Können Computer denken? Teil 1 - Didaktik der Informatik
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la McCorduck (1987) 52 aufgeschrieben; geprägt vom ungebrochenen Optimismus dieser<br />
Zeit ist es eine unverzichtbare und spannende Quelle zur Erkundung <strong>der</strong> Motive und Hoffnungen<br />
<strong>der</strong> Pioniere und Protagonisten <strong>der</strong> KI (an<strong>der</strong>e sprechen von einer ” Hofchronik“).<br />
Kürzer, neuer (allerdings wird man das Gefühl nicht los, vieles genau so schon an<strong>der</strong>swo gelesen<br />
zu haben), etwas distanzierter, auch mit Blick auf Entwicklungen in Deutschland, ist<br />
<strong>der</strong> Report von Stephanie Sand (1986). Frank Rose (1986) macht in einer faszinierenden<br />
Mischung aus Roman und Sachbuch nicht nur deutlich, wie schwierig es ist, die Anwendung<br />
des gesunden Menschenverstandes beim Hereinholen einer Zeitung in ein in LISP<br />
geschriebenes script umzusetzen, son<strong>der</strong>n illustriert auch anschaulich, welche entscheidende<br />
Rolle <strong>der</strong> Kampf um Forschungsgel<strong>der</strong>, Konkurrenz zwischen den Universitäten und<br />
Veröffentlichungsdruck bei <strong>der</strong> Entwicklung einer Wissenschaft spielen (dabei treten fast<br />
alle prominenten KI-Vertreter und Kritiker auf).<br />
Im Prachtband (viele Bil<strong>der</strong> und als Bettlektüre etwas zu groß und zu schwer) von Raymond<br />
Kurzweil (1993) werden (etwas MIT-zentriert und mit Gastbeiträgen prominenter<br />
KI-ler) die Wurzeln, Ziele und Visionen <strong>der</strong> KI vorgestellt; <strong>der</strong> Autor gehört zu den ausgesprochenen<br />
Optimisten, für ihn ist KI das, was <strong>der</strong> Mensch noch besser kann (die Zeittafel<br />
im Anhang beginnt mit den Dinosauriern und endet mit ” 2020–2070: Ein <strong>Computer</strong> besteht<br />
den Turing-Test, <strong>der</strong> Intelligenz auf menschlichem Niveau nachweist“). Eine Übersicht<br />
<strong>der</strong> historischen, technischen, gesellschaftspolitischen und philosophischen Aspekte<br />
<strong>der</strong> KI bieten Bernhard Irrgang & Jörg Klawitter (1990) als Einleitung zu einer<br />
Sammlung von einschlägigen Aufsätzen zu grundlegenden Einzelfragen (u. a. Technik, Militär,<br />
Ethik, Sprachverstehen, Philosophie; vgl. auch die Beiträge <strong>der</strong> beiden Autoren im<br />
ähnlich angelegten, von Joachim Schmidt (1992) herausgegebenen Band).<br />
In Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> BBC hat <strong>der</strong> NDR (1991) die Fernsehserie Eine Maschine<br />
verän<strong>der</strong>t die Welt produziert. In <strong>der</strong> vierten Folge werden die zentralen Ansätze und<br />
Probleme <strong>der</strong> KI fundiert, fair und ohne unkritische Euphorie vorgestellt und sehr gut<br />
illustriert.<br />
Hinweise zu Einzelproblemen<br />
Freud (1917) deutete den zeitgenössischen Wi<strong>der</strong>stand gegen die Psychoanalyse als —<br />
nach <strong>der</strong> kosmologischen und biologischen — dritte Kränkung des menschlichen Narzißmus.<br />
Sherry Turkle (1984, S. 382 ff.) nimmt diesen Gedanken auf und beschreibt die<br />
Frage nach dem Geist im Verhältnis zur Maschine als ” Bedrohung und Obsession, Tabu<br />
und Faszination“. Matthias Tichy & Ekkehard Martens (1986, S. 68–72) druckten<br />
diesen Textabschnitt unter dem Titel ” Die vierte Kränkung des Menschen“ nach.<br />
Einen guten Überblick über Stand und Probleme bei <strong>der</strong> Erforschung und Messung menschlicher<br />
Intelligenz geben Robert Kail & James W. Pellegrino (1988). In einem brillanten<br />
Buch hat Stephen Jay Gould (1983) die Geschichte <strong>der</strong> Intelligenzmessung mit allen<br />
ihren methodischen Kurzschlüssen, Ideologien, rassistischen und sexistischen Vorurteilen<br />
und Auswirkungen beschrieben. Ebenfalls kritisch mit dem IQ setzt sich Howard Gardner<br />
52 Die deutsche Ausgabe durch einen auf <strong>Computer</strong>literatur spezialisierten Verlag ist ein abschreckendes<br />
Beispiel für den Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> Buchkultur durch zeitgenössische Produktionsmethoden. Offensichtlich<br />
wurden — unter Einsparung von Lektorat und Korrektur — die Disketten <strong>der</strong> Übersetzerinnen unmittelbar<br />
in den Belichter kopiert. Ergebnis: eine Fülle von Tipp- und Übersetzungsfehlern (als beson<strong>der</strong>s krasses<br />
Beispiel vgl. das zweite Weizenbaum-Zitat auf S. 291 mit <strong>der</strong> Fassung in Weizenbaum (1977) S. 267).<br />
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