KURZGESCHICHTE Zur Person Geboren wurde die 54-jährige Gaby Hauptmann am 14. Mai 1957 im baden-württembergischen Trossingen. Nach ihrer journalistischen Ausbildung arbeitete sie im eigenen Pressebüro, dann bei verschiedenen Sendern. 1994 veröffentlichte sie ihr erstes Jugendbuch. Kurz danach erschienen Bestseller wie „Suche impotenten Mann fürs Leben“. Ihre Bücher sind in über 35 Ländern erschienen. Hauptmann hat eine Tochter (20) und lebt in Allensbach am Bodensee.
EXKLUSIV AUTORIN „Diese Geschichte bedeutet mir viel“ ���������� Claudia Reshöft ���������������������������������������������� ���������������������������������� Die Bestseller-Autorin überrascht uns mit einem romantischen Kurzroman – und mit ihren Ansichten über das Älterwerden Gaby Hauptmann ist bekannt für unterhaltsame Geschichten. Den tina-Leserinnen widmet die Bestseller-Autorin mit „Frei schwimmen“ ein eher nachdenkliches Stück. Und spricht mit uns darüber, wie viel Kraft die Intuition hat und warum sie sich auf das Älterwerden freut. tina: Sie haben für die tina-Leserinnen einen Kurzroman geschrieben über eine Frau, die am liebsten aus ihrem Alltag ������������������������������������� Gaby Hauptmann: Sicher: Wenn sich die Verpfl ichtungen, die man <strong>als</strong> Mutter, <strong>als</strong> Kummerkasten und im Job hat, zu Bergen auftürmen – ich weiß genau, wie sich das anfühlt. Und wenn der Bauch einem sagt, dass man etwas ändern müsste, nur nicht weiß, was oder wie. ������������������������������ Kürzlich rief mich eine Frau an. Sie sei vor sieben Jahren meinetwegen aus Karlsruhe an den Bodensee gezogen. Ich fragte überrascht, wie sie das meint. Dann erzählte sie mir, sie sei immer glücklich gewesen – und doch hätte sie lange Zeit ein unbestimmtes Bauchgefühl gehabt. Eines Tages saß sie mit ihrem Mann im frisch renovierten Haus. Da fi el ihr eine Szene ein, die ich in meiner Biografi e „Mehr davon“ beschrieben hatte: Wie ich auf dem Balkon sitze, einen Teller Spaghetti vor mir, mit Blick auf den Bodensee. „In dem Moment“, so sagte sie, „wusste ich, was mir fehlte: der See.“ Und dann hat sie ihren Mann überzeugt, hierher zu ziehen. So manche Frau vertraut ihrem Bauchgefühl aber nicht so recht … Letztlich wissen wir genau, dass sich unser Bauch meldet, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Aber dann schalten wir meist den Kopf wieder ein, beruhigen uns und packen dieses diff use Gefühl in eine Schublade. Wir machen weiter, <strong>als</strong> wäre alles in Ordnung, bis sich unser Bauch wieder meldet. Irgendwann ist er nicht mehr zu überhören. Erst dann fi nden wir den Mut, etwas zu ändern und aufzubrechen zu etwas Neuem. ��������������������������������������� �������������������� Eindeutig: der Bauch. Ich merke schnell, wenn sich Veränderungen anbahnen. Aber wenn es darum geht, Chancen, die sich mir bieten, wahrzunehmen, schalte ich schon auch meinen Kopf ein. Allerdings bestätigt der meist das, was ich vorher intuitiv schon wahrgenommen habe. Ihre Kurzromanheldin ��������������������� �������������������� ����������������� Ich schwimme auch wahnsinnig gern. Ich lasse mich vom Wasser tragen. Und wenn ich an die Küste oder das Ufer zurückschaue, scheint der Alltag ganz weit weg. Daher kommt auch der Titel für den tina-Roman: „Frei schwimmen“, der mir übrigens sehr viel bedeutet. Oder ... Motorradfahren. Das ist auch etwas, das so funktioniert. Letztens bin ich auch einfach losgefahren – und hab‘ mir unterwegs eine Route überlegt. Schließlich wurden es 800 Kilometer … das ist auch so eine Art „Frei schwimmen“. ���������������������������������������� Der Luxus, mit sich allein sein zu dürfen. „Letztlich wissen wir genau, dass sich unser Bauch meldet, wenn etwas nicht in Ordnung ist“ Ich kenne ja viele Menschen, die ganz viel von mir wollen. Dadurch komme ich vor lauter Betriebsamkeit manchmal nicht dazu, den Augenblick zu genießen. Das fällt ja auch schwer, wenn man weiß, dass in der nächsten Sekunde schon wieder Tausend Dinge zu tun sind. Aber ab und zu tauche ich einfach mal weg und versuche, ein mehr im Jetzt <strong>als</strong> in der Zukunft zu leben – und off en zu bleiben für Veränderungen. �������������������������������������������� in eingefahrenen Partnerschaften lebt … Mit Fingerspitzengefühl und Geduld ist auch der Partner für Überraschungen gut. Ich denke an das Paar, von dem ich vorhin erzählt habe. Als sie meinte, sie würde nun gern an den Bodensee ziehen, erwiderte er: „Aber wir haben doch gerade erst alles renoviert. Und sie: „Na, dann lässt es sich doch auch besser verkaufen.“ Danach ließ sie ihren Mann zwei Wochen lang in Ruhe, dann sagte sie: „Am Bodensee ist gerade so schönes Wetter …“ Mehr nicht. Nach einer Woche kam er und meinte, er hätte es sich überlegt, die Idee sei vielleicht doch nicht so blöd. ������������������ ������������������������ Fürchten Sie das Äl- ���������������� Das einzig Bedauerliche ist, dass man die Erfahrungen der Jahrzehnte nicht in einem jungen Körper konservieren kann. Und der Blick in den Spiegel, der einem verrät, dass man mal anders ausgesehen hat. Aber ich kenne viele ältere Menschen, bei denen die Geduld, die Neugierde, der Spaß und die Freude am Hier und Jetzt erst in späten Jahren zurückgekehrt ist – die Leichtigkeit und Unbefangenheit der Kindheit. Und das sind doch wirklich gute Aussichten. � Auf der nächsten Seite geht‘s weiter mit dem Kurzroman �
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