σ Fachliteratur - PD Dr. Wolfgang Schindler

PD Dr. W. Schindler. Einführung in die Germanistische Linguistik Seite 32
Die Wortbedeutung hat zwei wesentliche Aspekte: die INTENSION (z. B. Angabe der semantischen
Merkmale; Begriffsinhalt), z. B.
(74) Frau [+ konkret, + belebt, + menschlich, + weiblich, + erwachsen],
und die EXTENSION (Begriffsumfang). Die Extension eines sprachlichen Ausdrucks ist die Menge
der „Gegenstände“, auf die der Ausdruck zutrifft:
(75) Wort Extension (= Aufzählung der Referenten; hier nur angedeutet)
Frau Nina Hagen, Jennifer Lopez, Kleopatra, Ella Fitzgerald, Frau Holle, ...
Mann Frank Zappa, Phil Collins, Julius Caesar, Frank Sinatra, Odysseus, ...
lieben (Tarzan, Jane), (Tragicomix, Falbala), (Odysseus, Penelope), ...
klug Albert Einstein, Immanuel Kant, Dalai Lama, Salman Rushdie, ...
Mit einem Eigennamen wie Nina Hagen oder einer NP wie das Haus können Sie auf eine Person
oder einen Gegenstand REFERIEREN (Nina Hagen ist morgen Abend Gast bei Biolek, Morgen wird
das Haus gestrichen). Ein Wort wie Haus referiert nicht, es 1 denotiert lediglich. Die 1 DENOTATION
eines Inhaltsworts ist die Kategorie (Menge) aller seiner potenziellen Referenten. Sie müssen
erst dieses Haus, mein Haus, die Häuser da o. Ä. bilden, damit Sie sich auf einen REFERENTEN (ein
konkretes Haus oder mehrere Häuser: aktuelle Referenz) beziehen können.
(76) Oskar (referierend) betrat das Haus (referierend)
(77) Das Nachbarskind (referierend) ist frech wie Oskar (nicht referierend, wenn ‚sehr frech‘; referierend,
falls ein Mensch namens Oskar als Vergleichsgröße dienen soll)
(78) [Flugzeug mit aufheulenden Triebwerken beim Start, der Pilot sagt:] Wir können abheben.
Die Musik stimmt (Referenz auf Triebwerksgeräusch, keine Extension von Musik)
(79) Vor mir liegt eine Gitarre/ ein Zupfinstrument/ ein Saiteninstrument (gleiche Referenz bei
ungleicher, zunehmend größerer Extension).
verwendet
bedeutet
Raucher ‚Person, die gewohnheitsmäßig raucht’ (INTENSION)
Sprecher 1 denotiert determiniert
REFERIERT auf EXTENSION
Helmut Schmidt (REFERENT)
Kate Moss Harvey Keitel ...
Frank Zappa Catherine Deneuve …
6.3. MERKMALSSEMANTIK (Komponentialsemantik)
Die Intension eines sprachlichen Ausdrucks kann man z.B. durch die begriffskonstitutiven Merkmale
angeben. Gemäß der MERKMALSSEMANTIK besteht sie aus einem Bündel SEMANTISCHER MERK-
MALE (SEME, wie [+ human]), die zusammen ein SEMEM (Zeicheninhalt) bilden, das einem FORMATIV
(einer phonolog. oder graphemat. Form, unten ) zugeordnet ist wie bei:
–[+ human, + weiblich, + erwachsen], –[+ human, + männlich, + erwachsen].