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Elbufer Rundschau: "tante enso" in Neu Darchau eröffnet

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Amt <strong>Neu</strong>haus<br />

„Helau“<br />

In <strong>Neu</strong>haus und Tripkau wird die „fünfte Jahreszeit“ begeistert gefeiert<br />

Auch <strong>in</strong> der früheren DDR gehörte Fasch<strong>in</strong>g zum geselligen<br />

Leben dazu und war für viele Menschen e<strong>in</strong><br />

wichtiger Höhepunkt <strong>in</strong> der kalten Jahreszeit.<br />

1950 wurde Karneval vom DDR-Kulturm<strong>in</strong>isterium<br />

offiziell zu e<strong>in</strong>em Teil der „Brauchtumspflege und<br />

Volkskultur“ erklärt. Allerd<strong>in</strong>gs hatten SED-Führung<br />

und Stasi dabei e<strong>in</strong> wachsames Auge auf die Närr<strong>in</strong>nen<br />

und Narren, und es gab auch Konflikte.<br />

1988 gab es <strong>in</strong> der DDR rund 1340 registrierte Karnevalclubs<br />

mit etwa 70000 aktiven Mitgliedern,<br />

jährlich 120000 Veranstaltungen und etwa 6,5 Millionen<br />

Besuchern (Quelle: ntv.de).<br />

In gleich zwei Orten <strong>in</strong> Amt <strong>Neu</strong>haus wird die „fünfte<br />

Jahreszeit“ bis heute ausgelassen gefeiert – mit allem,<br />

was dazu gehört! In <strong>Neu</strong>haus im <strong>Neu</strong>hauser Carneval<br />

Club (NCC), <strong>in</strong> Tripkau im Carneval Club Tripkau (CCT)!<br />

Beide Vere<strong>in</strong>e gibt es seit vielen Jahren. Die <strong>Neu</strong>hauser<br />

feiern <strong>in</strong> diesem Jahr das 70jährige Bestehen und die<br />

Tripkauer das 66jährige Jubiläum seit der Gründung!<br />

Nachdem wir im Januar 2023 bei der „Eiswette-Feier“<br />

im Göpelhaus <strong>in</strong> <strong>Neu</strong> <strong>Darchau</strong> fasz<strong>in</strong>iert erlebt haben,<br />

wie e<strong>in</strong>e Abordnung von „Närr<strong>in</strong>nen“ aus <strong>Neu</strong>haus mit<br />

ihrem Auftritt die Stimmung anheizte und den Saal<br />

zum Kochen brachte, war klar, dass wir unbed<strong>in</strong>gt über<br />

diese Menschen und ihre Passion berichten wollten.<br />

Mit viel Vorfreude fuhren wir über die Elbe, um uns mit<br />

Heike P<strong>in</strong>k und Christian Siefert zu treffen.<br />

Frau P<strong>in</strong>k ist die Vorsitzende des <strong>Neu</strong>hauser Carneval<br />

Clubs, Herr Siefert der Geschäftsführer des Carneval<br />

Clubs Tripkau.<br />

Überrascht sahen wir beim Betreten des über 400 Jahre<br />

alten Pforthauses, dass e<strong>in</strong>e Reihe von fröhlichen<br />

Menschen dabei war, die Räume des altehrwürdigen<br />

Hauses zu dekorieren.<br />

Gleich löste sich e<strong>in</strong>e junge Frau aus der Gruppe, stellte<br />

sich uns als Heike P<strong>in</strong>k vor und rief e<strong>in</strong>en jungen<br />

Mann heran, der sich als Christian Siefert entpuppte.<br />

Die Begrüßung war so herzlich und unkompliziert,<br />

dass wir schnell zum Du überg<strong>in</strong>gen. „Mich kennen<br />

hier alle nur als ,Möppi‘“, erklärte Siefert lachend.<br />

Tolle Sonderausstellung zu 70 Jahre NCC<br />

„Wir s<strong>in</strong>d gerade dabei, die Sonderausstellung zum<br />

70jährigen Bestehen vorzubereiten. Da könnt Ihr<br />

schon mal e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von unserem munteren Vere<strong>in</strong>sleben<br />

bekommen“, freute sich Heike P<strong>in</strong>k. „Wir haben<br />

tief <strong>in</strong> den Alben und Truhen unserer Mitglieder<br />

gegraben. Es kam dabei e<strong>in</strong>iges zutage, was für uns<br />

überraschend war. Dazu gehören die allererste Karnevalsstandarte,<br />

die ersten handgenähten Narrenkappen<br />

und Aufzeichnungen über alle Karnevalssitzungen.“<br />

Nicht nur die große Anzahl von Fotodokumenten <strong>in</strong><br />

Schwarzweiß und <strong>in</strong> Farbe aus 70 Jahren Karnevalsgeschichte<br />

<strong>in</strong> <strong>Neu</strong>haus bee<strong>in</strong>druckte uns ziemlich.<br />

Es waren dazu <strong>in</strong> allen Räumen viele weitere Zeugnisse<br />

<strong>in</strong> Form von Kostümen, Narrenkappen, Uniformen, Vere<strong>in</strong>sfahnen,<br />

Mitgliederlisten etc. ausgestellt.<br />

Beim Studium der Liste ehemaliger Vere<strong>in</strong>spräsidenten<br />

stutzten wir, als für e<strong>in</strong>e Reihe von Jahren ke<strong>in</strong>e<br />

Würdenträger aufgeführt waren.<br />

Heike P<strong>in</strong>k erklärte uns: „Aufgrund der Verhältnisse<br />

während des ,Kalten Kriegs‘ mit Mauerbau, E<strong>in</strong>richtung<br />

der Sperrgebiete und Grenzzaunbau auf dem Elbdeich<br />

ruhte das Vere<strong>in</strong>sleben <strong>in</strong> <strong>Neu</strong>haus und Tripkau ab Anfang<br />

der 1960er Jahre. Erst ab 1981 haben wir <strong>in</strong> <strong>Neu</strong>haus<br />

wieder so richtig Karneval gefeiert.“<br />

So kamen die <strong>Neu</strong>hauser zum Karneval<br />

Nach erfolgtem Rundgang durch die fast fertiggestellte<br />

Ausstellung setzten wir uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raum zu<br />

e<strong>in</strong>em lockeren Kreis zusammen. Außer uns und Heike<br />

sowie „Möppi“ (der Name stand unübersehbar auch<br />

auf se<strong>in</strong>em Sweatshirt) stießen auch noch Johanna,<br />

Jörg, Elisabeth (Möppis Mutter), Helga und Luisa zu<br />

diesem Kreis. Sie ließen vergangene Höhepunkte lebendig<br />

werden, erzählten Anekdoten. Sehr gut kam<br />

dabei die Begeisterung rüber, die der Karnevalsbrauch<br />

und die närrische Geme<strong>in</strong>schaft auf sie ausüben.<br />

Uns <strong>in</strong>teressierte von Heike und Möppi:. „Seid ihr <strong>in</strong><br />

den Brauch re<strong>in</strong>geboren oder später dazugestoßen?“<br />

Heike: „Ich b<strong>in</strong> dazugestoßen. Seit 2002 habe ich hier<br />

<strong>in</strong> Jugendgruppen mitgemacht und getanzt. Da war<br />

ich 15 Jahre alt. Seit 2018 b<strong>in</strong> ich jetzt die Präsident<strong>in</strong>.“<br />

Möppi: „Ich b<strong>in</strong> durch me<strong>in</strong>e Mutter quasi re<strong>in</strong>geboren.<br />

Sie war früher sehr aktiv, auch <strong>in</strong> der Bütt. Karnevalstradition<br />

gibt es auch <strong>in</strong> anderen Familien. Viele<br />

s<strong>in</strong>d heute mit Enkeln und sogar Urenkeln im Vere<strong>in</strong>.“<br />

Noch besser als Jörg kann man es als Karnevalist nicht<br />

treffen. Er erzählte lachend: „Ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Karneval<br />

re<strong>in</strong>geboren, und das sogar am 11.11. Deshalb feiere<br />

ich Jahr für Jahr me<strong>in</strong>en Geburtstag beim Karneval.“<br />

Diese Karnevalsbegeisterung f<strong>in</strong>den wir erstaunlich<br />

für norddeutsche Verhältnisse: „Wie ist das alles vor 70<br />

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