σ Fachliteratur - PD Dr. Wolfgang Schindler
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<strong>PD</strong> <strong>Dr</strong>. W. <strong>Schindler</strong>. Einführung in die Germanistische Linguistik – Seite 21<br />
5.3.1.1. VERB (V): konjugierbar, d.h. es flektiert nach Ps., Num., Modus, Tempus, Genus Verbi<br />
Erste Unterscheidung: Kann ein Verb im Präsens allein vorkommen? Ja: (a) und (b)!<br />
(a) VOLLVERBen (VV): grunzen, brüllen, schnauben. Vollverben legen die Verbvalenz (Anzahl und<br />
Art der Ergänzungen) fest. Man unterscheidet monovalente (schnarchen: Udo schnarcht), bivalente<br />
(verfolgen: Sie verfolgt ihn) und trivalente (geben: Sie gab es ihm) Verben.<br />
(b) KOPULAVERBen (KV): sein, bleiben, werden. Neben dem Subjekt fordern sie ein (Subjekts-)PRÄDI-<br />
KATIV, das als Nominativ-NP, als Adj, als PP, als Adverb oder Genitiv-NP auftreten kann:<br />
(50) Kunibert (SUBJ) ist ein BWL-Student/ neugierig/ im Keller/ dort/ des Wahnsinns.<br />
Zweite Subklassifizierung: Welches unselbständige Verb hat welche STATUSREKTION ((c) mit (e))?<br />
(51) Status 1: Infinitiv Status 2: zu-Infinitiv Status 3: Partizip II<br />
HV temporal wird beschreiben hat/hatte beschrieben<br />
HV Passiv 11<br />
wird/ist/bekommt beschrieben<br />
HV Konjunktiv würde beschreiben<br />
MV soll beschreiben<br />
Modalitätsverb hat/ist zu beschreiben<br />
(c) Hilfsverben (HV): haben (Tempus), sein (Tempus oder Passiv); werden (Futur oder Passiv), bekommen<br />
(Passiv); (Achtung: haben ‚besitzen‘ ist VV, sein kann auch KV sein).<br />
Aufpassen auf Futur-HV werden und KV werden: Pia wird (HV) Lehrerin werden (KV).<br />
Aufpassen auf HV/KV sein: Pia will (MV) in einem früheren Leben Kleopatra gewesen (KV) sein (HV)<br />
(d) MODALVERBen (MV): können, dürfen, sollen, müssen, wollen, mögen; mit vom MV statusregiertem<br />
einfachem Infinitiv: Er kann/ soll/ darf sich das Auto der Eltern ausleihen.<br />
(e) MODALITÄTSVERBen: Kuno pflegte/ drohte sofort einzuschlafen; mit zu-Inf. Man unterscheide:<br />
Der Terrorist drohte (VV) der Polizei mit der Geiselerschießung und Der Terrorist drohte (Modalitätsverb)<br />
einzuschlafen.<br />
(f) Ohne Statusrektion: FUNKTIONSVERBen (FV) mit PP bzw. NP: zum Halten bringen ← halten; zur<br />
Diskussion stellen ← diskutieren, in Verlegenheit bringen ← verlegen; Antwort geben ← antworten,<br />
Anklage erheben ← anklagen. „Streckform eines Verbs oder Adjektivs“ mit Verschiebung<br />
der wesentlichen Bedeutungsmerkmale auf ein deverbales bzw. deadjektivisches Substantiv; x<br />
bringt y zum Halten bedeutet ‚x bewirkt, dass y hält‘, nicht ‚x bringt ein Objekt y zu einem Ziel z‘.<br />
TRANSITIVE VERBEN wie verfolgen oder überreichen haben ein passivierbares AkkO (Er wurde von<br />
ihnen verfolgt, Die Urkunde wurde dem Studenten überreicht), INTRANSITIVE haben nur ein Subjekt<br />
oder Subjekt und Nicht-Akkusativobjekte (schnarchen, helfen, warten auf). MITTELVERBEN haben<br />
zwar ein AkkO, das aber nicht passivierbar ist (bekommen, enthalten, es gibt). Man kann manche<br />
transitiven Verben intransitiv gebrauchen (Sie liest gerade). – ECHTE REFLEXIVE VERBEN lassen keine<br />
11<br />
Es gibt im wesentlichen zwei Passive im Deutschen (über weitere passivähnliche Konstruktionen gehen die Meinungen<br />
auseinander, etwa Unholde gehören bestraft, Unholde sind zu bestrafen ‚müssen bestraft werden’): (i)<br />
das Akkusativpassiv, traditionell unterteilt in VORGANGS- und ZUSTANDSPASSIV (Aktiv: Das Gericht bestrafte die Unholde<br />
→ Die Unholde wurden bestraft (von dem Gericht) Vorgang, Die Unholde sind bestraft Zustand [worden]),<br />
und (ii) das DATIV- oder REZIPIENTENPASSIV wie in Die Polizei nahm dem Raser den Führerschein weg → Der Raser<br />
bekam den Führerschein weggenommen.