procontra | Ausgabe 01/2024
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62 | BERATER Betriebliche Altersversorgung<br />
»Pensionszusagen jährlich prüfen«<br />
Hans von Maltzahn, Senior Manager bei Hoesch & Partner, verrät, wie Hemmnisse in der<br />
bAV überwunden werden können und welche Argumente im Vertrieb jetzt greifen.<br />
ST STEFAN TERLIESNER<br />
<strong>procontra</strong>: Wie beurteilen Sie das<br />
Produktangebot in der betrieblichen<br />
Altersvorsorge?<br />
Hans von Maltzahn: Makler können<br />
mittlerweile auf eine Vielfalt an bAV-<br />
Produkten aller Durchführungswege<br />
zurückgreifen. Das bedeutet mehr<br />
Wettbewerb, der sich positiv auf den<br />
Leistungsumfang und die Kostenstruktur<br />
der Produkte auswirkt. Gleichzeitig<br />
wünscht sich eine wachsende Anzahl an<br />
Kunden eine weitere Befreiung von Beitragsgarantien.<br />
Die Anbieter haben darauf<br />
reagiert. Vor zwei Jahren wurde die<br />
100-prozentige Beitragsgarantie unterschritten.<br />
Sollte dieser Trend anhalten,<br />
haben sowohl sicherheitsbewusste als<br />
auch risikofreudige Anleger noch mehr<br />
Auswahl. Dann sollte auch die Durchdringungsquote<br />
endlich steigen.<br />
<strong>procontra</strong>: Vor allem in kleinen und<br />
mittleren Betrieben ist die Durchdringung<br />
relativ gering. Wie ließe sich<br />
die Abschlussbereitschaft sonst noch<br />
erhöhen?<br />
von Maltzahn: Arbeitgeber schreckt<br />
der hohe Verwaltungsaufwand in der<br />
bAV ab. Wir überwinden diese Hürde,<br />
indem wir Arbeitgebern den größten<br />
Teil des bürokratischen Aufwands abnehmen.<br />
Ohnehin sind wir während des<br />
gesamten Prozesses an der Seite der<br />
Arbeitgeber: Wir beraten zur Produktauswahl<br />
und zum passenden Durchführungsweg.<br />
In Abstimmung mit den<br />
Was Sie erfahren<br />
werden<br />
Warum die Angst vor Komplexität<br />
und Bilanzrisiken<br />
nicht sein muss<br />
Auf welche bAV-Lösungen<br />
Makler zurückgreifen können<br />
Warum hohe Deckungsgrade<br />
ein gutes Vertriebsargument<br />
sind<br />
Arbeitgebern gehen wir anschließend<br />
in individuelle Beratungen mit den Mitarbeitenden<br />
vor Ort oder digital. Auch<br />
die Versicherer stellen immer mehr<br />
digitale Self-Service-Angebote für die<br />
Endkunden zu Verfügung. Dies ist der<br />
einzige Weg, um Vorbehalte gegen die<br />
bAV abzubauen und für eine größere<br />
Marktdurchdringung zu sorgen.<br />
<strong>procontra</strong>: Bei den Konzernen sind<br />
die Pensionsverpflichtungen zu mehr<br />
als 80 Prozent durch Rückstellungen<br />
bzw. Planvermögen gedeckt. Wie ist der<br />
Deckungsgrad im Mittelstand?<br />
von Maltzahn: Tatsächlich haben in<br />
den letzten Jahren Mittelstand und<br />
Konzerne Beiträge im Milliardenbereich<br />
zurückgestellt. Aber das wird mit Blick<br />
in die Zukunft voraussichtlich nicht<br />
reichen. Auf die Unternehmen kommen<br />
weitere hohe Verpflichtungen zu. Das<br />
gerade die Boomer-Jahrgänge ab jetzt<br />
in Rente gehen, vereinfacht die Situation<br />
nicht gerade. Wir raten Unternehmen<br />
daher dringend, ihre Pensionszusagen<br />
jährlich zu prüfen und sich gegebenenfalls<br />
Expertise an die Seite zu holen, um<br />
einer Unterdeckung vorzubeugen oder<br />
diese überhaupt erst festzustellen.<br />
<strong>procontra</strong>: Aber der aktuell hohe Deckungsgrad<br />
zeigt doch, dass das System<br />
funktioniert. Greift der Vertrieb dieses<br />
Argument auf?<br />
von Maltzahn: Ja, klar. Bei Durchführungswegen<br />
wie der Direktversicherung<br />
oder der Unterstützungskasse sehen<br />
wir heute sogar eine 100-prozentige<br />
Deckung. Diese Produkte berühren die<br />
Bilanzen nicht. Das überzeugt auf Sicherheit<br />
bedachte Arbeitgeber, die vor<br />
hohen Pensionsverpflichtungen Bedenken<br />
haben, und Arbeitnehmer. Zu klären<br />
ist im Rahmen der Beratung also immer,<br />
ob bereits Pensionsverpflichtungen<br />
aufseiten des Arbeitgebers bestehen.<br />
Falls ja, liegt ein anderes Problembewusstsein<br />
aufseiten der Unternehmen<br />
vor, da sich Zinsschwankungen auf<br />
den Deckungsgrad auswirken. Sinkt<br />
das Zinsniveau, sinkt tendenziell auch<br />
die Ausfinanzierung und umgekehrt.<br />
Aktuell gibt es wieder Zinsen. Nur wenn<br />
das Zinsniveau irgendwann mal wieder<br />
anhaltend niedrig bleibt, droht eine<br />
Deckungslücke. Eine gute bAV-Beratung<br />
wirkt dem entgegen, indem das Portfo-<br />
1 | <strong>2024</strong>