Können Computer denken? Teil 1 - Didaktik der Informatik
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sur und generalstabsmäßiger (Des-) Information <strong>der</strong> Öffentlichkeit 17 — Anfang des Jahres<br />
1991 in <strong>der</strong>selben Region erprobt.<br />
Die militärische Geheimhaltung macht es häufig schwer, den Stand <strong>der</strong> Technik richtig einzuschätzen.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite lassen sich die im zivilen Bereich gewonnenen Lösungen<br />
ohne weiteres auf den militärischen übertragen (Dual Use). So ist es im Bereich <strong>der</strong> KI<br />
für einen Forscher so gut wie unmöglich, den militärischen (Haupt-) Nutzen seiner Arbeit<br />
auszuschließen, ein Umstand auf den insbeson<strong>der</strong>e Joseph Weizenbaum immer wie<strong>der</strong><br />
hingewiesen hat. 18 Das Massachusetts Institute of Technology (MIT), an dem er selbst<br />
früher arbeitete, eines <strong>der</strong> renommiertesten KI-Institute <strong>der</strong> Welt, duldet keine geheime<br />
Forschung auf dem Gebiet <strong>der</strong> Universität. Allerdings ist beispielsweise im dort angesiedelten<br />
Media Lab, einer ” Zukunftswerkstatt“ für ” intelligente“ Kommunikation und neue<br />
Medien, die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) des Pentagon einer<br />
<strong>der</strong> Hauptgeldgeber in den Bereichen Speech, Spatial Imaging und Human-Machine Interface.<br />
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3.2 Anwendungs- und Forschungsgebiete<br />
Die anwendungsorientierte KI ist eine bunte Landschaft teils eng, teils lose verbundener<br />
<strong>Teil</strong>gebiete mit unscharfen Grenzen zur konventionellen Datenverarbeitung (und die folgende<br />
Einteilung ist wie jede an<strong>der</strong>e problematisch: die <strong>Teil</strong>gebiete überschneiden sich<br />
und es entstehen immer wie<strong>der</strong> neue). Beim Sprachverstehen geht es um die inhaltliche<br />
Analyse von Sätzen und Texten, z. B. Anfragen und Anweisungen von Benutzern an<br />
<strong>Computer</strong>systeme. Ein solcher ” Dialog“ ist heute in eingeschränkten, genau umrissenen<br />
Themenbereichen (Datenbanken, Fahrplanauskunft etc.) möglich, wenn die Sätze nicht zu<br />
kompliziert o<strong>der</strong> zu unvollständig sind; dann werden auch einige Bezüge zu früheren Sätzen<br />
(Pronomen usw.) verstanden. Ein allgemeines, beliebige Themen des Alltags betreffendes<br />
Sprachverständnis ist noch nicht einmal in Sicht, geschweige denn in Ansätzen realisiert.<br />
Ganz analoge Einschränkungen gelten damit auch für die automatische Übersetzung.<br />
Eine brauchbare Übersetzung mit relativ wenigen Fehlern ist zur Zeit nur für eng umgrenz-<br />
17 Theodore A. Postol vom MIT fand heraus, daß das Raketenabwehrsystem Patriot ” bei <strong>der</strong> Abwehr<br />
von irakischen Scud-Raketen bei weitem nicht so erfolgreich war, wie die Medien in <strong>der</strong> Kriegszeit den<br />
Eindruck erweckten. Die Zahl <strong>der</strong> in Israel durch Scud-Raketen zerstörten Wohnungen war in <strong>der</strong> Zeit<br />
des Einsatzes von Patriot dreimal so hoch wie in <strong>der</strong> sonstigen Zeit des Krieges, obwohl es in beiden<br />
Zeitabschnitten gleich viele Scud-Angriffe gab. Eine wichtige Ursache dieser falschen Einschätzungen war,<br />
daß die Bedienungsmannschaften Bil<strong>der</strong> auf den Radarschirmen wahrnahmen, die sie zu <strong>der</strong> Annahme<br />
verführten, sie seien gegen Scuds erfolgreich gewesen. Dagegen scheint es tatsächlich so gewesen zu sein,<br />
daß die Software in den Patriots immer dann einen ,Treffer‘ anzeigte, wenn <strong>der</strong> Raketenkopf das vorher<br />
anvisierte Ziel erreicht hatte, unabhängig davon, ob dabei eine Scud getroffen wurde.“ (Wechselwirkung<br />
Nr. 57, Oktober 1992, S. 20)<br />
18 Z. B. hat er dargelegt, daß auch die Programmierung eines interaktiven, natürliche Sprache verstehenden<br />
Fantasy-Spiels für Kin<strong>der</strong> sich nicht von <strong>der</strong> eines elektronischen ” Kopiloten“ zur Fein<strong>der</strong>kennung und<br />
-bekämpfung im Kampfflugzeug unterscheidet (1991, S. 53 f.).<br />
19 Vgl. S. Brand (1990, S. 32 f.). Für die Bundesrepublik Deutschland gilt: ” Untrennbar verwoben sind<br />
insbeson<strong>der</strong>e Forschungs- und Verteidigungsministerium. 1990 stellte die Bundesregierung für Forschung<br />
und Entwicklung <strong>der</strong> Elektronik, Informations- und Kommunikationstechnik knapp 1,8 Milliarden DM zur<br />
Verfügung. Davon entfielen eine Milliarde DM auf das Verteidigungs- und <strong>der</strong> Rest auf das Forschungsministerium,<br />
wobei dort wie<strong>der</strong>um ein Großteil für För<strong>der</strong>maßnahmen mit Dual-Use-Charakter bestimmt<br />
war“ (Eurich (1991), S. 139). Dazu kommen interessierte Gel<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Wirtschaft. So hat beispielsweise<br />
die Stiftung <strong>der</strong> SEL, Hersteller u. a. von Sprachcodierungs- und Spracherkennungssystemen für den militärischen<br />
und zivilen Bereich, eine Reihe von Projekten zur Kommunikationsforschung und KI finanziert.<br />
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