The Incredible Shrinking City: Stadtgeographie im Kontext des ...

Katja Friebel
Ökologischer Stadtumbau - Recycling eines alten
Leitbildes für schrumpfende Städte?
Ob Engels, E. Howard, Le Corbusier, die Leitbilder der gegliederten und
aufgelockerten Stadt oder der ökologischen Stadterneuerung, sie alle
wollten die Lebensqualität der Menschen in den Städten verbessern und
den Bezug zur natürlichen Umwelt wiederherstellen. Ungebremstes
Wachstum und kurzfristiges Denken aber haben viel zu lange die Pla-
nungspolitik dominiert. Schrumpfende Städte könnten nun zum Aus-
druck einer gewandelten Lebens- und Denkweise avancieren und damit
ihre Attraktivität zurückerlangen.
Klimawandel in der Stadtwüste?
Eigentlich müsste man meinen, Städte werden für die in ihnen lebenden
Menschen gebaut. Und doch wird die seit Beginn der Industrialisierung
in neuem Maßstab einsetzende, rasche Verstädterung von Anfang an
begleitet von einer Kritik der „Unwirtlichkeit der Städte“. Diese bezieht
sich auf verschiedene Dimensionen: zum Einen auf städtebauliche Män-
gel, seien es das „Moloch“ der Großstadt in der Gründerzeit oder die
städtebaulichen Gegenentwürfe der 50er und 60er Jahre, die zum Ver-
lust der bis dahin nicht bewusst wahrgenommenen städtischen Umwelt,
der Urbanität, führen. Zum anderen evozieren die städtischen Lebens-
bedingungen soziale Probleme auf individueller und gesellschaftlicher
Ebene. Dazu zählen Segregation und Gentrification genauso wie die
Hektik, Einsamkeit, Anonymität, Orientierungslosigkeit, die neben Sozio-
logen wie Georg Simmel (1858-1918) auch von den Expressionisten
aufgegriffen und zu verstörenden Gedichten und Bildern verarbeitet
werden. Eine besondere Dimension aber nimmt die von den Städten –
trotz und vor allem wegen des technischen Fortschritts – verursachte
Umweltbelastung ein. Schon in der Hochphase der Industrialisierung
dämmte die Kritik an der lebensfeindlichen, gebauten Umwelt die Fort-
Schnur, O. (Hrsg.):
The Incredible Shrinking City:
Stadtgeographie im Kontext des
demographischen Wandels.
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