Die Verdunstung freier Wasserflächen – Grundlagen
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Sonderfälle 96<br />
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Der größere Teil der zusätzlich eingetragenen Energie geht dem Gewässer durch die<br />
Steigerung der <strong>Verdunstung</strong> verloren. Deren Veränderung und absolute Werte können durch<br />
empirische Gleichungen des Massentransportansatzes (4.6-1) ermittelt werden. Zur<br />
Bestimmung des Sättigungsdampfdruckes ist dann die erhöhte Wasseroberflächentemperatur<br />
heranzuziehen.<br />
Probleme kann hier, insbesondere bei großen Seen mit unregelmäßiger Beckengestalt, die<br />
repräsentative Bestimmung und Mittelung der räumlich stärker variierenden Wasseroberflächentemperaturen<br />
bereiten.<br />
Intensive Untersuchungen der Beeinflussung des Wärmehaushaltes und der <strong>Verdunstung</strong> von<br />
der freien Wasserfläche durch Abwärmeeintrag wurden von HARBECK (1960) am Colorado-City-<br />
Stausee in Texas durchgeführt. Der See wurde Ende der 40er Jahre gleichzeitig mit einem<br />
Kraftwerk als Kühlwasserreservoir und -fläche angelegt. Für den Zeitraum vom 21.07.1954 bis<br />
zum 19.07.1955 wurde die Wärmebilanz durch einen Eintrag von 59 cal cm -2 d -1 vergrößert.<br />
Daraus resultierte eine Erhöhung der <strong>Verdunstung</strong>swärme um 34 cal cm -2 d -1 , des fühlbaren<br />
Wärmestromes um 15 cal cm -2 d -1 , der Energieabgabe durch Advektion des verdunstenden<br />
Wassers um 2 cal cm -2 d -1 und der effektiven Ausstrahlung um 8 cal cm -2 d -1 . Damit gingen 58 %<br />
der Energie in die erhöhte <strong>Verdunstung</strong> zuzüglich 3 % der advektiv mit dem verdunstenden<br />
Wasser hinweggeführten Wärme, 25 % wurden durch direkten Kontakt an die überlagernde Luft<br />
abgegeben und 14 % durch die erhöhte Ausstrahlung abgeführt.<br />
Ähnliche Resultate erzielten RICHTER ET AL. (1979) bei der Untersuchung der thermischen<br />
Belastung des Stechlin- und des Nehmitzsees in Nordbrandenburg durch Einbindung in den<br />
Kühlwasserkreislauf des Kernkraftwerkes Rheinsberg. Beim Stechlinsee wurden 57 % der<br />
eingetragenen Energie durch den latenten und 31 % durch den fühlbaren Wärmestrom sowie 12<br />
% durch die erhöhte langwellige Ausstrahlung der Gewässeroberfläche abgebaut. <strong>Die</strong> durch<br />
den Wärmeeintrag verursachten Veränderungen im See wurden beschrieben.<br />
RITTER (1980) weist darauf hin, dass die an Seen gewonnenen Ansätze der Ermittlung der<br />
<strong>Verdunstung</strong> <strong>freier</strong> <strong>Wasserflächen</strong> für Fließgewässer nur bedingt übertragbar sind. Ihre Anwendung<br />
zur Berechnung der Abkühlung erwärmten Flusswassers, wie sie in verschiedenen<br />
Wärmelastrechnungen durchgeführt wurde, sollte daher unterbleiben. Insbesondere bei<br />
geringen Windgeschwindigkeiten und hohen Wassertemperaturen tritt eine erheblich höhere<br />
<strong>Verdunstung</strong> auf. <strong>Die</strong> Folge ist eine schnellere Abkühlung der thermisch belasteten Gewässer.<br />
<strong>Die</strong> Unterschiede sind aus dem Turbulenzverhalten der Flüsse erklärbar.