RegJo Südniedersachsen Ausgabe 4/2012
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<strong>RegJo</strong> SüDnIeDeRSACHSen PolitiK 109<br />
Aktion der Bürgerinitiative „Progö“. Von links nach rechts: Stefan Schneider, Sprecher der BI, Fritz güntzler und Holger Welskop<br />
(beide CDU), Felicitas oldenburg (FDP). Die Trennung zwischen Parteiarbeit und der Bürgerinitiative ist sehr unscharf.<br />
„ProGö“ sucht man vergebens nach einer differenzierten<br />
Auseinandersetzung, sie weist nur einseitig auf eventuell<br />
eintretende negative Konsequenzen hin. Das ist manipulativ,<br />
ihre Glaubwürdigkeit verspielt sie damit.<br />
Während in der Facebook-Gruppe von „Für Osterode“<br />
fleißig diskutiert wird und auch die Webseite regelmäßig<br />
upgedatet wird, ist es auffällig still bei der BI „ProGö“.<br />
Weder auf Facebook noch auf der Homepage passiert etwas<br />
Wahrnehmbares, selbst nicht im Endspurt – das Bürgerbegehren<br />
hatte nur bis Ende Dezember Zeit, die nötigen<br />
Unterschriften zu sammeln. Ankündigung von Ständen<br />
und Veranstaltungen? Sporadisch. Stand der gesammelten<br />
Unterschriften? Schwer zu sagen. Warum? Weil es keine<br />
zentrale Koordination der BI-Aktivitäten gibt. Der Sprecher<br />
weiß nicht, wann was wo im Landkreis stattfindet<br />
und wie viele Unterschriften gesammelt und bereits eingereicht<br />
wurden. Der Grund: BI-Aktivitäten hängen maßgeblich<br />
am Engagement von Parteimitgliedern – schwerpunktmäßig<br />
der von CDU und FDP, aber auch Die Linke,<br />
die Piraten und die Freien Wähler machen mit; je ein Mitglied<br />
von CDU und Linke sind die beiden Vertretungsberechtigten<br />
von Sprecher Stefan Schneider. Dass aus seiner<br />
anfänglichen Petition ein Bürgerbegehren wurde, geht<br />
auf einen Impuls aus CDU-Kreisen zurück. Die genannten<br />
Parteien zählen auch zum offiziellen Unterstützerkreis<br />
der BI, die Parteimitglieder organisieren eigenständig<br />
Aktivitäten und Infostände, werden aber nicht gezielt<br />
losgeschickt – so die offizielle Auskunft etwa der CDU.<br />
Ein Austausch oder eine Abstimmung zwischen den Ein-<br />
zelaktiven findet nicht statt. Diese ungewöhnliche Koalition<br />
der BI-Engagierten umfasst zufällig alle Gruppen, die<br />
im Kreis gegen den Fusionsgedanken sind und es drängt<br />
sich der Gedanke auf, dass die Bürgerinitiative nur das<br />
dünne Mäntelchen ist, unter dem sich alle Fusionsgegner<br />
sammeln, um auch jenseits des Kreistages im vermeintlich<br />
neutralen Gewand bürgerschaftlichen Engagements<br />
ihre politische Agenda weiterzuverfolgen. Offiziell hält<br />
man sich aus Sicht der die BI unterstützenden Parteien<br />
zurück, es sind nur zufällig die eigenen Mitglieder, die<br />
sich auch bei der BI engagieren. Doch die Trennung ist<br />
keineswegs so klar, wie man das gerne hätte. Eine ganzseitige<br />
Anzeige mit Hinweis auf das Bürgerbegehren und<br />
BI-Unterschriftenliste im Göttinger Anzeigenblatt Blick<br />
wurde von der CDU/FDP-Kreistagsgruppe finanziert. Im<br />
gleichen CDU-Schwarz-Orange-Blau ist der Informationsflyer<br />
mit Argumenten gegen die Fusion gehalten – hier<br />
wird im Namen der BI gesprochen, aber die CDU Kreistagsfraktion<br />
als Kontakt angegeben. Nähme man all die<br />
Parteiunterstützung für die BI „ProGö“ weg – es bliebe<br />
wohl kaum etwas übrig. In Osterode sind es überwiegend<br />
interessierte Bürger, die sich engagieren. In Göttingen<br />
ist die Annahme nicht ganz abwegig, dass die BI<br />
vor allem ein Vehikel für Parteien ist, die ihre Agenda<br />
nicht in den politischen Instanzen verwirklichen können.<br />
Beide sind nur „dagegen“, eine differenzierte und abwägende<br />
Argumentation lassen sie beide vermissen. Im Interesse<br />
des Bürgers handeln diese Bürgerinitiativen damit<br />
sicher nicht.