50 Jahre Gemeinde Hafling
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Walter Schönweger erinnert sich…<br />
Episoden aus meiner Zeit als <strong>Gemeinde</strong>sekretär in Hafl ing<br />
Es war üblich, dass die <strong>Gemeinde</strong>ratssitzungen<br />
immer abends,<br />
nachdem die bäuerlichen<br />
<strong>Gemeinde</strong>räte ihre Stallarbeit<br />
beendet hatten, abgehalten wurden.<br />
So war es auch im November,<br />
wo die Seilbahn nicht mehr<br />
fahren konnte. Die <strong>Gemeinde</strong>ratssitzung<br />
begann um acht Uhr<br />
abends. Im Laufe des Nachmittags<br />
hatte es bereits zu schneien<br />
begonnen. Gegen 22:30 Uhr<br />
war die Sitzung zu Ende und ich<br />
machte mich auf Schusters Rappen<br />
auf den Heimweg. Über den<br />
Bürgeleweg, die große Brücke<br />
gab es ja noch nicht, den Berg<br />
hinunter bis nach Schenna. Keine<br />
Lichter der Stadt Meran waren<br />
zu sehen. Im Gesicht spürte ich<br />
die Schneeflocken und Zweige<br />
von den Bäumen. Erst als ich in<br />
den Weingärten von Sankt<br />
Valentin stand, hatte ich die Orientierung<br />
wieder gefunden und<br />
ging in Richtung Schenna, nach<br />
Hause.<br />
Ein Traum geht in Erfüllung. Die große<br />
Brücke über den Sinichbach.<br />
Hafl inger <strong>Gemeinde</strong>blatt 33<br />
In meiner ersten Zeit als <strong>Gemeinde</strong>sekretär<br />
kamen jene <strong>Gemeinde</strong>ratsmitglieder,<br />
die weiter entfernt wohnten,<br />
mit dem Pferd zur Ratssitzung.<br />
Die technische Ausstattung des<br />
<strong>Gemeinde</strong>amtes bestand aus<br />
einem Telefon und einer Schreibmaschine.<br />
Rechenmaschine besaß<br />
die <strong>Gemeinde</strong> noch keine, und so<br />
musste ich die ganze Buchhaltung,<br />
das Erstellen der Bilanz und der<br />
Bilanzänderungen von Hand rechnen.<br />
Zum <strong>Jahre</strong>sabschluss und bei<br />
anderen besonderen Erfordernissen,<br />
rechnete ich noch zu Hause weiter,<br />
oft bis tief in die Nacht hinein.<br />
Die Schreibmaschine, die lange<br />
Zeit die einzige war, hatte ihre<br />
Tücken. Ich diktierte die Beschlüsse<br />
für die Landesbehörde und Herbert<br />
Feichter tippte sie, so gut die<br />
Schreibmaschine es zuließ. Einmal<br />
war ein wichtiger Beschluss<br />
vorzubereiten, der schon am<br />
nächsten Tag in Bozen sein muss-<br />
te. Plötzlich löste<br />
sich der Buchstabe<br />
M und<br />
flog durch das<br />
<strong>Gemeinde</strong>büro.<br />
Etwas später war<br />
es der Buchstabe O. Es musste<br />
weiter getippt werden, damit ich<br />
noch vor Feierabend die Schriftstücke<br />
mitnehmen konnte. Auf die<br />
Schreibmaschine legten wir einen<br />
großer Zettel „Bitte nicht kehren,<br />
die Buchstaben M und O sind verloren<br />
gegangen“. Am nächsten<br />
Morgen war ich mit den Beschlüssen<br />
in Bozen und übergab sie dem<br />
zuständigen Beamten, der mich<br />
mit leicht hochgezogenen Augenbrauen<br />
ansah und bemerkte, dass<br />
hier Buchstaben fehlten. Darauf<br />
gab ich zur Antwort: „Ja diesmal<br />
schon, aber bis zum nächsten Mal<br />
werden wir die Buchstaben schon<br />
wieder haben“. Beim nächsten<br />
Mal in <strong>Hafling</strong>, reparierten Herbert<br />
Feichter und ich die Schreibmaschine.<br />
Mittlerweile waren die<br />
Zwar fehlt noch einiges an der neuen Brücke, aber die Verbindung über den Sinichbach<br />
wird gesegnet und gefeiert.