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Können Computer denken? Teil 1 - Didaktik der Informatik

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geltende Menschen recht lausige Schachspieler sind, daß auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite viele Spitzenspieler<br />

hier sehr einseitig begabt und im alltäglichen Leben gelinde gesagt wun<strong>der</strong>lich<br />

sind, spricht eher dagegen. Genaueres ließe sich allerdings erst sagen, wenn detaillierter<br />

untersucht ist, welche geistigen Prozesse und Faktoren bei Schachspielern und bei an<strong>der</strong>en<br />

Beispielen intelligenten Verhaltens eine Rolle spielen; davon sind wir weit entfernt.<br />

Daß Maschinen wie DEEP THOUGHT Spitzenspielern Mühe machen, beweist nur eins:<br />

Schach kann auch durch stures Rechnen, durch rein mechanische Symbolmanipulation<br />

— etwas, das von unserem Alltagsverständnis von Intelligenz weit entfernt ist — erfolgreich<br />

gespielt werden, wenn es nur schnell genug geschieht und in die Mechanismen viel<br />

menschliche Intelligenz und geistige Arbeit investiert wurde. Das sagt über die künftigen<br />

Intelligenzfähigkeiten von Maschinen wenig aus, es sei denn, man hängt dem Glauben an,<br />

daß auch menschliches Denken genau so abläuft (alternativ kann man die mechanische<br />

Symbolmanipulation als Denken bzw. Intelligenz definieren und offen lassen, welche Prozesse<br />

beim Menschen darüber hinaus stattfinden und welchen Namen man ihnen geben<br />

soll).<br />

1.2 Themenkreise <strong>der</strong> KI<br />

Wenn Maschinen wie DEEP THOUGHT immer billiger und für jeden verfügbar werden,<br />

könnte das zur Folge haben, daß Schach als intellektuelle Herausfor<strong>der</strong>ung für den Menschen<br />

jeden Wert verliert. Einige wenige würden sich vielleicht darauf spezialisieren, durch<br />

genaues Studium <strong>der</strong> verwendeten Algorithmen Wege zu finden, die Maschine auszutrick-<br />

”<br />

sen“ (so wie wir unseren Schülern gerne vorführen, daß Taschenrechner bei geschickter<br />

Ausnutzung von Rundungsfehlern völlig falsche Ergebnisse liefern). Sie könnten damit bei<br />

” Wetten daß“ auftreten, neben Leuten, die auswendig zu je<strong>der</strong> Telefonnummer aus Wanne-<br />

Eickel den Namen nennen o<strong>der</strong> die Farbe von Buntstiften mit <strong>der</strong> Zunge erkennen können<br />

(so wie auch die früher im Varieté auftretenden Rechenkünstler“ nicht so sehr als hoch-<br />

”<br />

intelligent, wohl eher als freaks galten). Wir sind damit im Bereich <strong>der</strong> Spekulation und<br />

spinnen den Faden auch gleich weiter. Welche liebgewonnenen o<strong>der</strong> lästigen intellektuellen<br />

Tätigkeiten lassen sich noch durch spezialisierte <strong>Computer</strong>programme ersetzen? Wie wird<br />

das unsere Einstellung dazu und zu uns selbst, unser Zusammenleben verän<strong>der</strong>n?<br />

Richtig spannend werden diese Fragen aber erst, wenn man die Ebene <strong>der</strong> Spezialprogramme<br />

und Werkzeuge für genau begrenzte Aufgaben verläßt und sie auf eine umfassende,<br />

den Menschen in allen Bereichen vergleichbare maschinelle Intelligenz bezieht (das war<br />

die ursprüngliche, von Turing aufgeworfene Frage). Es wird sich nämlich vermutlich herausstellen,<br />

daß auf vielen Gebieten die Leistungsfähigkeit von <strong>Computer</strong>n recht bescheiden<br />

bleibt, wenn es nicht gelingt, sie auch mit Alltagsverstand, allgemeinem Wissen über die<br />

Welt und einer menschenählichen Flexibilität auszustatten. Unabhängig davon, ob das<br />

möglich ist (wenn, dann wird es noch sehr lange dauern), kann man das wollen? Sind ” sie“<br />

dann Personen? Werden ” sie“ uns beherrschen?<br />

Für den Hersteller o<strong>der</strong> Konstrukteur kommerzieller <strong>Computer</strong> — sei es nun für Schach<br />

o<strong>der</strong> für ” seriösere“ Anwendungen in Wirtschaft und Wissenschaft — stellt sich das Pro-<br />

Fähigkeiten hauptsächlich Frauen mit ausgeprägter Entwicklung <strong>der</strong> logisch-analytischen Veranlagungen<br />

vom Schach angezogen fühlen. Diese bleiben dann — ebenso wie die allermeisten Männer — auf <strong>der</strong> Stufe<br />

<strong>der</strong> Kompetenz (zwei Stufen unter dem Expertentum) stecken (1987, S. 48). Vielleicht ist das auch eine<br />

Erklärung für die <strong>Informatik</strong>.<br />

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