The Incredible Shrinking City: Stadtgeographie im Kontext des ...
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Die Rufer in der Wüste<br />
Obwohl der Schrumpfungsprozess viele Ebenen berührt, erscheint mir<br />
die demographische Perspektive, die interessanteste zu sein. Hier liegen<br />
langfristig die Ursachen für einen, in seinem jetzigen Erscheinungsbild,<br />
umfassenden Schrumpfungsprozess.<br />
Sicher können zum Teil auch in Gebieten in denen die Bevölkerung zu-<br />
rückgeht, die Wirtschafts- und Finanzmittel wachsen. Langfristig scheint<br />
mir aber ein Unternehmen, vor die Wahl zwischen einer zahlenmäßig<br />
wachsenden oder schrumpfenden Gemeinde bei ansonsten gleichen<br />
Ausgangsbedingungen, die Entscheidung zugunsten der zahlenmäßig<br />
wachsenden Gemeinde zu treffen.<br />
Welches Unternehmen investiert schon in Gebieten, in denen mittelfris-<br />
tig der Absatz- und Arbeitskräftemarkt schrumpft? Ganz zu schweigen<br />
von den rückläufigen Finanzmittel der Kommune, und den daraus resul-<br />
tierenden rückläufigen Investitionen in die staatliche Infrastruktur.<br />
Auf Länderebene ist diese <strong>The</strong>se sicherlich schwer nachzuweisen, weil<br />
die Prozesse zu komplex sind, als sie auf die demographische Kompo-<br />
nente zu reduzieren, aber es bleibt zumin<strong>des</strong>t vorstellbar, dass eine<br />
schrumpfende Bevölkerung auch Schrumpfungsprozesse in anderen<br />
Bereichen induziert.<br />
Bleiben wir also bei der demographischen Perspektive. Bevölkerungs-<br />
prognosen gaben bereits in den 70er Jahren erste Hinweise darauf,<br />
dass die Bevölkerung innerhalb der westlich zivilisierten Welt zukünftig<br />
zurückgehen würde, wenn das natürliche Minus nicht kontinuierlich<br />
durch Wanderungsgewinne aufgefangen werden könnte. Insgesamt<br />
entwickeln sich demographische Strukturen in sehr langfristigen Zeitab-<br />
ständen und die Auswirkung eines Geburtenrückgangs sieht man erst<br />
Jahrzehnte später, aber das natürliche Bevölkerungswachstum ist kon-<br />
tinuierlich zurückgegangen.<br />
In Deutschland beispielsweise sterben seit 1972 mehr Menschen als<br />
geboren werden. Die Geburtenrate ist gesamteuropäisch bereits seit<br />
mehreren Jahrzehnten unter das sogenannte Bestandserhaltungsniveau<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Geographisches Institut<br />
Arbeitsberichte<br />
Nr. 115 (2006)