BOGENSPORT MAGAZIN 4/2023

MATERIAL
Foto: Dean Alberga
EXPERTENGESPRÄCH MIT SEBASTIAN ROHRBERG
IST DER ALUMINIUMSCHAFT
DIE BESSERE WAHL FÜR DIE
INDOOR-SAISON?
Von Günter Kuhr
Wenn sich die Freiluftsaison dem Ende zuneigt, stehst du vielleicht vor der Frage, ob du mit dem Beginn der Hallensaison zu dicken Pfeilschäften wechseln
solltest. Vielleicht könntest du einen größeren Schaftdurchmesser taktisch nutzen, um mehr Ringe anzukratzen und so deine Ergebnisse hochzusetzen.
Doch ist ein Wechsel des Schafttyps tatsächlich immer die beste Wahl?
Sebastian Rohrberg gibt in unserem
Expertengespräch einen tieferen und
differenzierten Einblick in die Aspekte
der Pfeilauswahl für die Hallensaison.
BSM
Wo siehst du den theoretischen Ansatz, der
für den Wechsel zu einem dicken Pfeilschaft
sprechen könnte?
SEBASTIAN
In der Theorie kann man sagen, dass ein dickerer
Pfeil, der exakt die gleiche Trefferlage
hat wie ein dünner ACE oder X10er-Schaft,
mehr Ringe auf dem Schießzettel bringt.
Die Trefferlage muss der Schütze aber zunächst
testen, denn allein der Durchmesser
bringt nicht mehr Ringe, wenn die Pfeilstreuung
zu groß ist. Der Aluminiumschaft
muss also theoretisch genau so gut passen
und genau so gut fliegen wie der Pfeil, der
in der Außensaison eingesetzt wurde, damit
ich an die gleiche Stelle schießen kann. Ist
die Streuung so groß, bringt mir der größere
Außendurchmesser nichts. Nun gibt es
aber beim Einsatz der Aluminiumschäfte
ein Paradoxon, das von der theoretischen
Annahme abweicht. Brady Ellison beispielsweise
schoss in der Vergangenheit immer
wieder viel zu steife Aluminiumschäfte,
die wirklich schlecht aus dem Bogen herausgingen,
mit denen er aber 300 von 300
Ringen schoss. Er ist nicht der einzige Bogenschütze,
der in der Hallensaison wesentlich
zu steife Aluminiumpfeile schießt. Ich
selbst schoss in der Hallensaison auch immer
deutlich zu steife Aluminiumpfeile. Das
waren 2312er Schäfte mit einer 200 grain
Spitze. Es gibt Leistungssportler, die mit einem
hohen Zuggewicht einen 2315er Spine
schießen können, so dass die Steifigkeit des
Schaftes genau passt, und man kann dann
damit sehr gute Ergebnisse schießen.
BSM
Kann aus diesem theoretischen Ansatz eine
allgemeine Empfehlung abgeleitet werden?
18 | BOGENSPORTMAGAZIN MATERIAL 4/23