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procontra | Ausgabe 01/2024

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Manipulierte Bewertungen BERATER | 67<br />

Was Sie erfahren werden<br />

Wie Google-Bewertungen organisiert wurden<br />

Welches Tochterunternehmen nun im Fokus steht<br />

Wie wefox zu den Vorwürfen steht<br />

werden, um das Übel bei der Wurzel<br />

zu packen und die Kunden wieder<br />

nachhaltig zufriedenzustellen. So<br />

weit, so normal.<br />

Beim hochgelobten InsurTech wefox<br />

schlug man anscheinend auch einen<br />

anderen, kürzeren Weg ein. Mit Google-Rezensionen,<br />

die nicht nur gegen<br />

die Richtlinien von Google verstießen,<br />

sondern auch wettbewerbswidrig<br />

waren. Demnach wurden zwischen<br />

2021 und 2023 die Google-Bewertungen<br />

unter dem Eintrag „wefox<br />

Group Headquarters“ auf ein Niveau<br />

gehoben, das die Sterne heller scheinen<br />

ließ, als sie wirklich waren. Dies<br />

zeigen Dokumente, die <strong>procontra</strong> und<br />

dem manager magazin vorliegen.<br />

Schlechter Google-Score<br />

Ausgangspunkt war Ende 2021, als<br />

knapp über 100 öffentliche Rezensionen<br />

für einen Google-Score von 2,5<br />

sorgten. Liest man die Rezensionen,<br />

bemängelten Kunden und Vermittler<br />

häufig „schlechten Service“, „keine<br />

Erreichbarkeit“ oder einen „unbefriedigenden<br />

Regulierungsprozess“<br />

– wefox hatte und hat laut Insidern<br />

und Maklern, die sich verstärkt an<br />

<strong>procontra</strong> wandten, ein gewaltiges<br />

Kundenservice-Problem. Ausgerechnet<br />

beim „digitalen Revoluzzer“, der<br />

laut eigenen Aussagen „Versicherungen<br />

für alle 10x besser machen“ wollte<br />

als der Rest. Das gelang bislang nicht.<br />

Die schlechte Google-Bewertung<br />

war natürlich Gift für das ambitionierte<br />

InsurTech, das im Juni 2021<br />

in der Serie-C-Finanzierungsrunde<br />

»Die Unternehmensführung<br />

von wefox<br />

hatte keine<br />

Kenntnis, wie diese<br />

Initiative im Detail<br />

umgesetzt wurde.«<br />

Unternehmenssprecher<br />

wefox<br />

gerade die Rekordsumme von 650<br />

Millionen US-Dollar eingesammelt<br />

hatte. Investoren, aber auch Berater,<br />

Kunden und Vertriebe schauten nun<br />

noch intensiver auf das Unternehmen.<br />

Intern schlug man daher Alarm,<br />

das Thema „Bewertungen“ aktiver<br />

managen zu müssen. Laut interner<br />

Mails wurden dafür die Dienste der<br />

beratungswerk24 AG, einer 100-prozentigen<br />

Tochter der wefox-Gruppe, in<br />

Anspruch genommen. Die beratungswerk24<br />

AG zählt zu den größten Leadproduzenten<br />

im Versicherungsbereich<br />

und wurde im November 2020<br />

von der wefox-Gruppe übernommen.<br />

Offenbar in Absprache mit der damaligen<br />

Geschäftsführung der wefox<br />

Germany GmbH startete im Herbst<br />

2021 die in einigen Dokumenten als<br />

Marketingaktion „Kundenzufriedenheit<br />

wefox“ genannte Kampagne. Wefox<br />

räumt ein, dass es eine Initiative<br />

zur Verbesserung von Google-Bewertungen<br />

gab, distanziert sich jedoch<br />

und meint, dass dies „allein von<br />

der beratungswerk24 AG in eigener<br />

Verantwortung“ veranlasst worden<br />

sei. „Die Unternehmensführung von<br />

wefox hatte keine Kenntnis, wie diese<br />

Initiative im Detail umgesetzt wurde“,<br />

so die Stellungnahme. Vertrauliche<br />

Unterlagen zeigen jedoch, dass sehr<br />

wohl Kenntnis darüber bestanden<br />

haben muss, was der Plan zur Verbesserung<br />

der Google-Bewertungen<br />

vorsah und wie die anschließende<br />

Entwicklung voranschritt.<br />

Dafür sollen auch Kunden der 123versichert.de<br />

GmbH – ebenfalls eine<br />

100-prozentige wefox-Tochter – angerufen<br />

worden sein, um sie zu einer<br />

positiven Google-Bewertung zu bewegen.<br />

Jedoch nicht für die genannte<br />

Tochter, sondern für den Google-Eintrag,<br />

der unter „wefox Group Headquarters“<br />

auf den Mutterkonzern<br />

einzahlte. Auch hier distanziert sich<br />

wefox: „Sofern Dritte auf unlautere<br />

Weise zu positiven Google-Bewertungen<br />

von wefox-Produkten angeregt<br />

wurden, distanziert sich wefox von<br />

möglichen derartigen Aktivitäten.“<br />

Gutscheine als Anreiz<br />

Über die beratungswerk24 AG wurden<br />

dafür sowohl ein Callcenter aus Wedel<br />

als auch die Social Media Chain<br />

GmbH aus München engagiert. Laut<br />

vorliegenden Unterlagen sollen sie<br />

dafür zuständig gewesen sein, die<br />

Kunden zu aktivieren, falls nötig<br />

Google-Konten zu erstellen und den<br />

kontaktierten Leads mitunter eine<br />

geeignete Rezension vorzuformulieren.<br />

Die hätten diese dann nur noch<br />

übernehmen müssen.<br />

Als Motivation wurden zusätzlich<br />

Amazon-Gutscheine in Aussicht<br />

gestellt. Diesen Vorgang und den<br />

Empfang entsprechender Gutscheine<br />

(meist zwischen 10 und 30 Euro)<br />

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