Hochschule Weserbergland - Die Welt
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Im Rahmen der Subprime-Krise haben Rating-Agenturen die bei Anleihen etablierten Bewer-<br />
tungsmethoden auf hochkomplexe Finanzprodukte, wie z. B. MBS, übertragen. 108 <strong>Die</strong>s sorgte<br />
in Kombination mit einem Vergütungssystem, bei dem die Agenturen von ihren Auftraggebern<br />
bezahlt wurden, dafür, dass diese hochkomplexen Produkte als zu gut eingestuft wurden. 109<br />
Wenn überhaupt, wusste der Verkäufer über die Werthaltigkeit dieser Finanzprodukte Be-<br />
scheid. 110 Für diese Vorgehensweise stehen die Agenturen noch heute in der Kritik. 111 Aus die-<br />
sem Grund sind sie in Bezug auf ihr Herabstufungsverhalten restriktiver geworden. In diesem<br />
Zusammenhang war die Sorge groß, als S&P Ende 2011 der gesamten Eurozone mit Herabstu-<br />
fungen drohte und dies im Januar 2012 auch bei 17 Staaten vollzog. 112<br />
4.9 These 8: Bedeutende Zentralbanken haben ihre geldpolitischen Trümpfe<br />
falsch dimensioniert und ihr „Pulver zu früh verschossen“<br />
Zentralbanken sind in ihrem jeweiligen Geltungsbereich für wichtige geldpolitische Entschei-<br />
dungen und Maßnahmen verantwortlich. 113 Sie sorgen dafür, dass das Geld in einer Volkswirt-<br />
schaft werthaltig bleibt und geben zusätzlich wichtige Impulse für die Wirtschaft. Mit der EZB,<br />
der Bank of England (BoE) sowie der FED verfolgen drei bedeutende Zentralbanken das Ziel der<br />
Preisniveaustabilität. 114 Daneben unterstützen die amerikanische und die englische Notenbank<br />
aktiv die Wirtschaftspolitik ihres Geltungsbereichs. Um die Geld- und Währungspolitik eines<br />
Staates oder Währungsraumes zu steuern, stehen den Notenbanken zahlreiche geldpolitische<br />
Instrumente zur Verfügung. 115 Besonders in Krisen ist die richtige Reaktion im optimalen Zeit-<br />
punkt entscheidend. Mit Hilfe der Steuerung von Geldmenge und Marktzinsen soll das Kon-<br />
sum- und Investitionsverhalten von privaten Haushalten und Unternehmen beeinflusst wer-<br />
den, um damit indirekt auf das Preisniveau zu wirken.<br />
Zunächst besteht die Möglichkeit die Leitzinsen anzupassen. 116 Dadurch wird die Kreditauf-<br />
nahme der Banken, und demnach auch der Privatwirtschaft, erleichtert oder gehemmt. In ei-<br />
ner Krise soll vornehmlich mehr investiert und konsumiert werden. In der Konsequenz werden<br />
dafür niedrige Zinsen verlangt, was auch eine historische Analyse der Leitzinsen der EZB, der<br />
108<br />
Vgl. Issing, O. (2009), S. 18-19.<br />
109<br />
Vgl. Landgraf, R./Cünnen, A. (2010), o. S..<br />
110<br />
Vgl. Akerlof, G. A. (1970), S. 489-490.<br />
111<br />
Vgl. Landgraf, R./Cünnen, A. (2010), o. S..<br />
112<br />
Vgl. Ettel, A./Zschäpitz, H. (2012), S. 5.<br />
113<br />
Vgl. Issing, O. (1992), S. 7-9.<br />
114<br />
Vgl. Europäische Zentralbank (2012a), o. S.; vgl. Bank of England (2012a), o. S.;<br />
vgl. Federal Reserve Bank (2005), S. 15.<br />
115<br />
Vgl. Issing, O. (1992), S. 61-64.<br />
116<br />
Vgl. Deutsche Bundesbank (2010), S. 153-154.<br />
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Beitrag zum Postbank Finance Award 2012