TITELSTORY Feldebene Interview mit Peter Adolphs, Geschäftsführer Pepperl+Fuchs Tastender Schall Mit dem Slogan 'Sensing your needs' hat Pepperl+Fuchs es auf den Punkt gebracht. Ein Sensorhersteller muss sich in die Applikation des Kunden hineindenken können, um ihm dann eine Technologien bereitzustellen, die für ihn optimal ist. Im Interview erklärte Peter Adolphs, Geschäftsführer Entwicklung & Marketing, was die entscheidenden Faktoren dafür sind und welche Vorteile die verschiedenen Sensortechnologien haben. 1945 wurde Pepperl+Fuchs von Ludwig Fuchs und Walter Pepperl in einer kleinen Reparaturwerkstatt gegründet und beschäftigt heute 4 300 Mitarbeiter. Wie sehen Sie die Entwicklung des Unternehmens? Als ich 1992 begann, hatte Pepperl+Fuchs bereits eine internationale Ausrichtung und wir hatten schon viele verschiedene Technologien im Portfolio. Ultraschall- und Optosensorik waren da- „Wir sind damit klar Marktführer für die Ultraschallsensorik im industriellen Anwendungssegment. mals aber noch Neuland für uns. Im induktiven Bereich waren wir längst etabliert. Das Unternehmen wuchs durch eine gewisse Doppelstrategie, bei welcher man konsequent neue Innovationen in bestimmten Produktbereichen vorstellte und dazu gehörte insbesondere die Optoelektronik, der Ultraschall, aber auch RFID. Der zweite Teil der Strategie, der seit Mitte der 90er Jahren vo- rangetriebende wurde, war Wachstum durch Akquisition. Sicherlich ist hier die Akquisition von Visolux zu nennen, damals einer der drei großen optoelektronischen Anbieter in Deutschland. Die Doppelstrategie, Akquisition durch Innovationen wie die PRT- Technik, die Pulslaufzeitmessung, die es ermöglichte die Lichtschranke auf eine günstige Kostenbasis zu bringen, zu ergänzen, hat sich bewährt. Vor zwei Jahren übernahmen Sie VMT, vor einem dreiviertel Jahr die Siemens-Sparte Beros mit dem Ultraschallportfolio. Was waren die Hintergründe für diese Akquisition und wie sind Ihre Erfahrungen in diesem dreiviertel Jahr? Man muss dazu sagen, dass wir ja bereits Produkte im Ultraschallbereich hatten. Siemens war damals die Nr. 1 am Markt und wenn sich eine solche Gelegenheit ergibt, muss man diese nutzen. Heute können wir einen Umsatz von rund 40 Millionen Euro vermelden und sind damit klar Marktführer für die Ultraschallsensorik im industriellen Anwendungssegment. Klar gibt es noch andere Anwendungsfelder die viel größer sind, aber ich spreche vom Umfeld des Maschinen- und Anlagenbau. Insofern war diese Akquisition keine reine Portfolioergänzung, eher eine 42 <strong>IEE</strong> • 5-2011 Markterweiterung, denn wir haben neue Märkte wie zum Beispiel Italien, wo Beros sehr stark war, hinzu bekommen. Wie hat dies der Markt aufgenommen, insbesondere die aktuellen Anwender? Also das Echo der Kunden war überwiegend positiv: Es wurde letztlich wertgeschätzt, dass sie nun von einem Spezialisten bedient wurden, der sich ausschließlich dem Thema Sensorik widmet. Es waren nur wenige dabei, die es als Nachteil ansahen, dass man sich jetzt nicht mehr aus dem großen Siemensportfolio bedienen konnte. Würden Sie sich als Marktführer oder als Technologieführer bezeichnen? Für die Ultraschallsensorik, ja. Die Frage zu beantworten ist extrem schwer, weil es letztlich immer eine Frage des Marktes ist. Wenn ich den gesamten Sensormarkt nehme und vielleicht am Ende sogar noch Sensorik für Automotive dazu nehme, sind wir ein kleiner Player. Wenn ich mich auf bestimmte Segmente kapriziere, sind wir stellenweise ganz vorne platziert. Also zum Beispiel sind wir seit vielen Jahren Marktführer im Bereich Sensorik für Chemieanlagen, also explosionsgeschützte Sensorik. Sie finden immer Industrien, immer Anwendungssegmente, wo wir ganz vorne sind und andere, wo wir noch Aufholbedarf haben. Wo sehen sie für Pepperl+Fuchs noch Aufholbedarf, unabhängig ob durch Akquisition oder durch neue Entwicklungen? Im Segment der Optoelektronik haben wir im Vergleich zu den anderen Sensoren, noch den größten Aufholbedarf. Das liegt natürlich historisch auch daran, dass wir mit der Visolux eine Firma übernommen haben, die wir integriert mussten. Das dauert bis es im Markt ankommt, dass wir dort in den letzten zehnJahren einen Menge Innovationen entwickelt haben. Und unser Markt ist schon relativ träge. Das ist nicht so, dass man ein neues Produkt vorstellt und dies sofort zum Rennern wird. Zum Beispiel die PRT-Technik, die wir seit einem Jahr massiv vermarkten, hat noch ein erhebliches Potential. Wir rechnen, dass es ➜
Bildquelle: Redaktion <strong>IEE</strong>/Renate Schildheuer „ Sensoren sind als klares Produktgeschäft anzusehen. Natürlich wollen wir auch Lösungen anbieten, aber Lösungen mehr im Sinne, dass wir eine Applikationsproblematik lösen. TITELSTORY Feldebene <strong>IEE</strong> • 5-2011 43