Können Computer denken? Teil 1 - Didaktik der Informatik
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haben. Erst allmählich lernte ich dabei zu unterscheiden:<br />
• das Getöse in den Medien und die Realität in den Labors (uns werden <strong>denken</strong>de<br />
<strong>Computer</strong> versprochen und entwickelt werden elektronische Checklisten und Manuale<br />
zur automatisierten Diagnose von Getriebeschäden);<br />
• die unterschiedlichen Ansprüche an die als ” intelligent“ in den Blick genommene Leistung<br />
(Orientierungsfähigkeit einer Katze, Sprachfähigkeit eines Kindes, Expertise<br />
eines Akademikers, Schachspiel eines Weltmeisters);<br />
• Grundlagenforschung und kommerzielles Interesse (ein besserer Formalismus für<br />
nicht-monotones Schließen o<strong>der</strong> Bordcomputer in jedes Auto);<br />
• die ingenieurwissenschaftliche und die kognitionswissenschaftliche Sicht (effektive<br />
und sichere Methoden zur Auswertung von Satellitenbil<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> das Geheimnis <strong>der</strong><br />
Intelligenz lüften);<br />
• schließlich (und sicher nicht vollständig) die unterschiedlichen Positionen bei den<br />
offenen und versteckten Kontroversen innerhalb und zwischen den verschiedenen<br />
Richtungen <strong>der</strong> KI.<br />
Bei <strong>der</strong> Philosophie war die Lage nicht viel besser. Die Diskussion hat sich naturgemäß erst<br />
in den letzten Jahren entwickelt, dann aber explosionsartig und zumeist einige tausend<br />
Kilometer entfernt von unseren Schulen. Auch wenn man nicht fachfremd Philosophie<br />
unterrichtet, ist es nicht ganz einfach, ein wenig Ein- und Überblick zu bekommen (auch<br />
hier fehlen die jüngeren Kolleginnen und Kollegen). Außerdem wurden Ausflüge in Gebiete<br />
(Psychologie, Sprachwissenschaft, Neurobiologie) nötig, die ich vorher nur vom Hörensagen<br />
kannte.<br />
Das alles mag erklären, warum die ” Sachanalyse“ viel umfangreicher als geplant wurde.<br />
Im <strong>Teil</strong> 1 stelle ich kurz einige Probleme mit dem Intelligenzbegriff und mit dem Vergleich<br />
menschlicher und maschineller Leistungen dar; nach einem Schwenk über die Mythen und<br />
die Übertreibungen stehen dann die Forschungsinteressen, Ergebnisse und Schwierigkeiten<br />
<strong>der</strong> technisch orientierten KI im Mittelpunkt. <strong>Teil</strong> 2 zeichnet nach, welchen Weg<br />
das Denken über das Denken in <strong>der</strong> Philosophie <strong>der</strong> Neuzeit genommen hat und wie dabei<br />
zentrale Konzepte <strong>der</strong> KI (mentale Repräsentation, Kalküle zur Formalisierung des<br />
Denkens) einerseits und ihrer Opponenten an<strong>der</strong>erseits (Bewußtsein, Verstehen, Intentionalität)<br />
entstanden sind; nicht nur die KI hat mit diesen Begriffen Probleme, son<strong>der</strong>n auch<br />
die Philosophie selbst: Vorschläge von Philosophen, sie gerade durch eine Orientierung an<br />
den Konzepten und empirischen Ergebnissen <strong>der</strong> KI zu lösen (nach dem Geben nun ein<br />
Nehmen), werden abschließend kurz vorgestellt. Im <strong>Teil</strong> 3 geht es dann (endlich) um den<br />
eigentlichen und umstrittenen Kern <strong>der</strong> Titelfrage: das ” <strong>Computer</strong>modell des Geistes“,<br />
KI als <strong>Teil</strong> <strong>der</strong> neuen Kognitionswissenschaft, die Grundannahmen und die Abfolge <strong>der</strong><br />
wechselnden Ansätze, Bewertung <strong>der</strong> Erfolge und Mißerfolge; den Abschluß bildet eine<br />
Reflexion über die interdisziplinären Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> KI.<br />
Zu diesen drei ” theoretischen“ Heften kommen drei weitere mit kurzen Beschreibungen<br />
und Kommentaren zu den oben genannten Versuchen zur unterrichtlichen Umsetzung, die<br />
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