RegJo Südniedersachsen Ausgabe 4/2012
RegJo Südniedersachsen Ausgabe 4/2012
RegJo Südniedersachsen Ausgabe 4/2012
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>RegJo</strong> SüDnIeDeRSACHSen oSTeRoDe AM HARZ SPeZIAL oSteRode XXIX<br />
Der Hübichenstein bei Bad grund.<br />
Markant die bronzene Adlerskulptur,<br />
ein Denkmal an Kaiser Wilhelm I. Auf<br />
die kleinere der beiden Felsnadeln<br />
führt ein Wanderweg.<br />
Text: Franziska Fischer Fotografie: Marco Bühl<br />
Zwanzig Jahre hat Thomas Gans in München gewohnt und gearbeitet.<br />
In dieser Zeit hat der gebürtige Bad Lauterberger seine Heimat<br />
gerne und regelmäßig besucht. Die Veränderungen, die er<br />
dabei beobachtete, machten ihn von Mal zu Mal ratloser. Was er<br />
sah, war die schleichende Entwicklung einer Region zum strukturschwachen<br />
Raum: Die Bevölkerung schrumpfte, Unternehmen<br />
meldeten Insolvenz an, Produktionsstätten großer Konzerne wurden<br />
geschlossen. „In der Folge kamen die Leerstände, die inzwischen<br />
zum sichtbaren Symptom der Entwicklung geworden sind“,<br />
sagt Gans, der inzwischen in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist<br />
und dort als Bürgermeister amtiert.<br />
nach der Wende stand das ehemalige zonenrandgebiet vor<br />
neuen herausforderungen. Mit Folgen bis heute.<br />
Es geht dem Landkreis Osterode wie vielen Kommunen entlang<br />
der ehemaligen innerdeutschen Grenze, sei es nun in Oberfranken,<br />
Nordhessen oder eben der Harzregion: Nach der Wende fiel<br />
die Zonenrandförderung weg, zugleich wurde mit dem Aufbau Ost<br />
in die thüringischen Nachbarn investiert. Bis heute sind Löhne<br />
und Produktionskosten nicht auf einem einheitlichen Niveau angekommen.<br />
Die jeweiligen Standorte sind dabei nur wenige Kilometer<br />
voneinander entfernt. Die Auswirkungen dieses Fördergefälles<br />
manifestieren sich dabei weniger in einer Standortverlagerung<br />
der Firmen, vielmehr ist es schwierig, „unter diesen Bedingungen<br />
Unternehmen für Neuansiedlungen zu gewinnen“, erklärt Gudrun<br />
Feuerstein von der Wirtschaftsförderung des Landkreises Osterode.<br />
Der Schwerpunkt der Wirtschaftsförderung liegt dementsprechend<br />
darauf, bereits ansässige Firmen vor Ort zu halten, zu stärken und<br />
zur Expansion zu ermutigen.<br />
Die durch Fördergefälle und wirtschaftlichen Abschwung<br />
angestoßene Abwärtsentwicklung ist inzwischen zum Selbstläufer<br />
geworden. Mit den Arbeitsplätzen verschwinden die Menschen,<br />
ohne die Menschen erodieren nach und nach kulturelle und soziale<br />
Infrastruktur, Vereinsleben und Wohnqualität. Diese Schwächung<br />
weicher Standortfaktoren wiederum erschwert die Neuansiedlung<br />
von Industrie zusätzlich. Vor allem aber treiben diese<br />
wegbrechenden Strukturen den demografischen Wandel weiter<br />
voran, was wiederum die Strukturschwäche begünstigt. „Die jungen<br />
Menschen ziehen nicht weg, weil sie es hier nicht schön fin-