The Incredible Shrinking City: Stadtgeographie im Kontext des ...
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Erschien diese Entwicklung bis heute nur an zeitlich, wie räumlich weit<br />
entfernten Orten möglich, sind viele kommunale und städtische Verwal-<br />
tungen ganz aktuell davon betroffen. Es gibt zahlreiche Beispiele, und<br />
sie zeigen, diese Entwicklung ist keinesfalls eine Eintagsfliege oder ein<br />
lokalspezifisches Phänomen. Diese Prozesse sind flächendeckend ge-<br />
genwärtig und sowohl in Großstädten wie in ländlich geprägten Regio-<br />
nen zu finden. Besonders der Osten Deutschlands, also explizit Gebiete<br />
in der ehemaligen DDR, sind mit dem Problem <strong>des</strong> Schrumpfungspro-<br />
zesses konfrontiert. Man spricht hier von De-ökonomisierung, De-<br />
population und De-urbanisierung. Aber auch der Westteil der Republik<br />
wird über kurz oder lang von dieser Entwicklung betroffen sein.<br />
Das Phänomen von schrumpfenden Städten ist dabei nicht wirklich neu,<br />
aber die D<strong>im</strong>ension der Schrumpfung ist neu. Während sie sich in der<br />
Vergangenheit auf best<strong>im</strong>mte Regionen mit spezifischen Problemen be-<br />
schränkte, wird sie heutzutage flächendeckend wirksam. Bund, Länder<br />
und Gemeinden versuchen, darauf zu reagieren, und haben verstärkte<br />
Anstrengungen unternommen, Instrumente zur Steuerung der<br />
Schrumpfung zu entwickeln. Diese Instrumente sind allerdings unter-<br />
entwickelt oder wenig erprobt. Insgesamt ist das Problem wenig beach-<br />
tet worden, obwohl, wie ich noch zeigen werde, die Problemlage nicht<br />
aus heiterem H<strong>im</strong>mel kam. Das Wachstumsparadigma hat in der Bewer-<br />
tung der Realität zu einem blinden Fleck geführt.<br />
Überspitzt gesagt, wann <strong>im</strong>mer in den letzten zwei Jahrhunderten ein<br />
Mensch Stadtpolitik betrieb, er konnte mit Wachstum rechnen. Sein<br />
Weltbild und Bewertungsmaßstab war daran angepasst. Das Wachs-<br />
tumsparadigma hat eine zeitliche Entwicklung <strong>des</strong> Wachstums begleitet.<br />
Es hat aus heutiger Perspektive, dieser Entwicklung sozusagen Rech-<br />
nung getragen. Bevor ich die Frage aufgreife, ob die veränderte Fakten-<br />
lage eine Veränderung der mentalen Schablone nach sich zieht, möchte<br />
ich zunächst die Behauptung <strong>des</strong> blinden Flecks beweisen.<br />
In unserer Gesellschaft in der Wachstum dominierte und Wachstum<br />
angestrebt wird, war man lange Zeit blind und taub für die Alarmsigna-<br />
le, der sich ankündigenden Schrumpfung.<br />
Schnur, O. (Hrsg.):<br />
<strong>The</strong> <strong>Incredible</strong> <strong>Shrinking</strong> <strong>City</strong>:<br />
<strong>Stadtgeographie</strong> <strong>im</strong> <strong>Kontext</strong> <strong>des</strong><br />
demographischen Wandels.<br />
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