09.02.2024 Aufrufe

procontra | Ausgabe 01/2024

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Prävention in der Versicherung VERSICHERUNGEN | 51<br />

»Prävention stößt auf<br />

gesetzliche Grenzen«<br />

Interview mit Maximilian Happacher, Vorstandsvorsitzender<br />

der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV)<br />

<strong>procontra</strong>: Führt Prävention letztlich<br />

immer zu niedrigeren Prämien?<br />

Maximilian Happacher: Voraussetzung<br />

ist, dass Prävention wirksam<br />

ist. Das heißt, es liegen Daten vor,<br />

die einen Zusammenhang zwischen<br />

Prävention und Schadenreduktion<br />

belegen. Nur dann wirken präventive<br />

Maßnahmen tendenziell positiv auf<br />

die Prämie. Zwischen den einzelnen<br />

Versicherungssparten gibt es<br />

große Unterschiede. In den meisten<br />

Produkten der Schaden- und Unfallversicherung<br />

wird Schadenprävention<br />

preisreduzierend berücksichtigt.<br />

Bei Elementarpolicen etwa kann der<br />

Beitrag bei Privatgebäuden teilweise<br />

um die Hälfte reduziert werden. Im<br />

Leben-Bereich wird Nichtrauchen<br />

belohnt. Vor allem in der privaten<br />

Krankenversicherung, der PKV, sind<br />

den Anbietern bei der Förderung von<br />

Prävention Grenzen gesetzt.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Grenzen genau?<br />

Happacher: Das VVG definiert<br />

Leistungen der PKV. Dort eindeutig<br />

beschrieben sind Maßnahmen der<br />

sekundären und tertiären Prävention,<br />

also grob formuliert Schritte<br />

zur Früherkennung und Genesung.<br />

Leistungen der Primärprävention,<br />

also die Vorbeugung von Krankheit,<br />

deckt das Gesetz nicht zweifelsfrei<br />

ab. So bestehen bei der Förderung<br />

gesundheitsbewussten Verhaltens<br />

große Hürden. Die Vorgaben für die<br />

Produktgestaltung und Kalkulation<br />

beinhalten gewisse Unsicherheiten<br />

und erschweren die Umsetzung.<br />

<strong>procontra</strong>: Haben Versicherer überhaupt<br />

ein Interesse an Prävention?<br />

Happacher: Abgesehen davon, dass<br />

Schadenverhütung Ärger und Leid bei<br />

den Versicherten vermeiden hilft, was<br />

immer in unser aller Interesse ist,<br />

geht es auch um Vermeidung von<br />

Kosten beispielsweise für die<br />

Scha dens regu lie rung.<br />

Zudem trägt wirksame Prävention zu<br />

geringeren Prämien bei und ermöglicht<br />

daher mehr Kunden den Zugang<br />

zu Versicherungsschutz. Aber<br />

Leistungen für Primärprävention sind<br />

in der PKV halt nur sehr begrenzt<br />

erstattungsfähig.<br />

Bei Privatkunden ist die Kalkulation<br />

von Präventionstarifen zwar<br />

schwieriger, vor allem in der privaten<br />

Krankenversicherung, wie der oberste<br />

Aktuar Maximilian Happacher erklärt.<br />

Aber Fakt ist auch, dass viele Privatkunden<br />

Wert auf Eigenverantwortung<br />

und damit Prävention legen. Laut<br />

einer Umfrage der Versicherungsforen<br />

Leipzig haben 58 Prozent der<br />

Versicherungsnehmer großes oder<br />

sehr großes Interesse an Produkten<br />

mit Zusatzleistungen wie Bonuspro-<br />

grammen für sportliche Aktivitäten,<br />

also mit klarem Präventionsbezug.<br />

In Zeiten von Inflation und Stagnation<br />

müssen viele Menschen den Euro<br />

zweimal umdrehen. Daher erfolgt<br />

auch im Versicherungsgeschäft der<br />

Wettbewerb zunehmend über den<br />

Preis – und dort honorieren viele<br />

Policen eine gesunde Lebensweise<br />

und Präventionsmaßnahmen. Ein<br />

aktuelles Beispiel ist das erweiterte<br />

Angebot von Zurich in der Schwere-<br />

Krankheiten-Vorsorge. „Wir möchten<br />

Nichtrauchen honorieren und haben<br />

daher unsere Tarife überarbeitet“,<br />

sagt Björn Bohnhoff, Vorstand Leben<br />

bei der Zurich Gruppe Deutschland.<br />

So zahlten Nichtraucher im Tarif<br />

Eagle Star RisikoLeben Basic bis zu<br />

9 Prozent weniger Prämie. Das sei ein<br />

Novum am Dread-Disease-Markt.<br />

Argumente für Vermittler<br />

Auch bei der Ergo-Tochter DKV ist<br />

man überzeugt, dass „Prävention immer<br />

mehr an Bedeutung gewinnt“.<br />

1 | <strong>2024</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!