10 <strong>VNW</strong> CradletoCradle Wie bauen wir VON AXEL HORN in Zukunft? Ökologisch. Sozial. Bezahlbar. Dabei lohnt ein Blick auf die Baustoffe. Der Bauverein der Elbgemeinden will im Hamburger Stadtteil Lurup erstmals Häuser in Holzmodulbauweise errichten. f
11 Neue Wohnformen ermöglichen Hamburg. Der Wohnungsbau der Zukunft muss ökologisch, sozial und bezahlbar sein – für die Mieterinnen und Mieter ebenso wie für die Wohnungsunternehmen. Der Bauverein der Elbgemeinden (BVE) setzt sich mit der Frage auseinander, wie das gelingen kann. In den vergangenen Jahren hat sich die Diskussion um Klimaschutz im Gebäudesektor stark auf die Energieversorgung und den Energieverbrauch fokussiert. Viele Wohnungsunternehmen haben bereits gute Lösungen gefunden, um deutliche CO 2 -Reduktionen zu erzielen. Nicht nur einzelne Gebäude, sondern ganze Quartiere werden energetisch saniert. Jetzt geraten die Baustoffe in den Blick. Denn Beton beispielsweise verbraucht in der Herstellung viel Kohlendioxid und ist nur sehr bedingt recycelbar. Zum Bau der Zukunft gehört es auch, sich mit den Bedürfnissen der Menschen auseinanderzusetzen. Der BVE ermöglicht in seinem Bestand schon lange Wohnformen jenseits der klassischen Mietwohnung. Dazu gehören Baugemeinschaften, Angebote für Menschen mit Unterstützungsbedarf, Servicewohnen für Ältere sowie Wohnen und Arbeiten unter einem Dach. Künftig will der BVE auch Häuser speziell für das Mehrgenerationenwohnen konzipieren. Außerdem beschäftigt er sich mit neuen Grundrissen, die kleinere Privatwohnungen mit gemeinschaftlich genutzten Flächen – beispielsweise zum Arbeiten oder Feiern – kombinieren. Das entspricht dem Sharing-Trend und die Mieten der einzelnen Wohnungen würden aufgrund der geringeren Quadratmeterzahl sinken. Bezahlbar bleiben Neue Baustoffe einsetzen Die erste Möglichkeit, den Verbrauch zu begrenzen, ist es, sehr genau zu prüfen, ob ältere Häuser wirklich abgebrochen werden müssen. Häufig ist es auch möglich, ältere Bestände energetisch zu ertüchtigen und Quartiere durch Nachverdichtungen und Aufstockungen zu erweitern, anstatt komplett neu zu bauen. Zweitens geht es darum, Baustoffe zu wählen, die entweder wiederverwendbar sind oder nach ihrem Gebrauch dem biologischen Kreislauf zugeführt werden können. Metall kann beispielsweise gut wiederverwendet werden, wenn es in entsprechender Weise verbaut wurde. Holz lässt sich entweder auch recyceln oder kann vollständig biologisch abgebaut werden. Dieses Designprinzip, das unter anderem von der EPEA GmbH entwickelt wurde, heißt »Cradle to cradle®« und spielt im Gebäudesektor eine zunehmend wichtige Rolle. Auch in Hamburg gibt es hierfür anschauliche Beispiele wie den „Wood Cube“, der im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) in Wilhelmsburg entstand. Der BVE setzt sich aktuell ebenfalls mit dem »Cradle to cradle®«-Prinzip auseinander und will in absehbarer Zeit Mehrfamilienhäuser aus Holz bauen. Die Anforderungen an den Klimaschutz sowie steigende Bau- und Grundstückskosten verteuern den Wohnungsbau. Gleichzeitig sind bezahlbare Mieten ein wichtiger Baustein der sozialen Nachhaltigkeit. Insofern gilt es, neue kostengünstige Wege des Bauens einzuschlagen. Der BVE verfolgt hierbei zwei Ansätze: Erstens will er im Hamburger Stadtteil Lurup erstmals Häuser in Holzmodulbauweise errichten. Die verwendeten Module sollen idealerweise anschließend auch bei anderen Bauprojekten zum Einsatz kommen. Hierdurch verringern sich die Kosten der einzelnen Projekte. Zweitens geht der Trend zurück zum einfachen Bauen. Nachdem in den vergangenen Jahren immer mehr Technik in den Häusern verbaut wurde, wird ihr Anteil künftig zurückgefahren werden. Das schont die natürlichen Ressourcen und das Budget. Denn die Erfahrung zeigt: Selbst die beste Technik nützt nichts, wenn die Menschen sie nicht richtig einsetzen. Stattdessen wird der BVE seine Mitglieder systematisch motivieren, ihren Energieverbrauch zu hinterfragen und zu reduzieren. Auf diese Weise kann der Dreiklang aus ökologischer Verantwortung, Sozialverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit gelingen. h Wer sich für das Thema interessiert, wird hier fündig: Die EPEA hat eine Broschüre über das Designprinzip „Cradle to Cradle®“ für Gebäude herausgebracht. Sie steht auf www.epea.com kostenlos zum Download zur Verfügung. AXEL HORN ist Vorstand des Bauvereins der Elbgemeinden eG (BVE)