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audimax I.T. 11-2022 - Karrieremagazin für ITler

Ferne Liebe rostet nicht? Alles was für eine gute Fernbeziehung entscheidend ist *** Mind the cloud: Was die IT mit Wolken zu tun hat *** Ausgespielt? Die Gaming-Branche 2023 *** Grün, grüner, IT – Wie wird's grüner durch IT *** Frauen in der IT *** Auf welcher Bühne würde Max Raabe gerne mal auftreten? Er hat's ausgefüllt in Mut Zur Lücke

Ferne Liebe rostet nicht? Alles was für eine gute Fernbeziehung entscheidend ist *** Mind the cloud: Was die IT mit Wolken zu tun hat *** Ausgespielt? Die Gaming-Branche 2023 *** Grün, grüner, IT – Wie wird's grüner durch IT *** Frauen in der IT *** Auf welcher Bühne würde Max Raabe gerne mal auftreten? Er hat's ausgefüllt in Mut Zur Lücke

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REALITY CHECK<br />

DISTANZ ?<br />

DEINE FREUNDIN STUDIERT IM AUSLAND,<br />

DEINEN FREUND HAST DU BEIM FREIWILLIGEN-<br />

DIENST KENNENGELERNT<br />

# FERNBEZIEHUNG<br />

Rebekka und Diego haben sich vor mehr als zehn Jahren kennengelernt<br />

und sich ineinander verliebt. Klingt erstmal nicht außergewöhnlich,<br />

aber Rebekka kommt aus Deutschland und Diego aus<br />

Argentinien. Die beiden haben sich während des Bundesfreiwilligendienstes<br />

in Argentinien kennengelernt. Nach einem Jahr ging es<br />

<strong>für</strong> Rebekka zurück in die Heimat. »Zu Beginn war es sehr schwierig<br />

mit der Distanz umzugehen, aber wir haben uns beide da<strong>für</strong> entschieden,<br />

die Entfernung <strong>für</strong> unsere Beziehung in Kauf zu nehmen«,<br />

erinnert sie sich. Hilfreich waren regelmäßige Telefonate – neben<br />

Uni, Arbeit und Zeitverschiebung müsse zwar etwas Terminjonglage<br />

betrieben werden, aber es sei definitiv machbar, so Diego.<br />

Schnell hatten die zwei Verliebten den Entschluss gefasst, dass sie<br />

zusammen in Deutschland leben möchten: »2013 kam Diego nach<br />

Deutschland, die Termine bei der Ausländerbehörde waren wahnsinnig<br />

zehrend, aber wir wussten immer, dass es die Mühe wert ist«,<br />

beschreibt Rebekka. Seitdem sind die beiden unzertrennlich und<br />

echte Experten zum Thema Fernbeziehung.<br />

FERNBEZIEHUNG – WER MACHT DENN SOWAS?<br />

Ebenfalls Expertin in diesem Gebiet ist Lisa Fischbach. Die Psychologin<br />

arbeitet bei der Datingplattform ElitePartner und gibt eine<br />

Einschätzung, wie viele Studis in einer Fernbeziehung leben: »Der<br />

Anteil der Studierenden, die in einer Fernbeziehung leben, dürfte<br />

recht hoch sein. In der bevölkerungsrepräsentativen ElitePartner-<br />

Studie von 2019 haben wir mehr als 4.000 Personen dazu befragt. In<br />

der Altersgruppe der 18-29-jährigen hatten bereits 47 Prozent der<br />

Akademiker*innen mindestens eine Liebe auf Distanz. Die könnte<br />

zwar auch in die Zeit nach dem Studium gefallen sein, dennoch<br />

lässt sich auf einen hohen Anteil schließen.« Die Zahlen der Studie<br />

seien noch aussagekräftig, denn gesamtgesellschaftliche Trends<br />

und grundlegende Einstellungen in Bezug auf Beziehungen seien<br />

recht stabil und verändern sich nicht so schnell wie in anderen Bereichen.<br />

Bei Nichtakademikern führten bisher hingegen nur 36,7<br />

Prozent der befragten 18-29-jährigen eine Fernbeziehung.<br />

TRAUMPRINZEN FAHREN BAHN<br />

… denn hoch zu Ross wären die durchschnittlichen Distanzen<br />

von 100 bis 200 Kilometer Entfernung zwischen den Wohnorten<br />

doch schwer zurücklegbar. Große Distanzen fordern mehr Planung<br />

und erlauben weniger Spontanität, so die Psychologin, besonders<br />

schwierig sei es, wenn das Paar in unterschiedlichen Zeitzonen<br />

lebe. Bei geringeren Distanzen seien auch Besuche unter der<br />

Woche oder bei akuter Sehnsucht möglich – auch zur Versöhnung<br />

nach einem Streit sei ein Besuch bei kurzer Distanz besser umsetzbar,<br />

so Fischbach. Nichtsdestotrotz: »Fernbeziehungen können sehr<br />

gut funktionieren, sie bringen nur andere Herausforderungen mit,<br />

als Beziehungen innerhalb einer Stadt«. Distanz könne laut Fischbach<br />

die Liebe sogar frisch und lebendig halten – Die Zahlen der<br />

ElitePartner-Studie zeigen, dass 8,9 Prozent der Befragten den Freiraum<br />

schätzen, den sie durch eine Fernbeziehung erhalten. »Besonders<br />

unabhängige Personen, die gut mit sich alleine sein können,<br />

genießen die Abwechslung zwischen Phasen der Nähe und viel Freiraum«,<br />

erläutert sie die Zahlen. Durch die Ferne entstünden weniger<br />

Alltagsroutinen, wodurch die Treffen länger etwas Besonderes blieben<br />

und mehr Raum <strong>für</strong> Sehnsuchtsgefühle und Freude beim Wiedersehen<br />

bestehe, so die ElitePartner-Expertin.<br />

DISTANZ & LIEBE?<br />

Eine Fernbeziehung ist allerdings nicht jedermanns Sache: 30,2 Prozent<br />

der befragten Personen geben an, dass eine Fernbeziehung <strong>für</strong><br />

sie nicht in Frage kommt. Weitere 40,2 Prozent sagen in der Umfrage,<br />

dass eine Fernbeziehung nicht ihr Wunsch ist, sie sich aber darauf<br />

einlassen würden, wenn es passiere. Weit mehr als die Hälfte der<br />

über 4.000 Personen stehen einer Fernbeziehung also nicht sonderlich<br />

positiv gegenüber. »Die Aussicht auf Veränderung bzw. einen<br />

gemeinsamen Wohnsitz lässt die grundsätzliche Bereitschaft, sich<br />

auf eine Fernbeziehung einzulassen, wachsen«, erklärt Psychologin<br />

Fischbach. Die Zahlen der Umfrage stützen diese Aussage, denn 20,8<br />

Prozent aller Studienteilnehmer geben an, dass <strong>für</strong> sie eine Fernbeziehung<br />

in Frage kommt, wenn es grundsätzlich Aussicht auf Veränderung<br />

gibt.<br />

CASTROP-RAUXEL IST NICHT TIMBUKTU<br />

Wie gut oder schlecht eine Fernbeziehung klappt, ist abhängig von<br />

verschiedenen Faktoren – auf viele davon können die Partner selbst<br />

keinen Einfluss nehmen. Wie häufig sich Paare sehen, hänge natürlich<br />

von der Entfernung aber auch der Infrastruktur ab, erklärt<br />

Soziologin Dr. Marie-Kristin Döbler, die zum Thema »Allein und<br />

doch nicht einsam? (Nicht-)Präsenz(en) in Paarbeziehungen« an<br />

der Uni Erlangen-Nürnberg promoviert hat. Wie gut ist die Bahnverbindung?<br />

Wie umständlich gestaltet sich die Fahrt zum jeweils<br />

anderen? Und auch ein wichtiger Faktor: Welche Kosten kommen<br />

auf mich zu? »Mit einem Bayernticket kommt man vergleichsweise<br />

günstig zum anderen und kann sich das häufiger leisten, als wenn<br />

es mit dem ICE oder dem Auto in weiter entfernte Regionen oder<br />

gar mit dem Flugzeug ins Ausland gehen muss«, erklärt Dr. Döbler,<br />

die mittlerweile am Institut <strong>für</strong> Soziologie der Uni Tübingen tätig<br />

ist. »Die Mehrzahl der in Deutschland geführten Fernbeziehungen<br />

spannen sich über einen Raum auf, der ein- bis zweiwöchentliche<br />

Treffen erlaubt – das heißt diese Beziehungen werden in der Regel<br />

innerhalb Deutschlands geführt«, beschreibt Dr. Döbler ihre Erfahrung.<br />

Gerade bei Studierenden komme es aber vor, dass die Distanz<br />

größer sei, weil beispielsweise einer der Partner ein Auslandssemester<br />

absolviert. Viele Paare meistern aber auch die größere Distanz<br />

gut, da die Fernbeziehung in diesem Fall von vornherein eine zeitliche<br />

Begrenzung hat.<br />

Text: Stefanie Markert (selbst fernbeziehungserfahren)<br />

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