IAA Spot 2023
Der IAA Spot ist das offizielle Magazin der IAA MOBILITY 2023 in München. Das Heft informiert über alle interessanten Auto-Studien und Technik-Trends auf der Messe, gibt einen aktuellen Marktüberblick, hält Ratgeberthemen zu Fahrrädern oder zum Automobilhandel bereit und widmet sich auch dem grundlegendsten aller Mobilitätsträger: den eigenen zwei Beinen.
Der IAA Spot ist das offizielle Magazin der IAA MOBILITY 2023 in München. Das Heft informiert über alle interessanten Auto-Studien und Technik-Trends auf der Messe, gibt einen aktuellen Marktüberblick, hält Ratgeberthemen zu Fahrrädern oder zum Automobilhandel bereit und widmet sich auch dem grundlegendsten aller Mobilitätsträger: den eigenen zwei Beinen.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
78<br />
<strong>2023</strong><br />
Autohandel<br />
Der Besuch im Autohaus ist nur noch ein Aspekt in der Entscheidungsfindung – vieles rund um den Kauf findet davor und danach online statt.<br />
JEDER DRITTE KÖNNTE ONLINE<br />
KAUFEN<br />
Käufer, die sich ausschließlich im Internet<br />
informieren, werden jedoch auch in<br />
näherer Zukunft in der Unterzahl bleiben,<br />
haben Befragungen der Unternehmensberatung<br />
Bain & Company ergeben. Die<br />
reine Online-Kundschaft liegt <strong>2023</strong> im<br />
einstelligen Prozentbereich, schätzt deren<br />
Unternehmensberater Eric Zayer. Eine<br />
höhere Bereitschaft, die gesamte Interaktion<br />
digital abzuwickeln, sieht der Experte<br />
bei Auto-Abonnements, die sich durch<br />
monatliche Gebühren und kurzfristige<br />
Kündigungsfristen auszeichnen: „Die reinen<br />
Online-Abschlüsse können hierbei<br />
15 Prozent oder mehr ausmachen.“ Beim<br />
Online-Kauf ist künftig noch Potenzial:<br />
Mittelfristig könnte jeder dritte Autokäufer<br />
den Vertrag im Internet abschließen – jedoch<br />
nachdem er sich zuvor im stationären<br />
Handel hat beraten lassen.<br />
Denn die meisten Interessenten suchen<br />
beim klassischen Kauf oder Leasing keine<br />
reine Digitalerfahrung, sondern bevorzugen<br />
einen Mix aus Online- und Offline-Interaktionen.<br />
„Viele Kundinnen und Kunden<br />
leiten ihre Erwartungen von den Erfahrungen<br />
ab, die sie bei anderen Retailern gemacht<br />
haben, wie beispielsweise Amazon<br />
oder Apple“, erklärt Klaus Stricker, Leiter<br />
der weltweiten Praxisgruppe Automotive<br />
bei Bain & Company. „Sie erwarten eine<br />
nahtlose Omnikanal-Erfahrung, also etwa<br />
die Möglichkeit einer Beratung in einem<br />
Autohaus auf Basis des bereits zuhause<br />
online vorkonfigurierten Fahrzeugs.“<br />
Dieses Kauferlebnis, unabhängig von Zeit,<br />
Ort oder dem genutzten Kanal geht längst<br />
über den Konfigurator mit High-End-Visualisierungen<br />
hinaus. Verschiedene Autohersteller<br />
wie Hyundai, Volvo oder Audi<br />
beraten potenzielle Kunden dort, wo es<br />
für sie am bequemsten ist: zuhause. Im<br />
Online-Showroom kann der Autokäufer<br />
einen Termin für eine virtuelle Beratung<br />
buchen, der Berater erscheint live auf dem<br />
Bildschirm, zeigt das Auto und beantwortet<br />
Fragen.<br />
„Der Kunde kann vom Autohaus<br />
künftig keine Rabatte<br />
erwarten.“<br />
Marc Voss, ZDK-Geschäftsführer<br />
AUTOHANDEL IM UMBRUCH<br />
So sorgt die Digitalisierung für einen Wandel<br />
im Handel: Ein einheitliches Kundenerlebnis<br />
über verschiedene Kanäle hinweg<br />
zu bieten, ist für Autohersteller deutlich<br />
einfacher im Direktvertrieb; im Gegensatz<br />
zum seit mehr als 100 Jahren etablierten<br />
Vertriebsmodell, bei dem der<br />
Händler das Auto beim Hersteller kauft<br />
und dann an den Kunden weiterverkauft.<br />
Erwartete Kostenvorteile und der direkte<br />
Kontakt zum Kunden (Stichwort: persönliche<br />
Daten) sind auf Seiten vieler Autohersteller<br />
weitere Gründe, derzeit den<br />
Vertrieb auf das sogenannte Agentursystem<br />
umzustellen. Dabei wandelt sich<br />
die Rolle vieler Händler vom Vertragspartner<br />
des Kunden zum Agenten mit<br />
Kundenbetreuungsaufgaben.<br />
FEILSCHEN NICHT MEHR MÖGLICH<br />
„Das ist ein ganz erheblicher Einschnitt für<br />
den Handel – und mit Sicherheit auch für<br />
den Kunden“, sagt Marc Voss, Geschäftsführer<br />
beim Zentralverband Deutsches<br />
Kfz-Gewerbe (ZDK). „Für den Kunden deshalb,<br />
da er vom Autohaus künftig keine<br />
Rabatte mehr erwarten kann.“<br />
Denn, ob online oder im Autohaus: Kunden<br />
bekommen so immer einen einheitlichen<br />
Preis angeboten. „Der Online-Vertrieb, aber<br />
auch der Agenturvertrieb, wird zur Preisharmonisierung<br />
mit weniger Nachlässen<br />
innerhalb des deutschen Marktes führen“,<br />
prognostiziert Stefan Reindl, Professor für<br />
Automobilwirtschaft an der Hochschule in<br />
Nürtingen-Geislingen. „Dies bedeutet aber<br />
nicht, dass die Preise dadurch automatisch