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σ Fachliteratur - PD Dr. Wolfgang Schindler

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<strong>PD</strong> <strong>Dr</strong>. W. <strong>Schindler</strong>. Einführung in die Germanistische Linguistik Seite 8<br />

2. Nichtbuchstaben (z. B.)<br />

2.1. Interpunktem(graph)e , , , , , , , …<br />

2.2. Logogramm(graph)e , , , , , …<br />

2.3. Numerische Graphe , , ; , , (z. B. in XIV).<br />

Def. GRAPHE: konkrete segmentierbare Elementareinheiten der Schriftsprache, darunter Buchstabengraphe<br />

wie und Nichtbuchstabengraphe wie . Die segmentierten Graphe<br />

lassen sich als Varianten (ALLOGRAPHE) eines GRAPHEMs bestimmen, beispielsweise durch bedeutungsunterscheidende<br />

Minimalpaare wie vs. → (Buchstaben-)Grapheme<br />

und oder vs. → (logographische) Grapheme und . So können auch<br />

die Graphe als Allographe des Graphems bestimmt werden, da bei gleiche Wörter wahrgenommen werden.<br />

Bezieht man nun die so ermittelten Buchstabengrapheme auf die phonologischen Wörter, so<br />

zeigt es sich, dass sich schreibsprachliche PHONEMABBILDER (Terminus von Oliver Rezec (2009): Zur<br />

Struktur des deutschen Schriftsystems, Diss. München.) zu Phonemen in Beziehung setzen lassen.<br />

Eine solche Beziehung zwischen Graphemen und Phonemen nennt man PHONEM-GRAPHEM-<br />

KORRESPONDENZ (PGK). Sie wird durch „Pfeilzuordnung“ angegeben (ausführlich dazu s. z. B. Duden-Grammatik<br />

oder Busch/Stenschke: Kap. 4):<br />

(15) /i:/ → Miete /I/ → Mitte /y:/ → müde /Y/ → Mütter<br />

/u:/→ Wut /U/→ Mutter /e:/ → wer etc.<br />

/b/→ bunt /p/ → platt /d/→ Hund /t/→ bunt<br />

/z/ → satt /s/ → Ruß /S/ → Schal /N/ → jung etc.<br />

Phoneme werden durch einzelne Grapheme (wie /n/ → ) oder auch durch Graphemkombinationen<br />

wie (für den velaren Nasal) in der Schrift abgebildet.<br />

Diese PGK-Zuordnungen werden ggf. durch Schreibprinzipien wie das silbische oder morphologische<br />

Prinzip überformt. Obwohl in hallen [ha�ǩn] nur ein [l] gesprochen wird, schreibt man wegen<br />

des Silbengelenks (silbisches Prinzip). Bei hallten ist [l] kein Silbengelenk und dennoch<br />

schreibt man , weil das morphologische Prinzip verlangt, dass die allomorphischen Schreibungen<br />

möglichst ähnlich sein sollen, vgl. {HAND} und nhd. Hand, Hände vs. mhd. hant, hende.<br />

Bei hallen wird nicht die Kürze des voraufgehenden Vokals durch markiert, sondern die Gelenkfunktion,<br />

vgl. hallten vs. (fest)halten (hier liegt keine Homonymendifferenzierung vor!).<br />

Wie die deutsche Schreibung funktioniert: ein Beispiel<br />

Warum schreibt man /man/ ? Zunächst werden die drei Phoneme mittels PGK wie /m/<br />

→ übersetzt, sodass sich die noch ungrammatische Schreibung *man ergibt (1). Da es mindestens<br />

eine mehr als einsilbige Form des Wortes gibt (Mannes, Männer, Männern), in der das<br />

/n/ als Silbengelenk fungiert, wird infolge des silbischen Prinzips die Gelenkfunktion durch Doppelschreibung<br />

markiert (2) und infolge des morphologischen Prinzips, treffend auch „Stammkonstanzprinzip“<br />

genannt, ist in allen Vorkommnissen zu schreiben (4), doch ist auch<br />

*mann inkorrekt. Dass der geschriebene Pluralumlaut und nicht ist, obwohl die PGK /E/<br />

→ (Bett/*Bätt, Welt/*Wält, Rest, nett) lautet, liegt am morphologischen (Konstanz-)Prinzip,<br />

das die PGK blockiert und die ähnliche Umlautschreibung a > ä bewirkt. Schließlich wird das syntaktische<br />

Prinzip der Großschreibung des Substantivs (bzw. des Kopfes/Kerns der Nominalphrase)<br />

angewendet, was zu der Großschreibung des Anfangsbuchstabens führt.

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