Können Computer denken? Teil 1 - Didaktik der Informatik
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” Der endgültige KI-Durchbruch wäre <strong>der</strong> Bau einer Maschine, die lernen o<strong>der</strong> sich infolge<br />
ihrer eigenen Erfahrungen auf eigene Weise verän<strong>der</strong>n kann.“ 43 Allerdings befürchtet er,<br />
für die Realisierung eines lernfähigen Programmes, dem nicht die riesigen notwendigen<br />
”<br />
Informationsmengen löffelweise eingegeben werden“ müssen, könnte es sich als notwendig<br />
”<br />
herausstellen, erst die Entwicklung eines effektiven Hand-Auge-Systems und eines Verarbeitungsgeräts<br />
für Bil<strong>der</strong> abzuwarten“, Bert Raphael dagegen, einer <strong>der</strong> Pioniere <strong>der</strong><br />
Robotik, erwartet den entscheidenden Durchbruch auf seinem Gebiet erst dann, wenn<br />
” das grundlegende Problem <strong>der</strong> Wissensstrukturen“ gelöst ist.44 Damit schließt sich <strong>der</strong><br />
Kreis zum Zirkel.<br />
Mit Hilfe von <strong>Computer</strong>n können wir vieles, was wir ohne sie nicht könnten: exakte und<br />
schnelle Berechnungen, Verwaltung und Verknüpfung großer Datenmengen, lange Deduktionsketten<br />
mit vielen Prämissen, Simulationen von Prozessen mit einer großen Zahl wechselwirken<strong>der</strong><br />
Faktoren. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite hat es die KI nicht geschafft, das Sprachverständnis<br />
eines vierjährigen Kindes o<strong>der</strong> auch ” nur“ die kognitiven Fähigkeiten einer<br />
Katze nachzubilden. Vieles, was für uns schwierig und kompliziert ist, wurde erfolgreich<br />
als Programm geschrieben; erst spät wurde klar, wie schwer zu programmieren das ist,<br />
was uns leicht fällt, so leicht, daß wir es und seine Bedeutung kaum bemerken. Nicht das,<br />
wofür wir uns anstrengen müssen (und daher die Lösungsschritte recht gut beobachten<br />
und protokollieren können), son<strong>der</strong>n fast automatische Abläufe, Unbewußtes, Intuitionen<br />
und Assoziationen, unsere Lebenswelt, unser Alltagswissen und Common sense sind das<br />
Problem.<br />
Wir können die unterschiedlichsten Handschriften lesen. Wir erkennen auch bei einer ganz<br />
neuen, ungewöhnlichen Designerschrift ein A als A und haben außerdem eine Vorstellung<br />
davon, wie in dieser Schrift ein B aussehen müßte. 45 Wir können in einer lauten Kneipe<br />
Gespräche führen und verstehen, auch wenn unser Gegenüber mit Akzent spricht und<br />
unvollständige o<strong>der</strong> grammatikalisch falsche Sätze bildet. Wir nehmen Mehrdeutigkeiten<br />
gar nicht erst als solche wahr, wir verstehen und ergänzen aus dem situativen Kontext,<br />
wir können aus wenigen Andeutungen Schlüsse ziehen.<br />
Wir entdecken in einer unaufgeräumten Küchenschublade sofort das gesuchte Brotmesser.<br />
Wir erkennen ein Gesicht in <strong>der</strong> Menge, trotz Hut, Brille und Schnurrbart, das wir<br />
acht Jahre nicht gesehen haben. Im Museum bemerken wir nicht nur sofort, was die Bil<strong>der</strong><br />
darstellen, son<strong>der</strong>n auch die beson<strong>der</strong>en Stilmerkmale <strong>der</strong> Pointillisten, Kubisten und<br />
Fotorealisten.<br />
Auf einer Party können wir ein Glas hinter uns abstellen, uns dieser o<strong>der</strong> jenem zuwenden,<br />
am Käsegebäck naschen und danach mit traumhafter Sicherheit ohne hinzusehen wie<strong>der</strong><br />
das Glas ergreifen; anschließend können wir uns mit dem Glas in <strong>der</strong> Hand durch das<br />
Gewühle drängeln, ohne einen Tropfen zu verschütten. Wir können ohne explizite Kenntnis<br />
<strong>der</strong> Gesetze von Trägheit und Schwerkraft diese berücksichtigen und sogar ausnutzen,<br />
wenn es z. B. gilt, ein an einem Kran hängendes, hin und her pendelndes <strong>Teil</strong> punktgenau<br />
abzusetzen. 46<br />
43 Schank & Chil<strong>der</strong>s (1986), S. 47.<br />
44 Zitiert nach H. L. Dreyfus (1985), S. 311 f. u. 290.<br />
45 Nach Douglas R. Hofstadter (1988, S. 689) ist das das zentrale Problem <strong>der</strong> KI.<br />
46 Dieses von ihnen so genannte ” Kranführerrätsel“ hat sich nach Igor Aleksan<strong>der</strong> & Piers Burnett<br />
(1984, S. 28 f.) gegenüber einer Bewältigung durch Roboter ” als bemerkenswert wi<strong>der</strong>spenstig“ erwiesen.<br />
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