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procontra | Ausgabe 01/2024

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Maklerbetriebe BERATER | 71<br />

Hierauf weisen Severina Butovich,<br />

Björn Habenschaden und Katharina<br />

Wüllner von der auf Vertriebskonzepte<br />

spezialisierten Beratungsgesellschaft<br />

Vocatus in einem Beitrag<br />

für die Versicherungsforen Leipzig<br />

hin. Innerhalb der oft propagierten<br />

Kundenzentrierung „wird Verhaltensökonomie<br />

noch nicht ausreichend berücksichtigt“,<br />

meinen die Fachleute.<br />

Ihren Erkenntnissen zufolge basieren<br />

Entscheidungen nicht auf nüchternem,<br />

rationalem Kalkül. Vielmehr<br />

werden sie vom Kontext beeinflusst,<br />

in dem sie getroffen werden, und<br />

durch Daumenregeln bestimmt. Das<br />

mache Entscheidungen vermeintlich<br />

„irrational“, aber vorhersehbar,<br />

wenn man die Entscheidungsmuster<br />

versteht, so die Autoren. So könne das<br />

Wissen der Verhaltensökonomie großes<br />

Potenzial auch für Versicherungsvermittler<br />

mit sich bringen.<br />

Kunde kauft, was ihm nutzt<br />

Dass Kunden nicht immer so entscheiden,<br />

wie man es erwarten<br />

könnte, zeige ein Beispiel aus dem<br />

Bereich Kfz-Versicherungen (siehe<br />

Grafik). Um den Absatz anzukurbeln,<br />

würden Versicherer einem Produkt<br />

häufig weitere Leistungen hinzufügen,<br />

die relativ wenig kosten. Objektiv<br />

betrachtet biete das erweiterte Paket<br />

mehr Leistung für den gleichen Preis.<br />

Ein rationaler Mensch würde sich für<br />

das Zusatzpaket entscheiden. Den Beratern<br />

zufolge zahlen Menschen aber<br />

tatsächlich ungern für Ausstattungsmerkmale,<br />

die sie nicht brauchen. Bei<br />

der Entscheidung stehe der Nutzen<br />

im Fokus. Daher gelte bereits bei der<br />

Produktentwicklung: Weniger ist oftmals<br />

mehr.<br />

Makler, die mehr Geschäft erzielen<br />

möchten, sollten das Entscheidungsverhalten<br />

potenzieller und bestehender<br />

Kunden verinnerlichen. Grob<br />

gebe es fünf Typen: Schnäppchenjä-<br />

20<br />

bis<br />

30 %<br />

beträgt das zusätzliche<br />

Geschäftspotenzial durch<br />

passgenaue Kommunikation.<br />

Fokus auf den Nutzen legen<br />

Gruppe 1 entscheidet sich doppelt so häufig für das Produkt wie Gruppe 2.<br />

Die Folge: Verdoppelung des Absatzes trotz reduzierten Produktumfangs<br />

zum gleichen Preis<br />

Gruppe 1 Gruppe 2<br />

Zusatzpaket zur Kfz-Versicherung:<br />

11,- €/Monat<br />

› Rabattschutz (Freischuss)<br />

› Mobilitätsgarantie<br />

› Verkehrsrechtsschutz<br />

Long Story short<br />

Zusatzpaket zur Kfz-Versicherung:<br />

11,- €/Monat<br />

› Rabattschutz (Freischuss)<br />

› Mobilitätsgarantie<br />

› Verkehrsrechtsschutz<br />

+ Wohnwagen-Versicherung<br />

+ Übersetzungsdienst<br />

+ Video-Tutorials<br />

Take Rate: 27 % Take Rate: 13 %<br />

Quelle: Vocatus AG in einem Dossier der Versicherungsforen Leipzig<br />

ger, Verlustaversive, Preisbereite,<br />

Gewohnheitskäufer, Gleichgültige.<br />

Den Beratern von Vocatus zufolge<br />

wird die Anzahl der Schnäppchenjäger<br />

über- und die Anzahl der Preisbereiten<br />

unterschätzt. Interessenten<br />

würden daher zu oft über den Preis<br />

angesprochen – und dennoch nicht<br />

als Kunden gewonnen. „Man sollte<br />

sich daher stets vor Augen führen, aus<br />

welchen Motiven ein Kunde entscheidet,<br />

und die eigene Kommunikation<br />

an diese Motive anpassen“, betonen<br />

die Fachleute. Auf diese Weise ließen<br />

sich zentrale Kennzahlen wie Abschlüsse<br />

und Stornierungen um 20<br />

bis 30 Prozent verbessern.<br />

Klare Positionierung schärft Wahrnehmung beim Kunden<br />

Effizienz: Bestandskunden zuerst auf Potenzial prüfen<br />

Entscheidungsmuster studieren und verinnerlichen<br />

1 | <strong>2024</strong>

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