. „Irgendwas nehmen die Kinder hoffentlich<br />

mit, was sie später brauchen.“ Allein dieses „später“<br />

ist meist stärker, „sie vergessen davon vieles wieder.“<br />

Später, wenn das Ü-Ei das coolste ist und der Burger<br />

der beste, wenn Cola offenbar nicht nur sexy<br />

macht, sondern auch noch Durst löscht, und immer<br />

alles frei und billig verfügbar ist. „In einer idealen<br />

Welt würden Eltern stark mit in die Bildungspflicht<br />

genommen, um diesen Kreislauf irgendwann zu<br />

durchbrechen“, meint Melanie Gauch.<br />

Bis das passiert, bleibt die<br />

Hoffnung: „Die Gesundheit<br />

der Verbraucher/innen und<br />

vor allem die der Kinder<br />

muss über die Lobby-Interessen<br />

der Konzerne gestellt<br />

werden“, forderte Foodwatch<br />

noch im November letzten<br />

Jahres. Diese Zuckerlobby<br />

macht seit Jahren mit Falschaussagen<br />

von sich reden: Zucker<br />

mache weder dick noch<br />

krank, Steuern seien wirkungslos<br />

oder die Quelle der<br />

Kalorien sei nicht ausschlaggebend.<br />

„Die Zuckerindustrie<br />

macht es wie früher die<br />

Tabak-Konzerne: Mit haarsträubenden<br />

Falschaussagen<br />

täuscht sie die Öffentlichkeit,<br />

um unliebsame politische<br />

Maßnahmen zu verhindern<br />

oder zu verzögern“, so Foodwatch.<br />

„Viel zu lange hat die<br />

Industrie durch geschickte<br />

Lobbykampagnen verhindert,<br />

dass die Bundesregierung entschlossen gegen<br />

Fehlernährung und ernährungsbedingte<br />

Krankheiten vorgeht.“ Die alte Bundesregierung<br />

sei mit ihrer Strategie der Freiwilligkeit<br />

krachend gescheitert, die neue müsse eine<br />

Kehrtwende einleiten. Das hatte sie zumindest<br />

vor: Im Koalitionsvertrag festgeschrieben<br />

war die Einführung einer Zuckersteuer<br />

für Erfrischungsgetränke und ein Verbot von<br />

an Kinder gerichteter Werbung für ungesunde<br />

Lebensmittel. Ersteres ist bereits gecancelt.<br />

Wie es mit dem zweiten Punkt weitergeht,<br />

bleibt abzuwarten. Bis dahin machen Melanie<br />

Gauch und ihre Kolleginnen und Kollegen<br />

weiter: In der dritten und vierten Klasse steht<br />

Medien- und Werbe-Erziehung auf dem Lehrplan.<br />

Immerhin.

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