10.02.2022 Aufrufe

VNW-Magazin Ausgabe 1/2022

Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.

Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

25<br />

Hamburg. . Eine Baugemeinschaft zu gründen und ein gemeinsames<br />

Projekt anzugehen, kostet viel Arbeit, Zeit und Geld. Die<br />

knapp 80 Mitglieder der 2018 gegründeten Kleinstgenossenschaft<br />

Baumhaus Altona, darunter 40 Erwachsene, wissen das nach mittlerweile<br />

drei intensiven Jahren voller Vorbereitungen, bürokratischem<br />

Aufwand, Planungen, vielen Treffen und Gesprächen.<br />

Nicht immer ist der Blick auf diese Zeit positiv gefärbt. Doch je<br />

näher der Termin der Bauantragstellung rückt, desto größer wird<br />

die Vorfreude auf ihr gemeinsames Mehrfamilienhaus, was in einem<br />

Neubaugebiet am Othmarscher Kirchenweg entstehen soll.<br />

Entstanden ist die Baumhaus Altona aus einer Fusion zweier<br />

Baugemeinschaften: „Unser Eulennest“, die sich 2010 gegründet<br />

hatte, um ihren Traum vom gemeinsamen Wohnen zu bezahlbaren<br />

Preisen in Hamburg zu verwirklichen und bereits drei (erfolglose)<br />

Bewerbungen hinter sich hatte, und „Haus Hamburg 2014“, die<br />

mit frischer Energie und viel Projektfreude aufwartete.<br />

„Die Fusion war sinnvoll, weil wir durch den Zusammenschluss<br />

die Erfahrungen und Kompetenzen von ‚Unser Eulennest‘ nutzen<br />

konnten“, sagt Rosa Thoneick, Mitglied der Baumhaus Altona. „Im<br />

April 2018 haben wir uns als Gruppe zum ersten Mal getroffen,<br />

Ende Mai 2018 die Bewerbung abgegeben – und hatten Erfolg.“<br />

Der Start war holprig<br />

Der Anfang war etwas holprig. „Wir kannten einander nicht,<br />

mussten aber sofort mit den Planungen loslegen“, erinnert sich die<br />

35-Jährige Stadtforscherin und Journalistin. Das bedeutete, Aktion<br />

auf mehreren Ebenen: sich kennenlernen, Wünsche der Mitglieder<br />

austaxieren, Pläne machen, Arbeitsgemeinschaften gründen. „Ein<br />

Kraftakt, und all das ehrenamtlich neben Beruf und Familie.“<br />

Geplant ist ein Wohngebäude in Holzmassivbauweise mit 24<br />

Wohneinheiten, ein Gemeinschaftsraum mit Küche, Gemüsegarten,<br />

Spielplatz und Feuerstelle. 22 Einheiten sind bereits vergeben,<br />

zwei bleiben frei für Flüchtlingsfamilien, die die Kleinstgenossenschaft<br />

in ihre Gemeinschaft integrieren möchte. Soziales und ökologisches<br />

Engagement ist den Parteien wichtig und Bestandteil des<br />

Konzeptes, über das in 14-tägigen Treffen – derzeit nur digital –<br />

diskutiert wird.<br />

Wunsch nach einem Leben in Gemeinschaft<br />

Aber warum eine Baugemeinschaft? „Wir alle wünschen uns bezahlbaren<br />

Wohnraum in der Stadt, fern von Grundstücks- und Immobilienspekulationen,<br />

sowie ein Leben in Gemeinschaft“, sagt<br />

Rosa Thoneick. Für jeden ist der passende Wohnraum geplant worden.<br />

Die 35-jährige zieht in eine Singlewohnung, eine fünfköpfige<br />

Familie bekommt eine Fünfzimmerwohnung in dem Komplex.<br />

„Der Kern unserer Gruppe besteht überwiegend aus Familien<br />

mit kleinen Kindern, die sich gegenseitig helfen und unterstützen<br />

wollen. Aber es sind auch Paare mit und ohne Kinderwunsch sowie<br />

Alleinstehende, die einziehen. Niemand von uns will allein und anonym<br />

leben und alt werden“, sagt Thoneick. Durch die Genossenschaft<br />

einen dörflichen Charakter herstellen, wo jeder jeden kennt,<br />

und das mitten in einer großen Metropole – das ist das, was sich<br />

Rosa Thoneick wünscht – ebenso wie die anderen Mitglieder.<br />

Grundideen der Genossenschaftsbewegung leben<br />

noch heute<br />

Die Wünsche und Vorstellungen der jungen Genossenschaft sind<br />

ein klares Bekenntnis zu den Grundideen der ersten Wohnungsbaugenossenschaften,<br />

die sich Mitte des 19. Jahrhunderts gründeten.<br />

Menschen taten sich zusammen, um sich gemeinsam selbst zu<br />

helfen, ohne auf staatliche Unterstützung oder private Wohltätigkeit<br />

zu setzen oder zu hoffen.<br />

Aber heute sind es selten mittellose Menschen, die sich zusammentun.<br />

Bei Baumhaus Altona muss jedes Mitglied Eigenkapital<br />

mitbringen – 800 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, unabhängig<br />

vom individuellen Vermögensstand. Nur so sei die Förderung<br />

durch die Stadt gewährleistet.<br />

Dass man bereits ein kleines Vermögen als Einlage zahlen muss,<br />

um am Ende öffentlich geförderten Wohnraum zu schaffen, sei ein<br />

Fehler im System, kritisieren viele der Mitglieder. Dafür bekommen<br />

sie jedoch gemeinschaftlich genutztes Eigentum in einer besonders<br />

nachgefragten Wohngegend, in der die meisten sich keine Wohnung<br />

vom freien Markt leisten könnten, wie ein Gründungsmitglied<br />

zugibt.<br />

f

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!