σ Fachliteratur - PD Dr. Wolfgang Schindler
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<strong>PD</strong> <strong>Dr</strong>. W. <strong>Schindler</strong>. Einführung in die Germanistische Linguistik Seite 6<br />
(8) demonstriert, dass der r-Varianten-Austausch (alveolarer Vibrant, uvularer Vibrant, uvularer<br />
Frikativ) kein Bedeutungsunterschied mit sich bringt. Diese drei r-Varianten sind folglich keine<br />
PHONEME, sondern ALLOPHONE, genauer FREIE VARIANTEN des Phonems /Ȑ/. Dagegen stellen [x] und<br />
[C] KOMBINATORISCHE VARIANTEN mit komplementärer Distribution dar, denn ihr Vorkommen ist<br />
umgebungsbedingt: /C/ realisiere [C], außer nach hinterem Vokal (z. B. [dax], [dǤx], [tu:x], vgl.<br />
auch noch und nöcher [nǤxȚntnœçǠ].<br />
Zwei Laute, die in Minimalpaaren wie [bUs] und [gUs] bedeutungsdistinktiv wirken, unterscheiden<br />
sich in mindestens einem distinktiven PHONOLOGISCHEN MERKMAL. So unterscheiden sich die<br />
stimmhaften Plosive /b/ und /g/ nur hinsichtlich des Artikulationsortes [bilabial] vs. [velar].<br />
Laute und Merkmale (Phoneme als Merkmalsmatrizen)<br />
Sprachlaute setzen sich aus elementaren PHONOLOGISCHEN MERKMALEN zusammen, die ihre Artikulation<br />
beschreiben. KONSONANTEN(PHONEME) vereinen (i) ARTIKULATIONSARTEN wie [plosiv] = Verschlussbildung<br />
und dessen abrupte Lösung wie bei /p/ oder /d/, (ii) ARTIKULATIONSORTE wie [bilabial],<br />
die beteiligte Artikulatoren benennen, und (iii) STIMMHAFTIGKEIT/STIMMLOSIGKEIT.<br />
VOKALE vereinen (i) HORIZONTALE ZUNGENPOSITIONEN wie [vorn] (/i:/, /e:/) und [hinten] (/u:/, /o:), (ii)<br />
VERTIKALE ZUNGENPOSITIONEN bzw., damit korrelierend, KIEFERÖFFNUNGSZUSTÄNDE wie [hoch] bzw. [geschlossen]<br />
(/i:/) oder [tief] bzw. [offen] (/a:/), (iii) LIPPENRUNDUNG [∓ rund] sowie (iv) LÄNGE/KÜRZE<br />
([∓ lang]), die z. B. /ǡ:/ und /a/ (Rate/Ratte) unterscheidet. 1<br />
– Beispiele:<br />
(9) /b/ + sth /n/ + sth /i:/ hoch/geschlossen<br />
labial alveolar + vorn<br />
plosiv nasal - rund<br />
+ lang<br />
Phoneme und Phonemklassen<br />
(10) Vokal K o n s o n a n t<br />
stimmhaft a, e, i, o, u r l m, n, N v, z, Z, j b, d, g<br />
stimmlos f, s, S, x p, t, k<br />
Liquid (oral) Nasal Frikativ Plosiv<br />
S o n o r a n t O b s t r u e n t<br />
Studieren Sie bitte das deutsche Vokal- und Konsonantensystem!<br />
(11) DIPHTHONGE:<br />
1<br />
öffnend wir [i:Éå], wirr [IÉå], Tür [y:Éå], Uhr [u:Éå], Tor [o:å9], Stör [O:å9], Meer [e:å9]<br />
mhd. liep, guot, brüeder → /i:, u:, y:/ (MONOPHTHONGIERUNG)<br />
schließend Seite [a�],Laute [a�], heute [o�] (pfui [u�])<br />
mhd. bein [e�], boum, böüme → /a�, a�, o�/ (DIPHTHONGWANDEL)<br />
Eine andere Sichtweise besteht darin, bei (iv) statt mit dem Parameter Länge [∓ lang]) mit Gespanntheit [∓ gespannt]<br />
zu arbeiten. Zugrundeliegend gespannte Vokale würden hierbei unter Akzent lang, ungespannte blieben<br />
kurz, vgl. /ǡ/, das bei /rǡtǩ/ dann [rǡ:.tǩ] artikuliert würde, und ungespanntes /a/ bei Ratte /ratǩ/.